JULIA EXTRA Band 0276
klingelte.
„Ja?“, murmelte sie müde in die Sprechanlage.
„Louise? Ich bin’s, Max.“
„Max?“ Schlagartig war sie hellwach.
„Hast du meine Nachricht nicht erhalten?“, fragte er, während Louise immer noch den Umstand verarbeitete, dass er vor ihrer Tür stand und ihr Unterbewusstsein ihn noch in ihrem Bett wähnte.
„Welche Nachricht?“ Sie rieb sich die Augen. „Nein, erklär mir nichts, komm einfach hoch.“ Dann drückte sie den Türöffner und sah auf die Uhr. Halb zwölf?
Louise streckte sich.
„Ich bin in der Küche“, rief sie, als sie die Tür hörte.
„Ah“, sagte Max hinter ihr.
Sie drehte sich um und war einen Moment wie gelähmt. Schon seit einer Ewigkeit hatte sie Max nicht mehr in Freizeitkleidung gesehen, sondern immer nur in Anzug und Krawatte. Doch jetzt, in der Jeans und dem legeren Hemd erinnerte er wieder an den Jungen, in den sie sich damals verliebt hatte.
Sie hatten so viel Spaß miteinander gehabt … bis ihre Hormone erwachten und alles zerstörten.
Damals war Louise zu jung gewesen, um ihre Gefühle zu verbergen, und so ging ihre kostbare Freundschaft in die Brüche.
Max schmunzelte. „Du hast meine Nachricht definitiv nicht erhalten.“
Die Lampe des Anrufbeantworters blinkte.
„Habe ich dich geweckt?“, fragte er unschuldig.
Erst jetzt dachte sie daran, wie sie wohl aussah. Einen Bademantel hastig über das ausgeleierte T-Shirt geworfen, das sie im Bett trug. Kein Make-up, das Haar zerzaust.
„Es war spät gestern Abend.“ Sie nahm zwei Tassen aus dem Schrank. „Außerdem ist Samstag, verdammt noch mal.“
„Sei doch nicht so empfindlich, Louise.“
„Tut mir leid. Erzähl mir lieber, was du aufs Band gesprochen hast.“
„Irgendwas in der Art: Wie wär’s mit Mittagessen, um die Meridia-Reise zu besprechen. Ich weiß, du bist beschäftigt, also ruf mich nur zurück, wenn es nicht klappt …“
Er wartete auf eine Antwort. „Brunch wäre auch toll.“
„Vielleicht …“, gab sie vage zurück. „Ich weiß nicht, was ich hier habe. Zum Einkaufen bin ich in letzter Zeit nicht gekommen.“
„Darf ich?“ Max ging zum Kühlschrank und sah hinein.
„Sicher.“ Louise überraschte es selbst, wie gern sie mit ihm frühstücken wollte. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, und damit Max ihre Freude nicht sah, drehte sie sich um und griff nach dem Brotkorb. Leider hatte Max dieselbe Idee, und Louise’ Haar verfing sich schmerzhaft in seiner Manschette.
„Oh, verdammt, du hängst an meinem Ärmel fest“, fluchte er. „Steh still.“
„Wehe, du ziehst.“
„Vorsicht …“ Er hob den Arm und lehnte sich an sie, während er sacht den Manschettenknopf aus ihrem Haar löste.
Es war unvermeidlich, dass sie dabei an seine Brust stieß. Sie spürte die betörende Nähe, sog den vertrauten Duft ein. Max …
„Wieso brauchst du so lange?“, murmelte sie an seiner Schulter – erfüllt von der instinktiven Angst, in dieser Umarmung zu versinken und sich nie mehr lösen zu wollen.
„Etwas Geduld, gleich habe ich’s.“ Er strich ihr noch einmal übers Haar und sah sie dann an. „Okay?“
Küss ihn, flüsterte Louise’ innere Stimme. Diesmal bist du dran.
„Was?“, flüsterte sie. „Nein, nichts ist okay. Was bist du eigentlich für ein Trottel?“
„Der Trottel, der dir Frühstück machen wollte. Nur um mich von dem Trottel zu unterscheiden, der seinen Haarschopf ungebändigt durch die Küche trägt.“
„Das hier ist nicht eine deiner Restaurantküchen, Max“, drohte sie.
„Eine unserer Restaurantküchen, meinst du.“
Louise ärgerte sich über sich selbst, doch seine Gegenwart machte sie noch verrückt.
„Das hier ist meine Küche. Ich kann mein Haar tragen, wie ich es will. Und ich tue, was ich will.“
So standen sie einander gegenüber und funkelten sich an. Und dann brach Max in Gelächter aus.
Einen Moment wusste Louise nicht, ob sie ebenfalls lachen oder ihn ohrfeigen sollte. „Ich will nur nicht, dass du mich mit einer deiner kleinen Küchenhilfen verwechselst“, sagte sie dann.
„Das befürchtest du?“ Ohne Vorwarnung zog er sie an sich und schloss sie in die Arme. Dabei sah er ihr unverwandt in die Augen, legte langsam die Lippen auf ihre, und sie verloren sich in einem unendlich zärtlichen Kuss.
„Lou!“, ertönte eine männliche Stimme. Just in diesem Moment schlug die Wohnungstür zu, und Louise fuhr zusammen. „Lou, bist du schon auf?“
Cal? Verdammt, Cal …
„Zeit,
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