JULIA EXTRA Band 0281
dennoch bist du eine schöne junge Frau mit ganz natürlichen Bedürfnissen. Und ich werde nicht zulassen, dass mein Sohn von einem anderen Mann großgezogen wird“, erklärte er ohne Umschweife.
„Aber das ist doch rein hypothetisch!“, protestierte sie. „Es gibt keinen anderen Mann.“
„Gegenwärtig nicht.“
Sie betrachtete ihn argwöhnisch. „Was hast du vor? Du kannst mich nicht zu etwas zwingen, das ich nicht will!“
„Das kann ich sehr wohl, cara“, widersprach er sanft. „Und ich will Paolo bei mir haben.“
„Aber Paolo lebt bei mir!“ Entsetzt und beschämt wurde ihr bewusst, dass sie sich über den Jungen stritten, als wäre er ein Möbelstück.
„Dann musst du ganz offensichtlich auch zu mir ziehen“, erläuterte Giovanni ihr ungerührt. „Du bist eine gute Mutter, und ich will die Chance bekommen, ein guter Vater zu sein. Die vergangene Nacht hat gezeigt, dass wir uns immer noch begehren … Wo ist also das Problem?“
Und was ist mit der Liebe?, hätte sie ihn am liebsten angeschrien. Oder auch nur mit der emotionalen Sicherheit, von der sie seinem Vater gegenüber gesprochen hatte? Doch wahrscheinlich würde Giovanni genauso abwinken, wie es der Scheich getan hatte. Vielleicht hatten sie und Giovanni sich damals ja sogar geliebt, aber widrige Umstände hatten die zarte Pflanze erstickt. Dennoch verzehrte sich ihr Herz noch genauso nach ihm wie ihr Körper, und er war der Vater ihres Kindes. Allein dadurch waren sie unauflöslich miteinander verbunden.
Sein Angebot war ein Kompromiss. Würde sie die Kraft haben, sich ein Leben lang mit einem Kompromiss zu begnügen, wenn es um den einzigen Mann ging, den sie je geliebt hatte? Traurig schüttelte sie den Kopf. „Es tut mir leid, Giovanni, aber ich kann das nicht.“
Für einen Moment herrschte Schweigen. „Es war kein Vorschlag“, erwiderte er dann schneidend, „sondern die Feststellung einer Tatsache.“
Sie sah ihn verständnislos an. „Was soll das heißen?“
„Ich bitte dich nicht, zu mir zu ziehen und mit mir zu leben, Alexa, sondern ich sage dir, dass du keine andere Alternative hast, wenn du mit deinem Sohn zusammenbleiben willst.“
Alexa hatte Mühe zu glauben, was er da aussprach. Bildete er sich wirklich ein, dass er ihr seine Bedingungen diktieren konnte, und sie würde sie widerspruchslos akzeptieren … vielleicht, weil sie sich hier in Kharastan befanden, wo die Frauen sich dem Willen der Männer unterordneten? „Es gibt immer eine Alternative, Giovanni“, entgegnete sie stolz.
Er lächelte kalt. „Natürlich. Du kannst dir einen Anwalt nehmen, falls du es dir leisten kannst. Aber egal, wie viel Geld du auch aufbringst, es würde zu nichts führen, Alexa. Denn wenn du meine Bedingungen nicht akzeptierst, wird es zu einem Sorgerechtsstreit kommen … den ich nicht will, der dann aber unvermeidlich ist.“ Seine dunklen Augen blitzten entschlossen. „Und ich werde gewinnen.“
10. KAPITEL
Giovannis Drohung überschattete für den Rest des Tages Alexas Stimmung. Tapfer bemühte sie sich dennoch, die Hochzeitsfeierlichkeiten mit Interesse zu verfolgen, um Paolo kein schlechtes Beispiel zu geben und vor der königlichen Familie nicht als undankbarer Gast dazustehen. Außerdem würde sie bestimmt nie wieder einem so außergewöhnlichen Ereignis beiwohnen, und es lenkte sie ein wenig von ihren Ängsten und trübsinnigen Gedanken ab.
Die Trauung fand in einem runden Hof im Herzen des Palastes statt, wo, wie Sonya erklärte, eigens zu diesem Zweck ringsum Sitztribünen errichtet worden waren, um den hochgestellten Gästen Platz zu bieten. Alexa erkannte zwei Mitglieder des britischen Königshauses und mindestens drei Expräsidenten. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, so nahe an Personen zu sitzen, die man sonst nur aus der Zeitung oder dem Fernsehen kannte.
Da Giovanni als Sohn des Scheichs anerkannt war, saß er mit seiner Familie natürlich in der ersten Reihe. Höflich lächelnd verfolgte Alexa, wie das Brautpaar sich in Kharastani, Französisch und Englisch das Eheversprechen gab, und klatschte mit den anderen, als unter jubelnden musikalischen Klängen ein Schauer aus duftenden Rosenblättern auf das Brautpaar und die Gäste herabregnete.
Auch im nachfolgenden Blitzlichtgewitter, als Laura offiziell in den Stand einer Prinzessin erhoben wurde, zuckte Alexa nicht mit der Wimper. Über leuchtend blaue Teppiche, unter duftenden Girlanden aus Jasmin und Lilien zog die Hochzeitsgesellschaft dann
Weitere Kostenlose Bücher