Julia Extra Band 0294
war ihr gleichzeitig auch klar. Sie konnte und würde Lucy, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stand, nicht verraten.
„Du weißt, was zu tun ist?“, fragte Romain kalt. Er hielt ihr Armgelenk immer noch wie in einem eisernen Schraubstock umfangen und zog Audrey mit sich in Richtung Bad.
„Romain …“
„Ich will nichts hören! Spül das verdammt Zeug runter!“
Nachdem sie wieder zurück in ihrem Schlafzimmer waren, versuchte Audrey es noch einmal. „Es ist anders, als du denkst.“
„Ah, ja? Was denke ich denn? Vielleicht, dass dein kleiner Stadtbummel nur ein Ablenkungsmanöver war, um dir zu besorgen, wonach du dich wirklich verzehrst?“
„Dann habe ich mich also doch nicht getäuscht“, entfuhr es Audrey. „Du hast mich verfolgt!“
Er lachte bitter auf. „Dich verfolgt? Ich wäre fast in dich hineingelaufen, da ich selbst einen Spaziergang gemacht habe. Doch dann bist du so abrupt in diesem Hindutempel verschwunden, dass ich neugierig wurde. Was für ein rührendes Bild … eine brennende Kerze … lachende Kinder, die für Fotos posieren … fröhliches Feilschen auf dem Markt … Himmel! Was war ich nur für ein Idiot! Nicht zu merken, dass du eigentlich nur unterwegs warst, um an Stoff zu kommen!“
„Romain, ich schwöre dir …“
„Schwören?“, fuhr er auf. „Du bist wirklich einzigartig! Erinnerst du dich noch daran, dass du mich in Dublin gefragt hast, ob ich dir heute glauben würde, dass du noch nie Drogen konsumiert hast? Nach unserem Ausflug am See hätte ich es dir tatsächlich abgenommen. Aber jetzt …“ Er fuhr sich über die Augen, als wolle er ein schreckliches Bild auslöschen. „Nur wenige Stunden nach deiner rührenden Geschichte über das Jugendzentrum und was dir die Arbeit dort bedeutete …“
Er brach ab und maß sie mit einem angewiderten Blick, der Audrey wie ein Dolch mitten ins Herz traf.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte sie ruhig und wappnete sich gegen die Antwort.
Lange schaute er sie einfach nur an, dann senkte er den Blick und ging auf die Tür zu.
„Warte, Romain!“, rief Audrey verzweifelt aus. „Ich verstehe dich besser, als du denkst, und weiß, warum du so heftig reagierst – es ist wegen deiner Mutter, nicht wahr?“
Es war, als habe ihn ein Schuss mitten in die Brust getroffen, und Audrey wusste, dass sie gerade den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte …
Als er sich ihr zuwandte, wirkte sein Gesicht wie aus Granit gemeißelt. „Was weißt du über meine Mutter?“ Sein Blick nahm ihr den Atem. „Maud … du kannst es nur von ihr haben. Was hat sie gesagt?“ Seine Stimme war völlig emotionslos.
Diesen Mann, der wie ein drohender Turm vor ihr aufragte, kannte Audrey nicht, und er machte ihr Angst. Selbst in seinen schlimmsten Momenten, wenn er sie verurteilt, beschimpft und gedemütigt hatte, war noch irgendetwas Menschliches an ihm gewesen, aber jetzt …
„Hat Maud dir auch erzählt, dass meine Mutter in einer Drogenhöhle in Vietnam aufgewachsen ist und bereits als kleines Mädchen opiumabhängig war?“
Dumpf schüttelte Audrey den Kopf. Zu mehr war sie nicht fähig.
Romain trat einen Schritt näher auf sie zu. „Auch nicht, dass sie der Sucht nur so lange entfliehen konnte, bis sie meinen Bruder und mich zur Welt und zwei unglückliche Ehen hinter sich gebracht hatte?“
Bitte, hör auf!, flehte Audrey innerlich. Sie ertrug es kaum noch.
Jetzt stand er so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Gesicht spürte. „Hat sie dir wenigstens erzählt, dass ich erst siebzehn Jahre alt war, als ich ihren toten Körper fand, der vom Drogenmissbrauch so verstümmelt war, dass ich meine Mutter, die an einer Überdosis gestorben war, kaum noch erkannt habe?“
In Audreys Brust breitete sich ein namenloser Schmerz aus, der ihr das Atmen zur Qual machte. Wäre sie ihrem Instinkt gefolgt, hätte sie ihre Arme ganz fest um Romain geschlungen, um sein Leid zu teilen und ihn zu trösten.
Romain legte eine Hand auf ihre blasse Wange und schaute Audrey aus brennenden Augen an. „Du fragst, was ich jetzt tun will?“ Er lachte hart auf. „Das kann ich dir genau sagen. Wenn es so weit ist, werde ich mit dir schlafen und deinen verführerischen Körper genießen, bis mein quälendes Begehren gestillt ist und ich mich endlich wieder frei fühlen kann …“
Audrey wich erschrocken vor ihm zurück.
„Das heißt … du schickst mich nicht nach Hause?“
Er schüttelte den Kopf, und um seinen Mund spielte ein
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