Julia Extra Band 0294
Weiteres im Hintergrund halten wird. Aber mit dir schlafen werde ich nicht.“
12. KAPITEL
Paolo warf ihr einen finsteren Blick zu. „ Madonna diavola! Wovon, in aller Welt, sprichst du?“
„Du hast mich schon verstanden.“ Lily klammerte sich an ihre eiserne Selbstkontrolle, als hinge ihr Leben davon ab. Seine sonst so schimmernde olivbraune Haut wirkte plötzlich blass, sein Mund angespannt. Fast schien es, als stände er unter Schock.
Lily schluckte und befahl sich, nicht ihrem überwältigenden Bedürfnis nachzugeben, zu ihm zu gehen. Ihm zu sagen, zu bitten, alles zu vergessen, was sie so unbedarft von sich gegeben hatte.
Wieder rief sie sich ins Gedächtnis, was sie über ihn erfahren hatte. „Unsere Zweckehe bleibt, wo sie hingehört, auf dem Papier. Das Bett werde ich nicht mit dir teilen.“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Warum?“
Sag ihm die Wahrheit! Frag ihn, was zwischen ihm und So lange passiert ist. Frag ihn, was es mit der Blondine in London vor einer Woche auf sich hat, und hör dir seine Erklärung an. Vielleicht erfuhr sie sogar die Wahrheit. Vielleicht erinnerte er sie daran, dass er sie nicht liebte, ja, dass er nicht an die Liebe glaubte. Vielleicht leitete er daraus das Recht für sich ab, Affären zu haben.
Keines der Szenarien empfand sie als reizvoll, also flüchtete sie in die erste Lüge, die ihr in den Sinn kam. „Ich habe getan, was du wolltest … dich aus der Grube gezogen, die du dir selbst geschaufelt hast. Im Gegenzug, und bis du dich für eine Annullierung entscheidest, schuldest du mir etwas. Also werde ich ein luxuriöses Leben führen und endlich alles bekommen, was ich will. Nie wieder in aller Herrgottsfrühe aufstehen, um einen Trupp alter Menschen zu verhätscheln. Nie wieder wunderschöne Kleider in Schaufenstern bewundern und wissen, dass ich sie mir niemals leisten kann. Nie wieder …“
„ Basta !“, befahl er eisig. Seine Gesichtszüge waren zu Stein erstarrt. „Ich dachte, du seist nicht wie all die anderen. Ich bedaure meinen Irrtum.“
Abrupt wandte er sich um und marschierte mit hoch erhobenem Kopf aus dem Zimmer.
Seine Worte verwundeten ihr Herz wie Pfeile. Unkontrolliert begann Lily zu weinen.
„Und wo befindet sich mein Sohn heute?“, fragte Fiora, während sie den Kaffee einschenkte.
„In Mailand“, erwiderte Lily zögernd. Denn Paolo hatte ihr seinen Reiseplan nur mit knappen Worten vor die Füße geworfen, als empfände er es bereits als Verschwendung von Zeit und Atem, überhaupt mit ihr zu sprechen. Mit Erleichterung registrierte sie, dass ihre Hände nicht zitterten, als sie nach der Kaffeetasse griff. „Für ein paar Tage.“
Sie saßen in Fioras und Ediths wunderschön eingerichtetem Wohnzimmer. Von den Fenstern aus konnte man einen fantastischen Blick über die Dächer der alten Stadt auf die bläulich schimmernden Hügel in der Ferne werfen.
Fiora beugte sich vor und neigte den Kopf auf eine Seite. „Ich hoffe, Paolo vernachlässigt dich nicht“, meinte sie ruhig.
„Ich dachte, ihr würdet eure Flitterwochen in Amalfi verbringen“, warf Edith verwirrt ein. „Und ich erinnere mich, dass er zu mir gesagt hat, er wolle seine Jacht aus Cannes herbringen lassen, um mit dir eine traumhafte Reise zu machen.“
„Das Schicksal hat anders entschieden“, erklärte Lily so leichthin wie möglich. „Die Geschäfte. Du weißt, wie das ist.“ Sie sandte ein steifes Lächeln in Richtung ihrer Schwiegermutter. Als Frau eines Bankers würde sie verstehen, dass die Arbeit immer den Vorrang vor allem Übrigen besaß.
Doch Fiora überraschte sie. „Ich muss unbedingt mit ihm sprechen. Schon Solange hat sich immer darüber beschwert, dass er zu viel arbeitet.“
Schmerzhaft zog sich Lilys Herz zusammen. Dies war ihre Chance, etwas über Paolos erste Ehe zu erfahren. Sie musste sie einfach ergreifen. „Es ist sehr traurig, was mit ihr passiert ist, nicht wahr?“
Allerdings fiel ihr Adrenalinspiegel wieder in sich zusammen, als Fiora nur mit einem dürftigen „Natürlich“ antwortete. „Wir werden nie erfahren, was sich in dieser Ehe zugetragen hat. Paolo spricht nie davon, und ich respektiere seine Wünsche zu sehr, um nachzufragen. Das alles gehört der Vergangenheit an. Mit dir an seiner Seite wird es eine wundervolle Zukunft geben, auf die wir uns freuen können. Und …“, wechselte sie geschickt das Thema, „… bleibst du zum Lunch?“
„Vielen Dank, aber ich kann nicht.“ Lily schaute auf
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