JULIA EXTRA Band 0287
würde sie bei dem Dinner zugegen sein.
Ginos Herz raste. Er fragte sich, ob Adrian wohl auch eine Einladung bekommen hatte.
Nein, vermutlich nicht. Adrian hatte ihm gesagt, dass er schon zuvor mit Stedley & Parkinson zusammengearbeitet hatte. Was bedeutete, dass er kein neuer Mandant mehr war.
Vielleicht war er dann aber zuvor zu einem solchen Dinner eingeladen gewesen und konnte ihm Informationen aus erster Hand liefern – vor allem wer bei diesen Veranstaltungen anwesend war?
Gino griff nach seinem Handy, suchte im Menü nach Adrians Nummer und wählte.
„Adrian Palmer“, meldete der sich prompt.
Obwohl er einer der vielversprechendsten jungen Architekten in Australien war, unterhielt er weder ein ordentliches Büro noch eine Sekretärin. Er arbeitete von seiner Dachgeschosswohnung aus, die mitten im Geschäftsviertel von Sydney lag.
„Hallo, Adrian, hier ist Gino Bortelli.“
„Gino! Ich arbeite gerade an den Plänen für Ihr Gebäude. Ich denke, sie werden Ihnen sehr gut gefallen.“
„Das ist großartig, Adrian. Ich rufe aber aus einem anderen Grund an. Ich habe eine Einladung von Stedley & Parkinson bekommen.“
„Zu einem ihrer Dinner für neue Mandanten, nehme ich an?“
„Ja. Waren Sie einmal dort?“
„Ja – vergangenen Monat. Diese Dinner finden einmal im Monat statt. Sie sollten hingehen, Gino. Das Essen ist immer ausgezeichnet, genauso wie der Wein. Natürlich müssten Sie dafür extra herfliegen, aber Sie können es ja steuerlich absetzen.“
„Es heißt Abendgarderobe. Ist das nicht ein wenig steif für ein Dinner in einem Konferenzraum?“
„Das kommt von Mr. Stedley, dem amerikanischen Eigentümer. Er ist ein dicker Fisch in den Staaten und ermuntert seine Angestellten außerdem, sich auch außerhalb der Arbeit zu treffen. Er glaubt an soziales Networking.“
„Das klingt so, als hätten Sie den Mann kennengelernt. Sagen Sie bloß nicht, er fliegt extra aus den USA herüber?“
„Nein. Ich habe seinen Sohn kennengelernt. Chad Stedley. Er soll eine Weile hier in Sydney arbeiten. Ich saß neben ihm am Tisch. Redet ganz schön viel. Zwischen den Gängen hat er mir seine halbe Lebensgeschichte erzählt. Er hatte eine umwerfende Freundin. Eine von den Anwältinnen – Jordan irgendwie.“
Ginos Herzschlag setzte einen Moment aus, während seine Gedanken sich überschlugen. Jordan hatte gesagt, dass es keinen besonderen Mann in ihrem Leben gab. Dennoch war sie noch vor einem Monat die Freundin dieses Chad Stedley gewesen?
„Jordan Gray?“, fragte Gino.
„Ja, genau! Das war der Name. Kennen Sie sie?“
„Ich habe sie mal gekannt.“
„Kein Scherz? Eine alte Flamme?“
„Etwas in der Art.“
„Die Welt ist doch klein.“
„Ja, scheint so.“
„In diesem Fall würde ich es mir zweimal überlegen, bevor ich meine aktuelle Freundin mitbringe. Sie wissen ja, wie Frauen sind. Und diese Jordan ist ein echter Hingucker.“
„Ich habe zurzeit keine Freundin“, entgegnete Gino. „Ich wollte allein kommen.“
„Verstehe. Nun, rechnen Sie lieber nicht damit, wieder mit dieser Jordan zusammenzukommen“, riet Adrian trocken. „Wie ich von Stedley hörte, ist eine Verlobung im Busch.“
„Eine Verlobung!“, rief Gino, ehe er sich davon abhalten konnte.
„Ja. Wenn Ihnen der Gedanke Bauchschmerzen bereitet, dann sollten Sie vielleicht gar nicht hingehen.“
Ihm Bauchschmerzen bereiten?
Eine ungeheure Welle der Wut und des Zorns überrollte ihn. Wenn Jordan ihn angelogen hatte …
Ein Freund war schon schlimm genug. Aber wenn sie mit ihm geschlafen hatte, um dann mir nichts, dir nichts zu ihrem Verlobten heimzukehren, dann wusste er nicht, wie er damit umgehen würde.
„Nein, nein“, versicherte Gino rasch. „Kein Problem. Es ist Jahre her, dass Jordan und ich zusammen waren. Aber ich hätte nichts dagegen, sie wiederzusehen und mich mit ihr über alte Zeiten zu unterhalten.“
Und über nicht ganz so alte Zeiten, schwor er sich düster. Genau genommen über den vergangenen Freitagabend.
„Wie Sie meinen. Wenn Sie nächstes Wochenende nach Sydney fliegen, dann könnten Sie kurz bei mir vorbeikommen und sich die vorläufigen Pläne ansehen.“
„Ich habe noch nicht entschieden, ob ich komme. Vielleicht fahre ich stattdessen zum Skifahren in die Berge.“
„Das wäre vielleicht besser.“
„Ja“, antwortete Gino langsam. „Vielleicht.“
Wenn Jordan ihn tatsächlich angelogen hatte …
Es gab nur eine Möglichkeit, das im Vorfeld herauszufinden.
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