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JULIA EXTRA Band 0281

JULIA EXTRA Band 0281

Titel: JULIA EXTRA Band 0281 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Julia James , Ally Blake , Jennie Lucas
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versucht. Die Gefühle waren nun mal nicht halb so vernünftig wie der Verstand.
    Tom trank den Kaffee aus und konzentrierte sich nur noch auf dessen kräftiges Aroma. Anschließend spülte er den Becher und stellte ihn umgekehrt auf das Abtropfbrett neben der Spüle. Dann verließ er die Küche.
    „Wann möchten Sie zu Mittag essen?“, rief Maggie ihm nach.
    Er drehte sich um und sah sie an der Küchentür stehen und nachdenklich Smileys Ohren kraulen. Und obwohl er Sandwiches mit Schinken und Avocado, Obst und Schokolade in der Kühlbox in seinem Wagen mitgebracht hatte, hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung sagen: „Wann es Ihnen am besten passt.“
    Er ging nach draußen und die Treppe hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen. Das brauchte er auch nicht. Den Blick ihrer großen grauen Augen spürte er förmlich im Rücken.

    Maggie kam mit der Arbeit überhaupt nicht voran. Wenn man bedachte, dass sie eine spektakuläre Aussicht vor Augen hatte, die sie eigentlich inspirieren müsste, war es besonders frustrierend.
    Zugegeben, sie hatte seit Jahren keine Landschaften mehr gemalt, denn sie hatte ein ausgesprochenes Talent für Porträts. Mit vier Jahren hatte sie das erste für ihren Vater gemalt, und auch in der Schule sowie der Ausbildung an der Kunsthochschule – für die sie ein Begabtenstipendium bekommen hatte – waren ihr Menschen immer das liebste Thema gewesen.
    Als sie nach Portsea gezogen war, hatten ihr jedoch bestimmte Gesichter ständig vor dem inneren Auge gestanden, die sie auf keinen Fall abbilden wollte. Deshalb hatte sie beschlossen, es mit etwas Neuem zu versuchen, etwas Sicherem und Harmlosen, kurz gesagt, mit Landschaften. Doch bisher wirkten die ungefähr so reizvoll wie die halb verkümmerten Farne auf der Veranda.
    Sie rieb sich die verspannten Nackenmuskeln, dann beugte sie sich so weit nach vorn, bis ihre Hände den Boden berührten und das Blut ihr in den Kopf strömte. Die Gesichter wurden nun glücklicherweise ausgeblendet.
    Plötzlich hörte sie, von weit weg, einen seltsam vertrauten Klang und richtete sich so rasch auf, dass ihr kurz schwarz vor den Augen wurde. Der Klang blieb, und nun wusste sie auch, was es war: Musik. Ganz einfach Musik.
    Wie magisch angezogen folgte sie den Tönen nach draußen, die Treppe hinunter und zum Areal neben dem Haus. Hier stand Toms Wagen, er selbst saß auf der Ladefläche und schärfte mit einem Wetzstein eine große Gartenschere, während aus einem kleinen Transistorradio, das auf dem Dach der Fahrerkabine stand, ein früher Song der Beatles ertönte.
    Maggie blieb im Schatten stehen und bewunderte das Spiel von Toms Rückenmuskeln, während er gleichmäßig den Stein über die Schere gleiten ließ, ganz gemächlich und als hätte er alle Zeit der Welt.
    Sie wünschte sich sehnlich, sie könne ebenso entspannt sein. Was hatte sie nicht alles versucht! Weinproben mit ihren Freundinnen abends, Yoga frühmorgens am Strand, aber danach hätte sie jedes Mal am liebsten an einem Straßenrennen teilgenommen oder wenigstens den Schiedsrichter eines Fußballmatches ausgepfiffen, um die Spannung loszuwerden, die sich in ihr aufgebaut hatte.
    Die Wurzel des Übels war, laut Freya, Maggies Beziehung zu ihrem Vater, und sie schlug Hypnose als Therapie vor. Maggie glaubte allerdings, es waren eher Entzugserscheinungen, weil sie nicht mehr die speziellen Muffins aus dem Café in ihrem Apartmentblock kaufen konnte.
    Tom hingegen war so entspannt, wie sie es nicht einmal nach tausend Stunden Yoga wäre. Dabei stammte er aus Sydney, einer Stadt, in der es noch hektischer zuging als in Melbourne.
    Oder sah sie das Problem aus dem falschen Blickwinkel? War Tom schon immer so gelassen gewesen und deswegen nicht für den Konkurrenzkampf geeignet? War er deshalb nach Sorrento gezogen, als seine Schwester gestorben war und ihn nichts mehr in der Großstadt hielt?
    Entweder hatte sie unwillkürlich geseufzt, oder er hatte gespürt, dass sie ihn beobachtete, jedenfalls wandte er sich um und schaute sie mit seinen haselnussbraunen Augen eindringlich an.
    „Hallo“, grüßte er lässig. „Was ist denn?“
    Vorsichtig, um nicht in die Dornen zu treten, ging sie zu ihm. „Ich habe Musik gehört.“
    „Es ist Ihnen doch nicht zu laut, oder?“
    „Nein, gar nicht. Ich liebe dieses Lied, und ich habe es seit undenklichen Zeiten nicht mehr gehört.“
    Tom drehte die Lautstärke höher.
    „Früher habe ich beim Malen immer Musik im Hintergrund gehabt“,

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