Julia Extra Band 0294
Er stand am Fenster und telefonierte. Geduldig wartete sie, bis er das Gespräch beendet hatte.
„Wie konntest du es wagen?“, ging sie sofort zum Angriff über.
„ Cara ?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Eine Geste, die Lily nur noch wütender machte.
„Du weißt ganz genau, wovon ich spreche! Jetzt gibt es zwei alte Damen statt einer, die enttäuscht sein werden! Hast du auch nur eine Ahnung …? Weißt du, was Edith zu mir gesagt hat? Sie hat gesagt, zu wissen, dass meine Zukunft gesichert ist – haha –, nimmt ihr eine große Last von den Schultern.“
Lilys Augen funkelten. Sie war außer sich vor Zorn, weil er sie in diese unmögliche Situation gebracht hatte. „Du benutzt Menschen wie Schachfiguren, nur um deinen Willen durchzusetzen. Über ihre Gefühle machst du dir überhaupt keine Gedanken!“
Nur mit Mühe gelang es Paolo, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Lily Frome bot einen faszinierenden Anblick. Dass in einer so kleinen Person eine so große Furie stecken konnte!
Sie besaß den Mut, dort zu stehen und ihn zu beschimpfen, gestand er ihr bewundernd zu. Die Frauen, mit denen er seine Affären hatte, waren stets darauf bedacht gewesen, ihm zu gefallen. Durch Lilys Konfrontationskurs fühlte er sich zum ersten Mal seit Jahren wirklich lebendig.
„Ich tue nur, was getan werden musste. Kennst du nicht das Sprichwort, dass der Zweck die Mittel heiligt?“
Lily beobachtete, wie er auf sie zukam. Ihr stockte der Atem. Ihre zarten Hände ballten sich zu Fäusten. Der Zweck … damit meinte er die Hochzeit.
Und heiraten wollte er sie nicht etwa, weil er sie liebte. Von wegen! Sondern weil es praktisch war. Weil er seine Mutter nach der Tragödie mit seinem Bruder keiner neuen Enttäuschung aussetzen wollte. Und, hey!, mit einer Jungfrau zu schlafen wäre eine neue Erfahrung. Er konnte ihr alles beibringen, was er über sexuelles Vergnügen wusste … bis er sich mit ihr langweilte.
Auf keinen Fall! Auch wenn sie ihn liebte und so sehr begehrte, dass es schon wehtat, verfügte sie doch über zu viel Selbstachtung, um auf seinen empörenden Antrag einzugehen.
Jetzt stand er ganz nahe vor ihr. Zu nahe. Trotzdem fand sie die Kraft, trotzig das Kinn zu heben und ihm in die Augen zu sehen.
Großer Fehler!
Das hypnotische Schimmern, das funkelnde Gold, machte sie schwindelig. Und als er eine ihrer Hände ergriff und die Faust löste, gab es nichts, was sie dagegen tun konnte.
Zärtlich fuhr Paolo mit einem Finger über die Handfläche. Er unterdrückte das Verlangen, Lily in die Arme zu heben und sie zum Sofa hinüberzutragen. Dort würde er sie am liebsten ausziehen und die verführerische Nacktheit genießen, deren Anblick ihm bereits zweimal vergönnt gewesen war. Dann würde er mit den Händen jede Kurve, jede Wölbung ihres kleinen, perfekt proportionierten Körpers erkunden und das geheime Zentrum ihrer Weiblichkeit entdecken. Er würde Lily so große Lust bereiten, dass sie ihn um Erlösung anflehen würde.
Aber erst sollte sie seine Ehefrau werden. Und als seine zukünftige Frau verdiente sie seinen Respekt. Paolo schob die erotischen Fantasien beiseite und gab sich selbst das Versprechen, sie dafür in der Hochzeitsnacht wahr werden zu lassen.
„Niemand muss enttäuscht werden, cara mia “, meinte er. „Unsere Hochzeit wird alle glücklich machen.“
Seine Nähe war gefährlich. Lily fühlte sich erhitzt und ruhelos. Ihre Brüste schienen größer zu werden, die aufgerichteten Knospen drängten gegen das dünne Top, das sie unter dem eleganten Leinenanzug trug. In ihrem Kopf herrschte Leere … nur eine leise Stimme forderte sie immer wieder auf nachzugeben, alles zu tun, was er von ihr wollte, und ihm ihre Liebe zu gestehen. Erst die Erkenntnis, dass er sie schon wieder manipulierte, ließ sie zur Besinnung kommen.
Sie entriss ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück. Dummerweise wusste er nur zu genau, wie sehr es ihr missfiel, jemanden zu verletzen, den sie liebte. Er wusste, wie sehr sie und Fiora einander mochten. Und natürlich war er sich auch im Klaren darüber, wie viel ihr ihre Großtante bedeutete.
Nun, dann würde sie ihm eben beweisen, dass sie nicht ganz so weich war, wie er annahm. Mit hoch erhobenem Kopf stieß sie hervor: „Als du die Menschen, die sich über unsere Hochzeit freuen, aufgezählt hast, hast du jemanden vergessen. Mich.“
Sie verabscheute seine Methoden. Hätte er ihr aufrichtig gesagt, er liebe sie, hätte sie ihn noch heute
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