JULIA EXTRA BAND 0274
Idee. Lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten. Der Ball und Ihre Gäste sind wichtiger.“
„Da bin ich mir nicht sicher.“
„Ich schon.“
„Wollen Sie mir nicht sagen …“
Heftig erwiderte sie: „Ich kann nicht bleiben. Ich … ich hoffe, der Abend ist ein Erfolg. Ich wünsche es Ihnen, wirklich …“ Anmutig raffte sie das Kleid und wandte sich ab.
„Warten Sie!“ Er griff nach ihrem Arm. „Ich brauche Sie jetzt.“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein. Sie brauchen mich nicht.“ Energisch machte sie sich frei und eilte davon.
„Lily! So warten Sie doch!“
Aber sie hörte nicht auf ihn, sondern lief, so schnell sie konnte, die Treppe hinunter. Er folgte ihr, doch ihr Vorsprung war zu groß. Auf der letzten Stufe geriet Lily ins Stolpern, und der Absatz einer Sandalette brach ab.
Sie blieb stehen, riss den Schuh vom Fuß und warf ihn zur Seite. Dann eilte sie hinaus und stieg in ein wartendes Taxi.
„Lily!“
Gestikulierend lief er dem Auto hinterher. Es war aussichtslos. Nach ein paar Sekunden bog das Taxi um die Ecke und verschwand.
Alles, was Conrad blieb, waren ein Schuh ohne Absatz und ein gebrochenes Herz.
Lily ließ sich bis zu ihrem Apartment in Brooklyn fahren. Was die Fahrt kostete, war ihr gleichgültig. Sie wollte nur eins: so schnell wie möglich in ihren eigenen vier Wänden sein, die Tür hinter sich zumachen und nicht mehr an den schrecklichen Verlauf des Abends denken.
Nie hätte sie geglaubt, dass Drucille so hinterhältig sein könnte. Nicht eine Sekunde hätte die Prinzessin gezögert und das Tonband vor den versammelten Gästen abgespielt,um Conrad zu demütigen. All seine Bemühungen wären umsonst gewesen.
Nein, dachte sie, ich konnte nicht anders. Zu gehen war das einzig Richtige.
Was nun? Aus Pflichtgefühl müsste er in den Ballsaal zurückgehen und seine Rolle als Gastgeber erfüllen. Sein Gefühl sagte ihm, dass er Lily nachfahren sollte.
Kurz entschlossen folgte er der Stimme des Herzens, hob den Schuh auf, rief ein Taxi und ließ sich zum Montclair fahren. Dort stieg Conrad aus, nachdem er den Fahrer gebeten hatte, auf ihn zu warten.
Andy hatte Dienst am Empfang. Glücklicherweise bereitete es Conrad keine Schwierigkeiten, ihm Lilys Privatadresse zu entlocken.
„Eigentlich darf ich das nicht, aber in Ihrem Fall mache ich eine Ausnahme“, sagte der Angestellte. „Außerdem …“ Er grinste beschämt. „… habe ich eine romantische Ader.“
Er gab dem Chauffeur die Adresse in Brooklyn. Die Fahrt zog sich scheinbar endlos hin. Die Sandalette in Händen, dachte Conrad an Lily. Bestimmt war sie gegangen, weil sie glaubte, sie sei ihm gleichgültig.
Was auch geschah, wie immer sie auch reagierte – er musste ihr sagen, was er für sie empfand. Warum hatte er so lange damit gewartet?
Das Taxi hielt vor einem zweistöckigen Wohnhaus, an dessen Mauern Feuerleitern angebracht waren. Eine Sekunde streifte ihn der Gedanke, Lily könne sie als Fluchtweg benutzen, doch Conrad verwarf ihn sofort wieder. Es war ihrer unwürdig.
Er stieg die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf und klopfte. Niemand antwortete. Während er erneut klopfte, rief er: „Lily! Ich weiß, Sie sind zu Hause. Bitte machen Sie auf.“
Kurz darauf hörte er das Ausklinken der Sicherheitskette, dann wurde die Tür geöffnet. „Was wollen Sie?“
„Sie haben etwas verloren, das Ihnen gehört.“ Er hielt ihr den Schuh entgegen.
Sie sah auf die Sandalette mit dem gebrochenen Absatz, bevor ihr Blick auf seine azurblauen Augen traf. „Das hier ist kein Märchen, Conrad.“
„Das weiß ich.“ Er lächelte und wünschte, sie würde die versöhnende Geste erwidern. „Jedenfalls kenne ich keins, in dem der Prinz zwanzig Kilometer mit dem Taxi fahren muss, um seine Prinzessin zu sehen.“
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. „Ich bin nicht Ihre Prinzessin.“
„Nein“, sagte er und sah sie durchdringend an. „Aber vielleicht könnten Sie es werden.“
Sie schwieg. Erschöpft strich sie sich mit der Hand über die Stirn. „Ich bin müde. Es war eine lange Nacht, und ich möchte schlafen gehen.“
„Sagen Sie mir, was sich geändert hat, Lily.“
Schon öffnete sie den Mund, aber dann schüttelte sie den Kopf. „Nichts hat sich geändert, ich bin nur erledigt. Die letzten Tage waren kein Zuckerschlecken.“
Er erblasste. Ihre Worte trafen ihn wie ein Dolchstoß. Doch im gleichen Moment erkannte Conrad, wie sehr er sie liebte.
Nickend erwiderte er: „Dann will ich
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