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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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Verschleierte Augen blinzelten und wurden klar. Der Kleine sah sie eindringlich an, als wollte er sie gründlich kennenlernen. Sie, Reese, hatte sich längst jede Einzelheit eingeprägt.
    „Ich kennen dich“, murmelte sie ehrfürchtig angesichts der starken Bindung, die sie jetzt schon empfand. „Ich würde dich überall erkennen. Du bist mein Sohn.“
    Frische Tränen rannen ihre Wangen hinab und vertrieben den alten Schmerz. Während sie ihren Sohn wieder an die Brust hob und an ihr Herz drückte, merkte sie, dass Duncan den Augenblick mit der Kamera festhielt. Ihre Blicke begegneten sich über dem kleinen Display, das an der Seite angebracht war. Sie hätte schwören können, dass seine Augen feucht waren.
    Was ging in Duncan vor?
    „Kannst du das hier glauben?“, fragte sie und versuchte, seine teilweise verdeckte Miene zu deuten. Doch es gelang ihr nicht.
    Duncan wusste nicht, was er sagen sollte. Worte konnten nicht ausdrücken, was er empfand. Er war von einer Gefühlswelle überrollt worden und bekam keinen Ton heraus. Die reine Freude und die grenzenlose Liebe im Gesicht seiner Frau, als sie endlich ein Kind in den Armen hielt, hatten ihn völlig verwirrt. Er kam sich vor wie damals, als er Reese zum ersten Mal begegnet war. Hingerissen und bis über beide Ohren verliebt, bevor er es selber gemerkt hatte.
    Außerdem beneidete er Reese, weil ihr lang gehegter Traum wahr wurde, während seiner umso weiter in die Ferne gerückt war.
    „Geben Sie mir die Kamera eine Weile“, schlug Jenny vor. „Sie sollten beide auf dem Film sein.“
    Duncan konnte sich nicht weigern. Wie hätte das ausgesehen?
    „Ja, sehr gern.“ Er gab Jenny einige kurze Hinweise und reichte ihr den Apparat. Dann ging er zu Reese und stellte sich steif neben sie. Er kam sich wie ein Statist in einem Film vor, während Jenny erwartete, dass er eine Hauptrolle übernahm.
    „Na los, legen Sie den Arm um Ihre Frau“, forderte sie ihn lachend auf. „Ja, so ist es besser. Und immer lächeln. Ich hole Sie jetzt so nahe heran, dass nur Sie drei den Rahmen füllen.“
    Nur wir drei.
    Duncan wünschte, das Bild mit seinem Arm um Reeses Schulter und dem Baby, das sich an sie schmiegte, wäre echt. Er wünschte es sich so sehr, dass sein Hals sich schmerzlich zusammenzog. Seine Augen brannten. Er drehte den Kopf ein wenig, und Reeses Haar kitzelte sein Kinn. Bevor er merkte, was er tat, beugte er sich vor und küsste federleicht ihre Schläfe.
    „Du siehst so glücklich aus“, flüsterte er und drückte ihre Schulter, sodass sie näher an seine Brust rückte.
    Reese riss erstaunt die Augen auf, und ihre feuchten Wangen verzogen sich zu Lachfältchen. „Ich fühle mich innerlich total ausgefüllt, wo vorher alles leer war. Vielleicht ist das der Unterschied.“
    „Ganz bestimmt.“ Duncan legte die Hand an ihr Gesicht und wischte den Tränenstrom fort.
    „Willst du Daniel einmal halten?“, fragte sie.
    Duncan wollte es und wollte es nicht. Sein Herz begann zu stolpern. Doch bevor er beiseitetreten oder anderen Sinnes werden konnte, legte Reese das Baby in seine Arme.
    Daniel nahm die Übergabe gelassen hin. Er blinzelte und gähnte und kniff kurz ein Auge zu. Jeder Gesichtsausdruck war liebenswerter als der vorige.
    „Er ist so klein“, sagte Duncan mit einem Anflug von Panik. Das Baby schien überhaupt nichts zu wiegen. Es war so zerbrechlich, so verletzlich. Der Kleine braucht mich, dachte er. Nein, nicht mich. Er braucht einen Vater. Leider würde er nicht dieser Vater sein, bedauerte er plötzlich nicht wenig.
    „Er ist schon viel gewachsen“, sagte Maggie. „Sie hätten ihn sehen sollen, als ich ihn einige Tage nach seiner Geburt von der Klinik abholte. Meine Güte, war er winzig. Das hinderte ihn aber nicht daran, seinen Willen laut und deutlich um drei Uhr morgens kundzutun. Inzwischen schläft er nachts meistens sechs bis acht Stunden durch.“
    „Ich wünschte, ich hätte dabei sein können, als er geboren wurde“, sagte Reese. „Mir ist so viel entgangen.“
    Duncan beobachtete, wie das Baby mit einer Hand seinen Zeigefinger umklammerte. Und was wird mir alles entgehen?, überlegte er.
    „Ich habe Fotos gemacht“, sagte Maggie. „Ich mache immer eine Menge Fotos von den Babys, um ein Album für die Adoptiveltern zusammenstellen zu können.“
    „Das ist eine großartige Idee und sehr aufmerksam.“ Reese streichelte Daniels Wange.
    „Ich tue es auch für mich“, gab Maggie seufzend zu. „Ich bekomme jeweils zwei

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