JULIA EXTRA Band 0287
Er würde die Detektei erneut auf den Fall ansetzen. Sie hatten dreieinhalb Tage, um festzustellen, ob Jordan sich von diesem Chad Stedley getrennt hatte oder nicht.
Mehr als genug Zeit, schätzte er. Sie konnten auch überprüfen, ob Jordan an dem Dinner teilnehmen würde.
In der Zwischenzeit würde er eine E-Mail schreiben und Frank Jones’ Einladung annehmen.
Jordan machte sich widerwillig für das Dinner fertig: dasselbe kleine Schwarze wie beim letzten Mal, dieselben Schuhe und denselben Schmuck.
Zum Glück musste sie zumindest nicht ihr Haar stylen. Sie war am Morgen beim Friseur gewesen, der es gewaschen und so in Form geföhnt hatte, dass ihre Naturwellen ein wenig glatter fielen. Für das Make-up brauchte sie keine zehn Minuten: ein wenig Grundierung, ein Hauch Rouge, Lipgloss und zwei Lagen Mascara.
Das reichte völlig. Jordan war selten stärker geschminkt.
Um halb sieben war sie fertig. Da ihr Taxi jedoch erst für sieben Uhr bestellt war, blieb ihr noch eine halbe Stunde Wartezeit, die sie irgendwie ausfüllen musste. Sollte sie fernsehen? Oder ein Glas Wein trinken und sich entspannen?
Letzteres. Ganz eindeutig.
In ihrem Kühlschrank befand sich noch eine halb volle Flasche Riesling – ein fruchtiger, leicht süßlicher Wein, den Chad verabscheut hätte, der Jordan aber sehr gut schmeckte. Sie schenkte sich ein Glas ein und trat damit auf den Balkon hinaus.
Mit einem Seufzer lehnte sie sich ans Geländer und nippte an dem Wein. Ihre Gedanken waren bereits bei dem Abend, der vor ihr lag.
Sie hatte keine Lust, zu dem Dinner für neue Mandanten zu gehen.
Leider fiel ihr keine zwingende Entschuldigung ein, um fernzubleiben. Auch Chad hatte bei ihrem Telefonat am Morgen darauf bestanden, dass sie hinging.
„Du hast doch diesen Monat einen neuen Mandanten hinzugewonnen, oder?“
„Ja“, gab sie zu. Einen wütenden jungen Mann, der seinen Arbeitgeber wegen Diskriminierung verklagen wollte, da der ihn entlassen hatte, als er von der Homosexualität seines Angestellten erfuhr.
„Dann musst du auch hingehen, Darling. So sind die Regeln. Sieh bloß zu, dass du den Verlobungsring trägst. Ich möchte, dass alle wissen, dass du bereits vergeben bist.“
Als Jordan das Gespräch beendete, war wieder diese leichte Verunsicherung da: Sollte sie Chad wirklich heiraten?
Während seiner letzten Anrufe war er ziemlich bevormundend geworden. Er schien tatsächlich zu glauben, dass sie aufhören würde zu arbeiten, sobald sie verheiratet waren und in den USA lebten.
Als wenn das jemals passieren würde!
Außerdem ärgerte es sie, dass er ihr kaum zu ihrem Erfolg im Johnson-Fall gratuliert hatte. Dass sie eine beachtliche Entschädigungssumme herausgeholt hatte, schien ihn kein bisschen zu interessieren!
Dagegen erwartete er von ihr, dass sie in wahre Begeisterungsstürme ausbrach, wenn er ihr von all den wundervollen Willkommenspartys erzählte, die seine Freunde ihm zu Ehren veranstalteten. Bislang war er jeden Abend ausgegangen.
Sie konnte sich dabei des Eindrucks nicht erwehren, dass die weiblichen Gäste dieser Partys nicht wussten, dass er auch vergeben war. Chad stand dazu viel zu gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Jordan war ja durchaus nicht eifersüchtig, aber sie hasste jede Form von Doppelmoral.
Bei diesem letzten Gedanken meldete sich ihr schlechtes Gewissen mit aller Macht. Schließlich war sie in den vergangenen Tagen auch nicht gerade Miss Unschuld in Person gewesen.
Seit sie Ginos Hotelzimmer besucht hatte, war etwas mehr als eine Woche vergangen, doch die Erinnerung an ihr zügelloses Verhalten verfolgte sie noch immer.
Reines Wachs war sie in seinen Händen gewesen. Innerhalb von null Komma nichts hatte sie sich wieder in das naive, dumme Ding verwandelt, das sie vor zehn Jahren gewesen war.
Gott sei Dank hatte sie das Flugticket gefunden, sonst hätte sie sich noch viel mehr zum Narren gemacht.
Dennoch war es schwer, die Leidenschaft zu vergessen, die Gino in ihr entfacht hatte. Wie sollte man so mir nichts, dir nichts nach einem solchen Erlebnis zum Alltag zurückkehren?
Das war schon immer das Problem gewesen, wenn es um Gino ging.
Ihn zu vergessen …
Sieh den Tatsachen ins Auge, Jordan. Du wirst diesen Mann nie vergessen. Du kannst Chad heiraten und in die USA ziehen, du kannst Tausende von Meilen zwischen euch legen – er wird dir trotzdem immer im Kopf herumspuken.
Jordan seufzte und leerte ihr Weinglas auf einen Zug. Dann wandte sie sich ab, ging nach
Weitere Kostenlose Bücher