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JULIA EXTRA BAND 0273

JULIA EXTRA BAND 0273

Titel: JULIA EXTRA BAND 0273 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN BIANCHIN LINDA GOODNIGHT SUSAN STEPHENS ELIZABETH HARBISON
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KAPITEL
    Auf dem Flur holte Kate Santino ein und hielt ihn am Ärmel fest.
    „Hör auf damit, Kate“, sagte er unwirsch. „Es reicht.“
    „Bitte, Santino, glaub mir. Ich verheimliche dir nichts … Zumindest nicht so, wie du denkst.“ Weil sie nicht wusste, wer sich in der Nähe aufhielt und sie hören konnte, flüsterte Kate.
    „Ich habe zu tun. Bitte lass mich durch.“ Er gab sich größte Mühe, sachlich zu bleiben. Trotzdem klangen seine Worte alles andere als nüchtern.
    „Ich bitte dich nur um fünf Minuten deiner Zeit.“
    Verständnislos schüttelte er den Kopf. „Was soll das, Kate? Was hast du vor? Ich habe dich etwas gefragt, und du hast es vorgezogen, nicht zu antworten. Was erwartest du von mir? Soll ich mir noch mehr Lügen anhören?“ Ungeduldig ausatmend, riss er sich los.
    „Nein!“ Ihre Stimme war schrill geworden. Abermals rannte Kate ihm nach und verstellte ihm den Weg.
    „Ich lüge nicht. Und ich verlange, dass du mich auf der Stelle anhörst.“
    Er zuckte die Schultern. „Also gut, ich höre“, sagte er erschöpft.
    „Es betrifft uns beide.“
    Die Intensität, die in ihren Augen brannte, verunsicherte ihn. „Na schön, fünf Minuten. Gehen wir in mein Arbeitszimmer.“
    Als er hinter seinem Schreibtisch stehen blieb, fühlte Santino sich plötzlich aus einem unerfindlichen Grund extrem unbehaglich. Nervös spielte er mit einem Stift und wünschte sich, das Gespräch bereits hinter sich zu haben.
    Nachdem er sich gefasst hatte, sah er, dass Kate aus dem Fenster blickte. Sie stand aufrecht da, die Schultern gestrafft, das Gesicht im Licht. Wie eine tragische Filmheldin, dachte er zynisch, aber er bereute es umgehend. In Wirklichkeit wirkte sie müde und erschöpft.
    Schließlich drehte sie sich ihm zu, hob hilflos die Hände und ließ sie sofort wieder fallen. „Es ist nicht leicht. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
    „Am besten am Anfang“, riet er ihr. Er war immer noch wütend und argwöhnisch. Dennoch warnte ihn ein unbewusstes Gefühl, mit ihr zu hart ins Gericht zu gehen.
    „Also, es ist …“ Sie wandte das Gesicht ab und blickte wieder nach draußen. „Ich darf nicht zu viel darüber nachdenken, sonst …“
    „Dann hör auf zu denken und rede.“ Die Ungeduld in seiner Stimme konnte Kate nicht überhören.
    „Ich bin nie darüber hinweggekommen, deshalb habe immer versucht, es zu verdrängen. Aber die Schuldgefühle …“
    Sie unterbrach sich. Er erkannte die Tränen in ihren Augen. „Sprich weiter“, bat er sie jetzt milder.
    „Francesca brauchte eine Mutter, die stark und ausgeglichen war. Keine, die dauernd weint …“
    Wollte sie damit andeuten, dass sie psychisch labil war? Sollte er sie nicht warnen? In ihrer Situation konnte das schlimme Folgen haben.
    „Ich wollte ihr eine Mutter sein, mit der sie Spaß haben kann und lachen kann. Darum wollte ich nicht dauernd zurückschauen und …“
    „Und was, Kate?“ Er warf den Stift auf den Schreibtisch und straffte die Schultern. Ihr Gesichtsausdruck beunruhigte Santino. So verunsichert hatte er sich zum letzten Mal mit sechs gefühlt. Damals war ihm die Welt unendlich groß und er darin fast unsichtbar vorgekommen. Genauso fühlte er sich nun wieder.
    Es überraschte ihn selbst, dass er vor ihr in die Hocke ging und ihre Hände in seine nahm. „Du solltest darüber sprechen.“ Was auch immer es sein mochte.
    Lange sah sie auf ihre Finger, die er umschlossen hielt.
    „Ich will dir helfen, Kate. Das kann ich nur, wenn du redest.“ Er hörte selbst, wie kühl und sachlich er sich anhörte. Obwohl es ihm leid tat, konnte er eben nicht aus seiner Haut.
    „Ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst“, flüsterte sie.
    Damit lockte sie seine angeborene Überheblichkeit hervor. „Ich bin sicher, dass ich es kann.“
    Statt zu antworten, entzog sie ihm die Hände. Mit zittrigen Fingern öffnete sie das Medaillon, das sie um den Hals trug.
    „Was ist das?“ Die Stirn gerunzelt, starrte er auf die seidenweiche schwarze Haarlocke darin.
    „Ich habe dein Kind bei der Geburt verloren, Santino.“
    In diesem Moment fühlte er, wie er in dasselbe schwarze Loch stürzte, das Kate angedeutet hatte. „Aber Francesca ist doch …“, stieß er mühsam hervor.
    „Es war Francescas Zwillingsbruder. Ich habe deinen Sohn verloren, Santino. Ich habe dein Baby verloren.“
    Mehr hörte er nicht.
    Sie hatte ein Baby verloren, ihren gemeinsamen Sohn. Jetzt wurde Santino alles klar, plötzlich ergab alles

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