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Julia Extra Band 0294

Julia Extra Band 0294

Titel: Julia Extra Band 0294 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN SHARON KENDRICK DIANA HAMILTON HELEN BROOKS
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und hätte nicht in so jungen Jahren herausgefunden, was ich will – oder noch wichtiger: was ich nicht will.“
    „Entschuldige, aber ich finde ganz und gar nicht, dass sie dir einen Gefallen getan hat“, widersprach Gina mit mehr Ehrlichkeit als Takt. „Sie hat dich in ein losgelöstes und furchtbar einsames Leben getrieben. Du lässt dir Ehefrau und Kinder entgehen und …“
    „Ich will keine Ehefrau und Kinder“, warf er ruhig und sachlich ein. „Ich habe hier in meinem Haus alles, was ich mir wünsche, und schätze mich höchst glücklich.“
    Seine Worte klangen überzeugend, doch seine rauchgrauen Augen wirkten düster. Dann blinzelte er, und der Schatten verschwand. Vielleicht hatte Gina es sich nur eingebildet. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte: „Du bist also zufrieden mit einem hübschen leeren Gehäuse? Ohne Angehörige, die ein richtiges Zuhause daraus machen? Ein Leben in totaler Unabhängigkeit? Ohne jemanden, mit dem du alt werden und dich an vergangene Zeiten erinnern kannst? Ohne jemanden, mit dem du kuscheln kannst, wenn die Nacht kalt und dunkel ist und der Morgen weit vor dir liegt?“
    Einige Sekunden lang, die prickelnd intim wirkten, hielt Harry ihren Blick gefangen. Dann schmunzelte er und stellte mit amüsiertem Unterton fest: „Du bist ja eine Romantikerin!“
    Gina spürte, dass seine Belustigung nur aufgesetzt war. Sie erwiderte das Lächeln nicht, sondern forschte ernst in seinen markanten Zügen. Schließlich gestand sie sanft ein: „Ich glaube an die Liebe. Ich glaube an die Art von Liebe zwischen Mann und Frau, die das Potenzial hat, ein Leben lang zu halten. Nichts reicht an das Glück und das Wunder heran. Sie hat die Kraft, die Kluft zwischen Kulturen und Religionen zu überbrücken, unheilbare Schmerzen zu heilen und gebrochene Herzen zu kitten. Sie kann den unverbesserlichsten Zyniker kurieren und die Welt zu einem lebenswerten Ort machen.
    Ja, ich glaube an all das, und wenn das deiner Definition eines Romantikers entspricht, dann bekenne ich mich schuldig, und zwar liebend gern.“
    Harry schüttelte bedächtig den Kopf. „Obwohl der Mann, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen wolltest, einfach nichts mehr von dir wissen will?“
    Sie blinzelte heftig. Er hatte die Sache auf den Punkt gebracht, und das tat sehr weh.
    „Entschuldige.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie entschieden fest, als sie zurückzuckte.
    Ihre Haut prickelte unter der Berührung seiner warmen Finger. Sie schloss die Augen, als eine Welle von Verlangen in ihr aufstieg.
    „Es tut mir wirklich leid, Gina“, sagte er kleinlaut. „Das war unverzeihlich. Ich gehöre zu den Raubtieren, die zum Angriff übergehen, wenn sie sich bedroht fühlen.“
    Bedroht? Verdutzt begegnete sie seinem Blick. Ausnahmsweise wirkte sein Gesicht offen, ja sogar verletzlich, und kündete von einem Bedürfnis, einer Sehnsucht. Wonach, das wusste sie nicht. Sie schluckte schwer. „Vorhin hast du dich dagegen gewehrt, mit einem Tier auf eine Stufe gestellt zu werden“, rief sie ihm mit einem vagen Lächeln in Erinnerung.
    „Das ist wohl wahr.“
    Gina sah ihm die Erleichterung an. Er hasste emotionale Szenen. Nun kannte sie den Grund dafür. „Kann ich bitte meine Hand wiederhaben?“, fragte sie mit der Fröhlichkeit, die er von ihr erwartete. „Ich möchte gern meinen Kaffee trinken.“
    Harry lächelte sie an. „Sicher.“
    Das Herz wurde ihr schwer bei der Vorstellung, ihn nicht mehr jeden Tag zu sehen. In einer kleinen Weile, vielleicht in einer Stunde schon, würde er total unbekümmert aus ihrem Leben verschwinden und auf der Heimfahrt vielleicht sogar fröhlich zum Autoradio singen in dem Gefühl, seine Pflicht gegenüber der getreuen Sekretärin erfüllt zu haben.
    Was tut er wohl, wenn ich der Versuchung nachgebe und ihm sage, was ich für ihn fühle? Wenn ich ihn bitte, mich zu küs sen – ausnahmsweise richtig, nur ein einziges Mal, wenn auch nur um der alten Zeiten willen?
    Die Antwort war niederschmetternd: Er hätte entsetzt reagiert, peinlich berührt, alarmiert. Und falls er überhaupt je wieder an sie dachte, dann voller Unbehagen. Und das wollte sie auf keinen Fall. Eher wollte sie über glühende Kohlen laufen, als ihm in schlechter Erinnerung zu bleiben.
    „… deine Adresse?“
    „Wie bitte?“
    Er schüttelte den Kopf und fragte vorwurfsvoll: „Du hast gerade wieder an ihn gedacht, oder? An den Typen, der dich so enttäuscht hat. Siehst du ihn noch mal, bevor du London

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