JULIA EXTRA BAND 0273
Herzschlag sich wieder beruhigte. Nur eine einzige Träne hatte sie nicht zurückhalten können. Duardo entdeckte sie, als er ihr Gesicht zu streicheln begann, und küsste sie fort. Dann legte er sich neben Kayla, zog sie an sich, bettete ihren Kopf an seine Schulter und zog die Bettdecke über sie beide.
Sie spürte seine Lippen an ihrer Schläfe und seine Hand auf ihrer Brust.
„Schlaf jetzt“, flüsterte er.
Das würde wohl nicht so leicht gelingen, denn sie musste darüber nachdenken, was soeben geschehen war. Doch kaum hörte sie seine gleichmäßigen Atemzüge, glitt auch sie in das Reich der Träume.
4. KAPITEL
Kayla streckte sich träge, genoss die Nachwirkungen von erfülltem Sex, schloss wieder die Augen und verlor sich in Erinnerungen an die vergangene Nacht.
Duardo begehrte sie, und sie begehrte ihn. Daran bestand kein Zweifel. Doch ihre Leidenschaft basierte nicht mehr auf Liebe. Und das machte Kayla tieftraurig. Wie gelähmt lag sie da und fragte sich, wie sie diesen Tag überstehen sollte.
Irgendwann gab sie sich einen Ruck, stand lustlos auf und machte sich fertig.
In langen Hosen, einem Baumwolltop, hochhackigen Sandaletten und mit zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar ging sie hinunter ins Esszimmer. Duardo war schon in die Stadt gefahren, aber Spence wartete auf sie.
„Wir gehen zusammen einkaufen“, verkündete er.
„Schon wieder?“
Er hob unschuldig die Hände. „Befehl ist Befehl.“
„Aber ich möchte meinen Bruder besuchen.“
„Auch dafür ist Zeit. Vor drei müssen wir nicht zurück sein. Die Trauung findet erst um fünf Uhr statt.“
Trauung! Noch an diesem Tag würde sie Kayla Alvarez heißen. Zum zweiten Mal in ihrem Leben. Aufregung kroch in ihr hoch. An ein Frühstück war nicht mehr zu denken.
Kayla bestand darauf, zuerst ins Krankenhaus zu fahren.
Wegen der Beruhigungs- und Schmerzmittel döste Jacob vor sich hin. Er war kaum ansprechbar und sie zu nervös, um lange schweigend an seinem Bett zu sitzen.
Auch auf Einkäufe konnte Kayla sich kaum konzentrieren.
Während der Heimfahrt fiel sie in tiefes Schweigen.
Wenn es doch nur irgendjemanden gäbe, dem sie ihr Herz ausschütten könnte! Aber es gab niemanden. Und am allerwenigsten durfte sie sich dem Mann anvertrauen, den sie gleich heiraten würde. Er liebte sie nicht, ihre Gefühle waren ihm gleichgültig. Ja, sie kannte nicht einmal seine Beweggründe für diese Ehe.
Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt.
Deshalb war Kayla dankbar, als Maria sie freundlich in Empfang nahm. Die Haushälterin hatte alles auf dem Bett ausgebreitet, was eine Braut für die Trauung brauchte.
„Als ich gestern Ihre Sachen auspackte, ist mir das hier in die Hände gefallen“, sagte Maria, ehe sie ging. „Ich wusste nicht, ob und wohin ich es weglegen sollte.“
Kayla betrachtete mit gerunzelter Stirn den großen Umschlag. Natürlich, den hatte der Anwalt ihr gestern mitgegeben. Sie riss das Couvert auf, setzte sich und las.
In den Papieren ging es um Duardos Übernahmeangebot von Benjamins Unternehmen. Alles war darin gründlich dokumentiert. Und obwohl Kayla sich bis zur letzten Seite sträubte, musste sie doch schließlich begreifen, dass ihr Vater sie belogen hatte.
Warum nur? Wie hatte er das übers Herz bringen können? Was für schreckliche Wahrheiten würden noch ans Licht kommen? Verzweifelt sackte sie in sich zusammen.
Irgendwann schrak sie hoch. Himmel, nur noch eine Stunde bis zur Trauung. Sie musste sich jetzt von der Vergangenheit losreißen, unter die Dusche gehen, sich hübsch machen, die Braut spielen.
Gerade als sie in ihr Hochzeitskleid geschlüpft war, betrat Duardo den Raum.
„Lass mich das machen“, sagte er und half ihr, den Reißverschluss zu schließen. Danach drehte er sie an den Schultern zu sich herum, betrachtete ihr blasses Gesicht, ihre großen traurigen Augen und entnahm ihrem warnenden Blick, dass er ihr jetzt nicht zu nahe zu kommen und vor allem nichts Falsches sagen durfte.
„Lass mir noch zwanzig Minuten, damit ich duschen, mich rasieren und umziehen kann“, bat er. „Dann können wir gemeinsam hinuntergehen.“
Vielleicht war es nicht der richtige Moment, aber sie sagte es trotzdem. „Ich muss mich bei dir entschuldigen.“
Ehe er antworten konnte, sprudelte es aus ihr heraus: „Bei der Übernahme ging alles mit rechten Dingen zu. Mein Vater hat mich belogen.“ Sie zitterte. „Es tut mir leid.“
„Danke“, sagte er ruhig, streifte das Jackett
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