Julia Extra Band 0294
Gesicht.
„Ich meine es ernst.“
„Ja, ja“, murmelte sie sarkastisch. „Jedenfalls danke ich dir für das Essen. Ich habe es wirklich genossen. Es ist ein netter Ausklang für meine Zeit bei Breedon & Son.“
Einige Sekunden lang dachte Harry über ihre Worte nach. „Es wird seltsam für mich sein, ins Büro zu kommen und dich nicht anzutreffen.“
Sie zwang sich zu lächeln. „Ich denke, du wirst in Susan ei nen adäquaten Ersatz finden. Sie ist sehr eifrig.“ Nicht nur in beruflicher Hinsicht .
„Das mag sein.“
Er klang nicht besonders beeindruckt, und ihr Herz schlug höher, bis sie sich in Erinnerung rief, dass es nichts zu bedeuten hatte. Wenn Susan ihn nicht reizte, dann fand sich eine andere. Mit ruhiger Stimme entgegnete sie: „Mit der Zeit läuft sich alles zurecht. So ist es immer . “ Außer bei dir und mir.
„Ich denke, wir sind beide alt genug, um gelernt zu haben, dass dem nicht so ist“, entgegnete er trocken. „Das geht Hand in Hand mit der Erkenntnis, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.“ Er räusperte sich und musterte sie forschend. „Eigentlich geht es mich ja nichts an, aber hängt deine Entscheidung, Yorkshire zu verlassen, mit deinem Privatleben zusammen?“
Gina blickte ihn stumm an.
„Du weißt schon, was ich meine. Geht es um einen Mann? Hast du eine unglückliche Beziehung hinter dir? Wenn das der Grund ist, muss ich dir sagen, dass sich deine Verfassung durch Weglaufen nicht unbedingt verbessert.“
In einem Anflug von Panik öffnete sie den Mund, um zu leugnen. Dann kam ihr eine andere Idee. Harrys Verdacht zu bestätigen – natürlich ohne durchblicken zu lassen, dass er selbst der fragliche Mann war – konnte sich vorteilhaft auswirken. Zum einen musste er dadurch akzeptieren, dass es einen triftigen Grund für ihren Umzug gab, und zum anderen erklärte es ihr Widerstreben, künftig auf Besuch zurückzukehren.
„Ich habe recht, oder? Jemand hat dich enttäuscht.“
Dass er glaubte, sie wäre ausrangiert worden wie eine alte Socke, gefiel ihr überhaupt nicht. Steif behauptete sie: „So war es nicht. Ich selbst habe mich entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen und wegzugehen.“
Er kniff die Augen zusammen. Sie kannte diese Mimik gut, die in Verhandlungen davon kündete, dass er kein Wenn und Aber duldete. Seine Hartnäckigkeit hatte Breedon & Son im vergangenen Jahr zu großem Erfolg verholfen und war in geschäftlicher Hinsicht ein löblicher Wesenszug, jedoch nicht auf privater Ebene, wenn sich sein analytischer Verstand gerade mit ihrer Person befasste. Schnell fügte sie hinzu: „Die Beziehung hat einfach zu nichts geführt. Ende der Geschichte.“
„Immerhin hat sie dazu geführt, dass du von deinen Angehörigen und Freunden wegziehst und deinem ganzen bisherigen Leben den Rücken kehrst.“ Unverhofft fragte er: „Er ist doch nicht verheiratet, oder?“
„Wie bitte?“, fragte Gina entrüstet nach. „Ich würde mich nie mit dem Ehemann einer anderen Frau einlassen!“
„Natürlich nicht.“ Er blickte betreten. „Das weiß ich doch. Aber was ist denn dann schiefgelaufen?“
Sie fragte sich flüchtig, ob sie ihn mit der brüsken Entgegnung abspeisen konnte, dass er sich gefälligst um seine eigenen Angelegenheiten scheren sollte. Doch das funktionierte bei ihm sicher nicht. „Das übliche Szenario. Er war zufrieden damit, auf ewig in dem alten Trott weiterzumachen. Ich wollte mehr.“
Harry wirkte schockiert. „Weiß er, wie viel dir an ihm liegt?“
Das war köstlich aus dem Munde des Mannes, der – dem Büroklatsch zufolge – seine Freundinnen abservierte wie Kirschkerne nach dem Genuss des Fruchtfleisches. Da schimpft ein Esel den anderen Langohr. In gefühllosem Ton erklärte sie: „Darum geht es eigentlich nicht. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft, das ist alles. Ich war bereit, eine Familie zu gründen, und er war es nicht. Eigentlich glaube ich nicht, dass er es jemals tun wird.“
„Mit anderen Worten, er hat dich hingehalten?“
„Nein. Er war immer ganz offen und ehrlich. Ich nehme an, ich habe mir einfach … mehr erhofft.“ Vom ersten Moment an, und so wird es immer bleiben, wenn ich nicht etliche Meilen zwischen uns bringe …
„Ich glaube, du bist zu nachsichtig ihm gegenüber. Er muss von Anfang an gewusst haben, was für ein Typ Frau du bist.“
Gina konnte das Theater nicht länger aufrechterhalten. Leise bat sie: „Können wir bitte das Thema wechseln?“
Er öffnete den
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