JULIA EXTRA BAND 0274
sich nichts dabei gedacht. Aber sie war Maddie.
In den zwei Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte er es tunlichst vermieden, irgendwelche Grenzen zu überschreiten. Doch fünf Minuten mit seinem Vater hatten etwas in ihm geweckt, das Maddie dazu veranlasst hatte, ihn zu umarmen. Eine Wiederholung dieses Kusses durfte er auf keinen Fall riskieren. Nur deshalb war ein Essen im Bella Lucia das geringere Übel.
„Wahrscheinlich hat es heute gar nicht geöffnet.“
„Wieso?“
„Kleine Lokale haben an den Feiertagen geschlossen.“ Immerhindurfte er hoffen. „Es ist schließlich Weihnachten.“
Der Wagen hielt vor dem Bella Lucia, als gerade vier Gäste herauskamen. Maddie warf Jack einen triumphierenden Blick zu, den er ignorierte. Schweigend führte er sie in das Restaurant, wo sie einen romantischen kleinen Tisch in einer hinteren Ecke zugewiesen bekamen.
Er wollte nicht hier sein, aber er wollte noch weniger, dass Maddie allein hier war.
„Es ist schön hier“, stellte sie anerkennend fest. Jack jedoch verfolgten schlechte Erinnerungen. Grimmig sah er von der Speisekarte auf, die er angeblich studierte.
„Geht so.“
Immerhin hatte er noch kein Mitglied seiner Familie gesehen. Natürlich konnte hier jederzeit ein Valentine auftauchen, doch Jack hoffte inständig, dass ihm das erspart bliebe.
Das Restaurant war beinahe ausgebucht, und sie hatten nur noch einen Platz in einer abgelegenen Ecke bekommen. Tischtuch, Blumen und Kristallkerzenleuchter waren perfekt arrangiert. Schlicht, aber stilvoll. Fünf Sterne, schätzte er. Doch um das zu beurteilen, musste er das Essen abwarten. Wenn auch das so gut wäre, wüsste er beim besten Willen nicht, warum das Unternehmen in Schwierigkeiten steckte. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Tisch.
Just in diesem Moment erschien ein Kellner mit einem Körbchen frischem Brot, das er auf den Tisch stellte. „Einen wunderschönen guten Tag, die Herrschaften. Haben Sie schon gewählt?“
Als die Bestellung aufgegeben und der Kellner wieder fort war, nahm Maddie ein Stück von dem noch warmen, köstlich duftenden Brot. „Was ist los mit dir, Jack?“
„Nichts.“
Natürlich entging ihm ihr Gesichtsausdruck nicht. Sie wollte, dass er ihr erklärte, was die Geschehnisse des vorigen Abends bedeuteten. Er wusste, dass sie neugierig war. Und er kannte jeden ihrer Blicke. Seit gestern auch den, der ihn bewogen hatte, sie zu küssen. Und genau dieser Kuss war der Grund, weshalb er nicht länger bleiben wollte. Er hatte seine Pflicht getan und Emma samt Mann gesehen. Sobald Maddieund er wieder in New York wären, würde alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.
„Hm“, entfuhr es Maddie, als sie das Brot kostete. Sie schloss die Augen und kaute genüsslich.
Dabei sah sie sehr sinnlich aus, und Jack drängten sich Fantasiebilder auf. Maddie, die die Beine um seine Hüften schlang. Maddie in zerwühlten Laken, das goldene Haar auf den Kissen ausgebreitet. Maddie in seinen Armen. Unbegreiflich, warum ihm ihr süßer Duft nie zuvor aufgefallen war. Sie war so lebendig … so sexy. Jack schluckte. Er musste hier raus. Das Wiedersehen mit Emma und Max hatte etwas in ihm zum Schmelzen gebracht, das er viele Jahre unter Verschluss gehalten hatte. Und nun war der Stein ins Rollen geraten, und Jack fühlte sich hilflos. Seine Situation war ohnehin schon verrannt. Die Gefühle für Maddie machten alles nur komplizierter.
Und Jack hasste Komplikationen. Am schlimmsten war jedoch, dass er Maddie offenbar enttäuscht hatte. Ihre Wut konnte er ertragen, ebenso wie ihre schonungslose Kritik und den beißenden Humor. Nur der Gedanke, ihren Erwartungen nicht gerecht zu werden, schmerzte ihn.
Plötzlich wanderte ihr Blick von ihm weg zur Tür. „Ist das nicht deine Schwester?“ Bevor Jack reagieren konnte, winkte sie und rief: „Emma!“
Erschrocken fuhr er herum.
Doch da kam Emma bereits auf ihren Tisch zu. Ganz offensichtlich freute sie sich, Maddie und ihn zu sehen.
„Hallo, ihr beiden.“ Emma lächelte Maddie zu, der Blick, mit dem sie Jack bedachte, war vorsichtig.
„Was machst du denn hier?“, wollte Maddie wissen.
„Ich wollte ein paar alte Freunde treffen. Denen soll ich von meinem Krönungsdinner erzählen. Bei dem Dinner zu Ehren von Sebastians Krönung in Meridia war ich Chefköchin, so habe ich ihn überhaupt erst kennengelernt.“
Maddie war beeindruckt. „Wie romantisch.“
„Sehr“, stimmte Jack zu. Die beiden Frauen hatten sich gegen ihn
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