Julia Extra Band 0294
unserer wunderschönen Stadt. Aber was das Geschenk angeht … alles, was ich möchte, bist du, meine süße Lily. Das weißt du doch. Wenn du allerdings eine Kleinigkeit für den besonderen Anlass auswählen möchtest, würde ich mich selbstverständlich sehr darüber freuen.“
Lügner! Worauf wollte er hinaus? Auch wenn sie ihn liebte, verstehen würde sie ihn in einer Million Jahren nicht!
Lily schaute ihn an. Und wie so oft, raubte ihr der Anblick seiner perfekten Gesichtszüge den Atem. Das langsame sexy Lächeln, mit dem er sie bedachte, übte seine übliche verheerende Wirkung auf sie aus. Rasch entschuldigte Lily sich, indem sie Kopfschmerzen vorschützte, und eilte in ihr Zimmer. Die Tür schloss sie hinter sich ab. Für alle Fälle.
Florenz erwies sich als zusätzlicher Ansturm auf ihre ohnehin schon überreizten Sinne. So viel Schönheit, so viel Stil. Es fiel ihr schwer, diesen Überfluss in sich aufzunehmen.
Mit schmerzenden Füßen erreichte sie den mit Mario vereinbarten Treffpunkt eine halbe Stunde zu früh. Die schattigen Tische einer kleinen Trattoria luden zum Verweilen ein.
Zumindest war sie eine Zeit lang ihrer Angst entkommen, Paolo könne seine Magie einsetzen und ihren Widerstand wie Eis in der Sonne zum Schmelzen bringen. Der köstliche starke Espresso half dabei, das beständige Gefühl der letzten Stunden, verfolgte zu werden, als Paranoia abzutun.
Heute Abend und den morgigen Tag musste sie noch durchhalten, dann würden die Partygäste hoffentlich verhindern, dass Paolo und ihr noch viel Zeit alleine blieb.
Natürlich würde sie die Verlobungsparty über sich ergehen lassen. Ihren ursprünglichen Plan, alles zu boykottieren, hatte sie aufgeben. Damit würde sie nur Fiora beunruhigen. Und das entsprach nicht Lilys Absichten. Danach jedoch würde sie abreisen. Irgendein unaufschiebbarer Grund würde ihr schon einfallen, um nach England zurückzukehren.
„ Signorina … Sind Sie fertig?“
Blinzelnd starrte Lily zu dem schlanken jungen Mann in den dunklen Hosen und dem weißen Hemd hinauf. Mario. Pünktlich auf die Minute. Schlagartig wurde ihr Misstrauen zur Gewissheit.
Sie stand auf und griff nach ihrer Handtasche. „Sind Sie mir gefolgt, Mario?“
„ Certamente . Der signor hat mir diese Anweisung erteilt.“ Grinsend zuckte er die Schultern. „Sie sind sehr wertvoll für ihn. Ihnen darf nichts geschehen.“
Wütend marschierte Lily über die piazza auf den wartenden Wagen zu. So viel zu ihren Stunden in Freiheit! Ganz im Gegensatz zu Marios Annahme war Paolo nämlich eben nicht um sie besorgt, er wollte sie nur unter Kontrolle halten. Schweren Herzens erkannte sie, dass sie sein Eigentum geworden war. Verfolgt. Beobachtet. Und zweifellos würde er einen detaillierten Bericht von ihrem Tagesausflug nach Florenz verlangen.
Nun war sie endgültig davon überzeugt, dass ihr keine andere Wahl mehr blieb, als nach der Party nach England zurückzufliegen. Dann würde sie ihren Sünden eben eine weitere hinzufügen und noch einmal lügen. Ihre Großtante Edith sei sehr krank geworden und brauche ihre Nichte an ihrer Seite.
Das war zwar geschmacklos, ihr fiel jedoch nichts anderes ein, was Fiora gelten lassen würde. Natürlich wäre sie enttäuscht, dass die Hochzeitspläne vorläufig auf Eis lagen, aber die Bedürfnisse einer Kranken hatten Vorrang!
Dann war es an Paolo, die Hochzeit zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Wahl endgültig abzusagen.
Das großartige Gefühl, das sie empfand, weil ihr eine so elegante Lösung eingefallen war, dauerte allerdings nur so lange an, bis der Wagen vor der Villa hielt.
Hoffnungslosigkeit breitete sich erneut in ihr aus, als sie Paolo sah, der mit einer ausgesprochen gesund aussehenden Großtante Edith neben sich aus der Eingangstür trat.
Ihr letzter Fluchtweg war blockiert.
9. KAPITEL
Fast scheint es, als habe er meine Gedanken gelesen, dachte Lily, noch bevor ich selbst meine Fluchtstrategie geplant habe. Sie stand am Rande einer Panikattacke, als sie auf recht wackligen Beinen auf das nun freudig lächelnde Paar zuschritt. „Was tust du denn hier?“, platzte sie an ihre Tante gewandt heraus.
„Das ist ja eine seltsame Begrüßung, Kind!“
Zu ihrer größten Verwunderung schloss ihre Großtante sie daraufhin herzlich in die Arme. „Mit einem Privatjet und einem Helikopter wurde ich hierher geflogen! Stell dir das einmal vor. Wie eine Prinzessin habe ich mich gefühlt. Paolo hat alles arrangiert.“
„Wir können doch unsere
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