Julia Extra Band 0292
Mein Bräutigam liebt mich nicht!
Einen schrecklichen Moment lang hatte Libby das Gefühl, ihrer Qual laut Ausdruck gegeben zu haben. Doch um sie herum blieb alles ruhig, und so versuchte sie, ihre Fassung zurückzugewinnen und sich lieber darauf zu konzentrieren, an der richtigen Stelle ein überzeugendes Sì anzubringen.
Der Moment kam früher als erwartet. Als Libby plötzlich aller Augen auf sich gerichtet sah, errötete sie leicht und hauchte: „Ja, ich will …“
Das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie Romanos Gelübde kaum mitbekam. Hatte er gezögert, ehe er es abgab?
Auf jeden Fall waren sie jetzt Mann und Frau.
Libby war froh, dass er ihre Hand umfasst hielt, nachdem er ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte. Sie fühlte sich plötzlich sehr schwach und kämpfte gegen aufsteigende Übelkeit an. Das lange Stehen in der Sonne … Und das in ihrem Zustand …
Sie gab einen kleinen, erstickten Laut von sich, und dann versank alles um sie herum in gnädiger Dunkelheit …
„Es tut mir so leid!“, stammelte sie, als sie in Romanos starke Arme gebettet wieder zu Bewusstsein kam. Sie saßen auf der weißen Couch in seinem Wohnzimmer, und in der Miene ihres frisch angetrauten Mannes sah sie nichts anderes als aufrichtige Besorgnis. „Ich wollte mich und dich nicht blamieren.“
„Das hast du nicht getan, carissima , aber einen gehörigen Schreck hast du mir und der ganzen Hochzeitsgesellschaft schon eingejagt. Ist es denn wirklich so furchtbar, mit mir ver heiratet zu sein?“, fragte er scherzhaft, aber mit einem angespannten Unterton. „Bist du deshalb ohnmächtig geworden? Ich hatte heute Morgen auch ein seltsames Gefühl“, gestand er. „Aber dann habe ich mir eingeredet, dass wir doch das Richtige tun … Nur, wenn es dich so quält, sollten wir überlegen, ob wir unser Gelübde nicht lieber …“
Was sagte er da? Libby versuchte zu sprechen, aber sie brachte kein Wort heraus.
„ Dio mio ! Du bist weiß wie der Tod!“, stieß Romano entsetzt hervor, als er sah, wie ihr Gesicht jede Farbe verlor. „Und alles ist meine Schuld! Wie konnte ich dich nur zwingen …“
„Ich wollte es so!“, stieß sie heiser hervor und verzog das Gesicht, als sie von einer erneuten Übelkeitswelle überfallen wurde.
„ Santo cielo ! Was ist mit dir, cara ? Du bist krank! Ich hole einen Arzt!“
„Da war ich schon“, brachte Libby erstickt hervor. „Meine Gynäkologin sagt, dass sei ganz normal in den ersten drei Monaten …“
„Ersten drei Monaten …?“, echote Romano etwas dümmlich. „Willst du damit etwa sagen … Hast du … Bist du schwanger?“
Sie nickte unter Tränen. So hatte sie es ihm ganz sicher nicht beibringen wollen. Doch wenn sie jetzt in sein fassungsloses Gesicht schaute, bezweifelte Libby, dass eine Szenerie mit Kerzen und Champagner der bessere Hintergrund gewesen wäre.
„Keine Angst“, sagte sie spröde. „Ich werde dich nicht an dein Eheversprechen binden, wenn …“
„Was redest du da für einen Unsinn, cara “, schnitt er ihr das Wort ab. „Das verändert doch alles für uns!“
„Für uns?“, wiederholte sie traurig. „Es gibt kein Wir, Romano, das hast du mir mehr als einmal deutlich gemacht.“
„Doch nur, weil du dich immer dagegen gewehrt hast!“
„Was erwartest du denn von mir, wenn du mich nur heiratest, weil ich Giorgios Mutter bin und du deinen Neffen nicht verlieren willst?“, fragte sie hitzig.
„Wie, um alles auf der Welt, bist du denn auf diese Idiotie gekommen?“
„Idiotie? Die einzige Idiotin in diesem Spiel bin ich selbst, weil ich mir eingebildet habe, meine Liebe reiche für uns beide, um …“ Sie brach hilflos ab und verbarg ihr Gesicht, doch das ließ Romano nicht zu.
Zärtlich umfasste er ihr Kinn und zwang seine frisch angetraute Frau, ihn anzuschauen. „Carissima … “, flüsterte er heiser. „Amore mio … !“
„Nicht, bitte nicht!“, flehte sie und versuchte, sich freizumachen. „Ich verstehe ja inzwischen auch, warum du mich nicht lieben kannst! Ich weiß von deiner schrecklichen Kindheit und dass deine leibliche Mutter dich nicht haben wollte.“
„Wer hat dir davon erzählt?“, fragte er nach einer Pause grimmig.
„Sofia.“
Das überraschte Romano, und so gestand ihm Libby, dass sie vor der Tür ihr Gespräch belauscht und sich später mit ihrer Schwiegermutter ausgesprochen hatte … Wenn man das so nennen konnte.
Und endlich fand auch Romano den Mut, Libby von der Verwirrung seiner
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