JULIA EXTRA Band 0287
Sie … sicher?“, brachte sie hervor und merkte im selben Moment, wie blödsinnig die Frage war.
„So etwas vergesse ich nicht. Falls berechtigte Zweifel beständen, würde ich selbstverständlich sofort einen Vaterschaftstest machen lassen und für das Kind sorgen, wenn es von mir wäre, keine Frage.“
Fassungslos saß sie da. Sie war umsonst nach Frankreich gereist, hatte für nichts und wieder nichts einen Haufen Geld ausgegeben und, schlimmer noch, endgültig die Hoffnung auf ein besseres Leben für Annabel verloren.
Lukas Petrakides war nicht Annabels Vater.
Krampfhaft drängte sie die Tränen zurück.
„Es tut mir leid, dass Ihre Rechnung nicht aufgegangen ist.“ Lukas lächelte kalt. „Sie können froh sein, dass ich Sie nicht anzeige. Vorausgesetzt, Sie und das Kind verlassen innerhalb der nächsten Viertelstunde meinen Grund und Boden.“
Stolz richtete sie sich auf. „Sie glauben immer noch, dass ich Sie erpressen wollte? Warum verstehen Sie nicht endlich, dass ich Ihr – und Annabels – Interesse im Sinn hatte, als ich herkam? Und nicht, um Ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen, Mr. Petrakides. Ich wollte Annabels Vater finden.“
„Das ist rührend. Aber da es Ihnen nicht gelungen ist, können Sie gehen.“
Seine herablassende Art tat weh. Rhia straffte die Schultern. „Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe.“
Er nickte kaum merklich. Leider musste sie ihn noch um eins bitten, obwohl sie lieber darauf verzichtet hätte.
„Ihr … Mitarbeiter erwähnte ein anderes Hotel als Entschädigung …“ Sie wurde rot. Leider reichte ihr Geld nicht mehr, und sie musste mit Annabel irgendwo unterkommen, bevor sie morgen zurückfliegen konnte.
„Wenn Sie auschecken, liegt die Information an der Rezeption bereit.“
„Danke.“ Mit zitternden Beinen wandte sie sich ab und verließ das Büro.
Nein, sie würde nicht weinen. Sie würde stark sein. In all den einsamen Jahren voller Enttäuschung und Kummer hatte sie nicht geweint. Also brauchte sie jetzt nicht damit anzufangen.
Lukas sah ihr nach. Sie hat schnell aufgegeben, als sie begriff, dass bei mir nichts zu holen ist, dachte er. Anscheinend gehörte sie zu den Anfängern im Geschäft, genau wie diese mysteriöse Leanne.
Hatten die beiden tatsächlich geglaubt, ihm diesen Bären aufbinden zu können?
Trotzdem fühlte er sich plötzlich unbehaglich. Er hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, nur schwach, aber es war da.
Warum?
Weil sie dein Geld nicht wollte. Nicht einen einzigen Euro.
Hatte er gleich das Schlimmste angenommen?
Lukas schüttelte den Kopf. Das Baby war nicht von ihm, und ihre Freundin Leanne hatte gelogen. Sie musste doch wissen, dass sie nicht mit ihm geschlafen hatte!
Aber … wenn Rhia es nicht wusste?
Wenn sie auch belogen worden war?
Lukas zögerte. Ungewissheit war eins der Dinge, die er noch nie akzeptiert hatte.
Also musste er sich Gewissheit verschaffen.
Wie betäubt bezahlte Rhia den Babysitter und begann, ihre Sachen zusammenzupacken. Annabel schlief.
Was jetzt? Welche Zukunft konnte sie diesem Kind bieten?
„Ich hab’s versucht“, flüsterte sie und strich sanft über das pummelige Händchen. „Wirklich.“
„Wessen Kind ist das wirklich, Miss Davies?“
Sie fuhr zusammen, drehte sich um und sah den Hotelbesitzer an der Tür stehen.
„Wie sind Sie hier reingekommen?“
„Mir gehört die Anlage, Miss Davies. Ich kann jeden Raum betreten.“
„Und damit anderer Leute Privatsphäre missachten?“
„Das müssen Sie gerade sagen. Wem gehört dieses Kind?“
„Zu Ihnen offensichtlich nicht“, fauchte sie. „Sie haben nichts damit zu tun, Mr. Petrakides, wie Sie mir vorhin deutlich klargemacht haben.“ Rhia wandte sich ab, um weiter Kleidungsstücke in ihre Tasche zu stopfen.
Er beobachtete sie, und ihr war unangenehm bewusst, welches Chaos ringsherum herrschte. Kosmetika, Windeln, Babywäsche, ein BH über der Stuhllehne. Sie schnappte ihn sich, um ihn rasch zu verstauen, und ihr entging nicht, wie Lukas’ Mundwinkel zuckten.
Rhia blickte ihn finster an. „Was wollen Sie?“
Er kam näher und beugte sich über die schlafende Annabel. „Diese Leanne ist die Mutter?“
„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“
„Und Sie haben ihr geglaubt, dass sie eine Affäre mit mir hatte?“
Sie sah Leanne vor sich, den mageren Körper, hörte wieder den bellenden Husten. „Sie hatte keinen Grund, mich anzulügen.“
„Tatsächlich nicht?“ Der zynische
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