Julia Extra Band 0292
verschwand schlagartig, und er lachte amüsiert. „Welche Position hast du denn im Auge?“, fragte er herausfordernd. „Irgendetwas auf dem Dienstbotensektor oder etwas … Privateres?“
Libbys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wie konnte er über so etwas Witze machen, wenn er doch offensichtlich mit dieser Maddalena liiert war?
„Hast du nichts Besseres vor, als hier herumzustehen und sinnlose Debatten zu führen?“, fragte sie steif.
Romano folgte ihrem Blick, der beziehungsvoll in die Richtung ging, in der Maddalena verschwunden war. „Sicher. Gewisse Verbindungen müssen gepflegt werden … heißt es nicht so?“, bestätigte er. „Und in diesem Fall …“
„Du bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig“, schnitt sie ihm kühl das Wort ab.
„Das ist wohl wahr. Trotzdem dachte ich, dir sei jede Unterstützung für dein Projekt willkommen. Wie sonst willst du es schaffen, all die vernachlässigten und chronisch kranken Kinder dauerhaft zu unterstützen, so wie du es dir auf deine Agenda geschrieben hast?“
Libby war sprachlos. „Du redest von Rainbows in Reach ?“, vergewisserte sie sich mit trockenem Mund.
„Ja, von der Hilfsorganisation, die du vor Jahren in England gegründet hast und deren Konzept mittlerweile von halb Europa aufgegriffen wurde.“
Libby konnte es nicht fassen. Dabei hatte sie so viel Mühe darauf verwandt, anonym zu bleiben, und extra einen Manager angeheuert, der jede einzelne Aktion nach Absprache mit ihr in die Wege leitete. Inzwischen war es ein ganzes Team, das die einzelnen Projekte auch weiter betreute.
Die in England florierende Hilfsaktion hatte anfangs Schwierigkeiten, in anderen Teilen Europas zu expandieren, und Romano, der zeitgleich in Italien versucht hatte, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen, war begeistert von der Idee und stellte spontan die beträchtliche Summe von einer Million Euro zur Verfügung.
„Du unterstützt Rainbows in Reach ?“, fragte Libby, immer noch fassungslos.
„Schon seit Langem, und da es ein durchdachtes Konzept ist, konnte ich neben anderen Spendern auch Maddalena dafür begeistern, deren Eltern übrigens seit Ewigkeiten mit meinen befreundet sind. Ist das ein Problem für dich?“
Automatisch schüttelte sie den Kopf. „Wie hast du herausgefunden, dass ich die Hilfsorganisation gegründet habe? Das ist doch eigentlich ein streng gehütetes Geheimnis.“
„Ebenso wie das erste Heim, das du von dem Geld meines Vaters für obdachlose und alleinstehende Mütter und ihre Babys unter diesem Namen gegründet hast?“ Ihr fassungsloser Blick entlockte Romano ein freudloses Auflachen. „Als Geschäftsmann habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, jedes Projekt, in das ich Geld zu investieren gedenke, vorher genau zu überprüfen. Doch in diesen Fall habe ich tatsächlich erst in der letzten Woche durch die Indiskretion eines deiner Mitarbeiter erfahren, dass du hinter Rainbows in Reach steckst.“
Und trotzdem hatte er dem Projekt schon vorher seine Unterstützung zukommen lassen. Was war es, das sie jetzt fühlte?
Respekt? Bewunderung? Ja, ja … All das und ein überwältigendes Gefühl von Liebe und Stolz, das ihr fast den Atem nahm.
Romano war kein bisschen wie sein Vater! Oder Sofia … oder Luca.
Er war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Und plötzlich war es Libby, als habe sie das instinktiv schon die ganze Zeit über geahnt. Selbst damals …
Erst als sie das Zuschlagen einer Autotür hörte, wurde ihr bewusst, dass Romano längst gegangen war. Ah, ja … Maddalena! Sie war es, mit der er den Abend verbringen würde. Und vielleicht auch noch die Nacht …
9. KAPITEL
„Du wirst nie wieder weggehen, nicht wahr?“
Da war sie wieder … die Frage, die Giorgio seiner Mutter stellte seit dem Tag, als sie nach fast sechs Jahren endlich wieder in sein Leben trat.
„Was wirst du tun?“, hatte auch Fran wissen wollen, als Libby sie eines Nachmittags anrief, um ihr reinen Wein über ihre Ehe mit Romanos Bruder einzuschenken. „Hoffst du etwa, diesen dominanten Typen davon überzeugen zu können, dir deinen Sohn zu überlassen, damit du ihn mit nach England nehmen kannst? Denk doch mal nach, Blaze. Der Junge gehört nach Italien, in seine vertraute Umgebung, in der er aufgewachsen ist. Du hast ihn nur zur Welt gebracht, mehr nicht.“
Libby hatte die Freimütigkeit ihrer Maskenbildnerin immer zu schätzen gewusst, dennoch tat das, was sie sagte, ihr unendlich weh.
Libby schaute in die großen braunen Augen
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