Julia Extra Band 0292
Raum allein waren, zeugten allerdings von einem ziemlich gespannten Verhältnis, doch warum Sofia mit ihrem älteren Sohn offensichtliche Probleme hatte, konnte sich Libby nicht erklären.
Mit Giorgio zusammen zu sein war für sie allerdings ein Quell ungetrübter Freude. Es half, die Spannung abzubauen, die zwischen ihr und Romano stand, sobald er in ihre Nähe kam. Und das schien ihm plötzlich ein regelrechtes Anliegen zu sein.
Wann immer sich Libby gerade im Spiel mit ihrem Sohn entspannen wollte, stand er unverhofft einfach nur da und musterte sie mit diesem seltsam eindringlichen Blick. Oder er spielte mit, und die Aktion endete für gewöhnlich mit viel Spaß und Gelächter.
Für Libby wurde immer ersichtlicher, dass Giorgio es seinem zio verdankte, wenn er sich trotz der herrschenden Umstände zu einem aufgeweckten und fröhlichen kleinen Kerl entwickelt hatte, der keiner Herausforderung aus dem Weg ging. Auch seinen wachen Geist, das nie ermüdende Interesse an neuem Wissen verdankte er hauptsächlich der Förderung durch Romano, und dafür würde Libby ihrem Schwager immer dankbar sein.
„Er hat in den letzten Wochen einen ungeheuren Entwicklungssprung gemacht“, stellte Romano eines Tages zufrieden fest. Er fügte nicht hinzu, seit du hier bist , aber Libby wusste, was er meinte.
Nachdem er sie und Giorgio in seinem Geländewagen zu einem Picknickausflug entführt hatte, verbrachten sie einen zauberhaften Tag am Meer und waren jetzt wieder auf dem Rückweg. Giorgio hatte sich körperlich so verausgabt, dass er gleich nach Besteigen des Wagens auf dem Rücksitz eingeschlafen war.
„Wie sich das nach den Ferien in der Schule auswirken wird, kann man nur vermuten, aber eines steht zweifellos fest, er ist jetzt sehr viel glücklicher.“
„Das freut mich“, murmelte Libby. „Und ich werde dafür sorgen, dass es auch dabei bleibt“, entfuhr es ihr eher ungewollt. Sie spürte Romanos Seitenblick und wandte den Kopf ab. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie sie dieses Versprechen einhalten sollte, aber Libby war entschlossen, alles zu tun, um nicht wieder aus dem Leben ihres Sohnes hinauskatapultiert zu werden.
Romano wartete atemlos darauf, dass Libby weitersprechen würde, aber sie schwieg und schaute anscheinend konzentriert aus dem Seitenfenster in die Dämmerung. Ob sie einen konkreten Plan parat hatte, wie sie ihre vollmundige Versprechung einhalten, beziehungsweise in die Tat umsetzen wollte?
Während er Libby und ihren Sohn heute am Strand beobachtete, hatte er sich nicht zum ersten Mal darüber gewundert, wie leicht sie in die ungewohnte Mutterrolle geschlüpft war und wie selbstverständlich sein Neffe das wiederum akzeptierte.
Der Himmel allein wusste, dass seine eigenen Erfahrungen mit Mutterliebe äußerst beschränkt, wenn überhaupt je vorhanden waren! Auf jeden Fall hatte er nie diese zärtliche Zuwendung von Sofia erhalten, wie er sie bei Libby beobachten konnte.
Ganz unverhofft empfand Romano ein schmerzhaftes Verlustgefühl, das ihm fast den Atem nahm. Eine seltsame Empfindung zwischen Eifersucht, Trauer und Sehnsucht, wenn er an das unsichtbare Band zwischen Libby und Giorgio dachte, das es zwischen ihm und Sofia nie gegeben hatte …
Giorgios Geburtstag kam selbst für die Hauptperson schneller als gedacht – und mit ihm das versprochene Fahrrad von seinem zio und ein ferngesteuertes Flugzeugmodell von Libby. Angelica hatte ihrem kleinen tesoro eine prächtige Torte in Form eines Igels gebacken, und Sofia fuhr mit so vielen Präsenten auf, dass man im Wohnzimmer kaum noch einen freien Fleck zwischen den Bergen von Geschenkpapier sah.
Mit seinem neu entwickelten Selbstbewusstsein hatte Giorgio, zu Libbys und Romanos Freude, darauf bestanden, einige von den Dorfkindern zu seiner Party einzuladen, und so tummelten sich bereits gegen zehn Uhr morgens mindestens ein Dutzend kreischender Kinder im und um den Pool herum.
Angesichts Sofias erstarrter Miene mutmaßte Libby, dass es das erste Mal für Giorgio und vielleicht sogar seit Lucas Kindheit war.
„Hast du jemals so eine wilde Geburtstagsparty feiern dürfen?“, fragte sie lachend, als Romano und sie sich ins geschmückte Partyzelt zurückgezogen hatten, um noch eines von den beliebten Panini zu ergattern.
„Nein“, erwiderte er knapp, und angesichts seiner starren Miene fragte Libby sich unwillkürlich, was ihm so plötzlich die Laune verdorben haben mochte.
Der Tag wurde ein voller Erfolg, und nachdem Giorgio
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