Julia Extra Band 0292
einem wilden Ritt auf den Gipfel der Ekstase entführte, konnte Libby nicht anders, als ihre Gefühle für ihn laut herauszuschreien.
„Ich liebe dich … ich liebe dich!“
Danach lagen sie beide wie erstarrt. Libby hielt die Augen eisern geschlossen und wartete auf eine Reaktion.
Erst als sie hörte, wie Romano aufstand, wandte sie sich um und schaute ihn an. „Was ist? Bist du jetzt böse?“
„Ich könnte nie böse auf dich sein, cara “, gab er gelassen zurück. „Komm her zu mir …“ Während er sie zärtlich küsste, spürte Libby heiße Tränen über ihre Wangen laufen. „Nicht weinen, carissima “, bat er rau. „Ich glaube, es ist besser, du ziehst dich jetzt an.“
Die Hochzeit sollte auf Romanos privatem Anwesen stattfinden. Geplant war eine festliche Zeremonie unter freiem Himmel in dem romantischen, parkähnlichen Garten, der zu seiner Villa gehörte. Auch die Nacht davor wollten die Brautleute hier verbringen, ungeachtet Sofias düsterer Warnung, dass es Unglück herausfordere, wenn Braut und Bräutigam unter einem Dach schliefen.
Nicht, dass Libby so etwas hätte irritieren können, ging sie doch offenen Auges eine Ehe mit einem Mann ein, der sie nicht liebte. Dennoch konnte sie an nichts anderes denken, als die offiziellen Feierlichkeiten so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um endlich wieder in seinen Armen liegen zu können.
Romano schien es nicht anders zu ergehen, denn als Libby sich gerade bettfertig machen wollte, schlich er sich in ihr Zimmer, verführte sie nach allen Regeln der Kunst und küsste seine erschöpfte Braut zum Abschied feierlich auf die Nasenspitze.
„Beim nächsten Mal bist du schon mein mir angetrautes Eheweib, carissima !“, erinnerte er sie mit einem breiten Lächeln.
Libby räkelte sich noch eine Weile wohlig unter dem zerknüllten Laken, dann beschloss sie, in die Küche hinunterzugehen, um ein paar trockene Biskuits zu stibitzen, als Vorsorge gegen die inzwischen allmorgendlich auftretende Übelkeit.
Im Untergeschoss hörte sie laute Stimmen aus Romanos Arbeitszimmer dringen und machte automatisch Halt. Offenbar gab es eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Sofia.
„Ich dachte, du würdest dich mit der Heirat abfinden können, wenn wir dadurch Giorgio glücklich machen und ihn für immer in unserer Nähe behalten können!“
„Und mein Leben damit zur Hölle wird?“ Sofias Stimme war ebenso klar und deutlich zu hören wie die ihres Sohnes, und Libby konnte inzwischen so gut Italienisch, dass sie jedes Wort verstand. „Was würden nur dein Vater oder Luca dazu sagen? Wenn du derart entschlossen bist, dich in dieses … Desaster zu stürzen, dann besudelst du nicht nur ihr Andenken, sondern machst es mir auch unmöglich, dich weiterhin als meinen Sohn zu betrachten.“
„Vielleicht auch nur deshalb, weil ich gar nicht dein Sohn bin?“, platzte er unbeherrscht heraus. „Das hast du doch nie versäumt, mir ins Gedächtnis zu rufen, seit ich meine ersten Schritte getan habe! Was glaubst du, wie es sich für mich angefühlt hat zu wissen, dass mein Vater dich gezwungen hat, den Bastard seiner Geliebten als deinen Sohn zu akzeptieren?“
„Ist das der Grund, warum du sie heiraten willst? Um Giorgio vor einer Stiefmutter zu bewahren? Versuche bloß nicht, mir weiszumachen, dass du sie liebst! Das kannst du nämlich nicht, oder?“ Der Triumph in Sofias Stimme war nicht zu überhören. „Weil du überhaupt nicht fähig bist, einer Frau deine Liebe zu schenken“, schloss sie voller Genugtuung.
„Du scheinst dir deiner Sache verdammt sicher zu sein! Und in einem Punkt hast du sogar recht. Ich möchte nicht, dass mein Neffe das gleiche Schicksal erleidet wie ich!“, sagte er kalt. „Ich will für ihn nur das Beste, und zur Hölle mit allen anderen!“
Libby presste die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzustöhnen. Warum war sie nur stehen geblieben? Wie sollte sie jetzt ertragen, was sie eben gehört hatte?
Vergessen waren die Biskuits, als sie wie von Furien gehetzt in ihr Zimmer zurückeilte und sich aufs Bett warf. Unten wurden Türen geschlagen, dann hörte Libby den Motor von Romanos Wagen aufheulen und gab sich einem erlösenden Tränenstrom hin, während ihr Bräutigam mit quietschenden Reifen davonfuhr.
Romano heiratete sie also wirklich nur aus Mitleid für Giorgio!
Was war neu daran? Warum ertrug sie diesen Gedanken plötzlich noch viel weniger als zuvor? Vielleicht weil sie endlich wusste, warum er es vorgezogen
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