Julia Extra Band 0295
Heim in Detroit stehen.
„Hast du verstanden, Duncan?“ Ihre Stimme wurde schrill, während sie mit einer Überzeugung wiederholte, die sie nicht empfand: „Ich sagte, ich will die Scheidung.“
Diesmal verzögerten ihre hasserfüllten Worte seinen Schritt nicht. Duncan setzte seinen Weg fort, bis er seinen Wagen erreicht hatte. Entschlossen hob er das schwere Gepäck in den Kofferraum und schlug die Klappe unnötig heftig zu. Dann ging er zur Fahrerseite.
Vor Elend zitternd, stand Reese im Vorgarten, während Duncan in den Wagen stieg, den Motor anließ und verschwand.
1. KAPITEL
Zwei Wochen später
Duncan schaltete den Motor des Mercedes aus. Doch er machte keine Anstalten, den Wagen zu verlassen. Stattdessen starrte er auf den Bungalow mit seiner einladenden roten Backsteinfassade und den Markisen über den Fenstern. Das Haus war nicht groß. Doch er hatte es auf Anhieb gemocht. Im Gegensatz zu dem riesigen Anwesen seiner Eltern war es ihm immer wie ein Heim vorgekommen.
Jetzt natürlich nicht mehr. Nein. Jetzt war es nur noch ein Haus.
Was tue ich hier eigentlich?
Wohl zum hundertsten Mal überlegte Duncan, weshalb er sich nicht geweigert hatte. Weshalb hatte er nicht einfach abgelehnt, als Reese ihn um Hilfe bat? Die Antwort darauf gefiel ihm nicht.
Er liebte sie.
Obwohl sie ihm mit ihren Beschuldigungen das Herz gebrochen und ihn mit ihrem eigensinnigen Verdacht jahrelang zurückgestoßen hatte, liebte er Reese immer noch. Deshalb war er zurückgekehrt. Nicht als ihr Ehemann, sondern als ihr Mittel zum Zweck.
Die Adoptionsagentur hatte angerufen. Eine junge Mutter hatte die Newcastles als Adoptiveltern für ihr Baby ausgewählt. Natürlich war Reese hocherfreut gewesen, ja geradezu ekstatisch. Weder die Mitarbeiter der Adoptionsagentur noch die junge Mutter wussten, dass die Newcastles getrennt lebten und ihre Ehe derart zerrüttet war, dass sie die Scheidung anstrebten.
Er selbst hatte keinem einzigen Menschen erzählt, dass Reese und er Eheprobleme hatten und sogar eine Scheidung in Erwägung zogen. Kein Wort hatte er gegenüber seinen Eltern oder seinen Freunden erwähnt. Nicht einmal seine Sekretärin wusste, dass er in einem Hotel wohnte. Dass er heimlich auf eine Versöhnung hoffte, war nicht der Grund, redete Duncan sich ein.
Und selbst wenn es der Fall gewesen wäre, hätte Reese gestern seine letzten Hoffnungen zunichtegemacht. Sie war am späten Nachmittag unerwartet in seinem Büro aufgetaucht, und er konnte nicht leugnen, dass er erfreut gewesen war … Bis sie ihm den wahren Grund für ihren Besuch verraten hatte. Sie hatte ihm von dem Anruf der Agentur berichtet und ihn anschließend gebeten, wieder nach Hause zurückzukehren.
Sie brauchte ihn für die nächsten gut sechs Monate, um heile Familie zu spielen, bis das Familiengericht die Adoption bestätigte. Anschließend würden sie erneut vor Gericht gehen – diesmal wegen ihrer Scheidung.
Duncan saß in seinem Wagen, fuhr sich mit einer Hand über die Augen und erinnerte sich, was Reese ihm als Gegenleistung angeboten hatte.
„Ich werde dir die Scheidung so leicht wie möglich machen“, hatte sie gesagt. „Ich werde nichts verlangen außer dem, was ich in die Ehe mitgebracht habe. Es versteht sich von selbst, dass ich keinen Unterhalt für das Kind von dir erwarte oder dass du eine Beziehung zu ihm aufnimmst. Ich weiß, wie du über eine Adoption denkst.“
Wusste sie es plötzlich wirklich? Wenn er früher versucht hatte, das Thema anzuschneiden, hatte sie ihn immer unterbrochen oder seine Bedenken beiseitegeschoben. Jedes Mal hatte er sie angesehen und sich gefragt, wie es möglich war, dass zwei Leute miteinander sprachen und sich dennoch nicht erreichten. Kein Wunder, dass sie sein Schweigen völlig falsch verstanden hatte.
„Du kannst sogar das Haus haben.“
„Ich will das verflixte Haus nicht“, hatte er erklärt.
„Was willst du dann? Sag es mir, und ich gebe es dir.“ Reese war so erregt in ihrer Verzweiflung gewesen, dass sein Herz noch stärker schmerzte. „Das hier könnte meine letzte Chance sein, Duncan. Bitte, hilf mir.“
Es war ihm nicht entgangen, dass sie nicht mehr von „unserer Chance“ sprach. Weshalb auch? Die Adoption war ihre Antwort auf ihre Probleme, ein Kind zu bekommen. Er selbst hatte die Hoffnung auf leiblichen Nachwuchs nie ganz aufgegeben. Er war immer noch nicht sicher, ob er etwas für ein Kind empfinden könnte, das nicht sein eigen Fleisch und Blut war.
„Ich möchte
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