Julia Extra Band 0294
seinem Herzen. Schockiert stand er da, bekam es mit der Angst zu tun. Empfindungen stürmten auf ihn ein, die er für tot und begraben gehalten hatte.
In den nächsten beiden Nächten schlief Xandros kaum. Mehrmals stand er auf, um zu Rebecca zu gehen. Doch jedes Mal blieb er vor ihrer Tür stehen und brachte es nicht über sich, sie zu öffnen. Es war dumm, Rebecca im Schutz der Dunkelheit zu gestehen, was er für sie empfand …
Erst tagsüber, in seinem Arbeitszimmer, fasste er Mut für den entscheidenden Schritt. Die beiden Tagesschwestern, die er zusätzlich eingestellt hatte, um Rebecca etwas mehr Freiraum zu verschaffen, hatten den Frühlingssonnenschein genutzt und waren mit den Zwillingen auf dem Weg in den Park.
Aufgewühlt beobachtete Xandros von Fenster aus, wie sie die Kinderwagen die baumbestandene Straße entlangschoben. Dann ging er Rebecca suchen. Er fand sie im kleinen Salon, wo sie sich Fotos in einem Babybuch ansah. Als er eintrat, blickte sie auf.
„H-allo, Xandros“, begrüßte sie ihn zögernd, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Ihr Herz begann zu jagen. Kam jetzt der Augenblick, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte? Würde er ihr erklären, dass er diese Situation nicht mehr ertragen und sich eine willigere Partnerin suchen wolle? Hatte er vielleicht schon eine gefunden? Ihr Herz klopfte so stark, dass es schmerzte. „Was kann ich für dich tun?“
Einen Moment lang schwieg er. „Ich kann so nicht weitermachen.“
Vor ihren Augen verschwamm alles, Halt suchend griff sie nach dem Tisch. „Nein, natürlich nicht.“
„Kein Mann aus Fleisch und Blut könnte das“, brachte er beherrscht hervor. „Deshalb biete ich dir die Freiheit an.“
Das und noch mehr hatte sie befürchtet. „Die Freiheit“, wiederholte sie schmerzlich.
Xandros nickte. „Ich überschreibe dir das Haus“, erklärte er. „Aber ich kann dir auch ein anderes kaufen, falls es dir lieber ist. Außerdem bekommst du eine Abfindung und regelmäßige Zahlungen auf Lebenszeit, damit du die Jungen ohne finanzielle Sorgen aufziehen kannst.“ Er presste die Lippen zusammen. „Ich werde mich sehr großzügig zeigen.“
„Natürlich“, erwiderte Rebecca matt und zögerte. „Und was erwartest du als Gegenleistung für deine Großzügigkeit?“
In seinen Augen erschien ein entschlossener Ausdruck. „Das gemeinsame Sorgerecht für die Zwillinge und die Zusicherung, dass sie zwischen England und Amerika hin und her reisen dürfen. Während sie bei mir sind, steht dir frei, andere Beziehungen einzugehen.“
Ihr wurde weh ums Herz. „Und sind an dieses ‚Angebot‘ Bedingungen geknüpft, Xandros?“
„Sicher.“ Seine Miene wurde hart. „Du wirst ins Haus meiner Söhne keinen anderen Mann bringen, weder vorübergehend noch auf Dauer. Tust du es trotzdem, beanspruche ich das alleinige Sorgerecht.“
„Ich verstehe.“ Mühsam atmete sie ein. „Und darauf bist du aus.“
Schweigend sah er sie an. Wie ruhig und sachlich sie das sagte! War das dieselbe Frau, die in seinen Armen unzählige Male ekstatisch geweint hatte? Die seine Kinder unter dem Herzen getragen hatte? Jetzt musste er ihr zeigen, wie es wirklich in ihm aussah. Konnte er es wagen, sein Innerstes vor ihr bloßzulegen?
Nachdem seine Mutter die Familie wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, war auf der Insel über den Skandal getuschelt worden. Doch er und Kyros hatten nie zugegeben, wie tief der Klatsch sie traf, dass sie sich im Stich gelassen fühlten. Stolz hatten sie sich einfach zurückgezogen. Gefühle verdrängte man am besten, bis man nichts mehr empfand.
Blitzartig wurde ihm klar, dass er Gefahr lief, alles zu verlieren, wenn er sich verschloss. Das Leben war voller Schmerzen, und man lief immer wieder Gefahr, verletzt zu werden.
„Nein, darauf bin ich nicht aus“, wehrte er rau ab. „Ich will dich, Rebecca, nur dich. Ich wünsche mir dich als Lebenspartnerin, im wahrsten Sinn des Wortes.“
Lange konnte sie ihn nur stumm ansehen. „Warum?“, brachte sie endlich ungläubig hervor. „Weil du den Sex vermisst?“
„Nicht deswegen! Um Sex zu haben, brauchte ich nur mit den Fingern zu schnippen“, widersprach er heftig. „Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, weil ich dich liebe“, gestand er schlicht und blickte ihr eindringlich in die Augen. „Also? Willst du deine Freiheit oder nicht, Rebecca? Du weißt, dass es auch eine andere Möglichkeit gibt?“
Gebannt sah sie
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