Julia Extra Band 0295
rannte weiter. Sie mussten ihm nichts sagen, was er längst selbst wusste.
3. KAPITEL
Justin fuhr gerade vom Parkplatz, als Marilees altes Auto am Ende des Häuserblocks um die Ecke bog und verschwand. Er trat aufs Gaspedal und hoffte inständig, dass er sie nicht verlor. Obwohl er schon bei ihr zu Hause gewesen war, war er sich nicht sicher, ob er den Weg noch einmal finden würde. Damals waren sie im Schneesturm zum Haus gefahren. Und am nächsten Morgen war er zu sehr in Gedanken gewesen, um sich die Strecke zu merken. Den Weg ohne eine Adresse wiederzufinden würde an ein Wunder grenzen.
Zwei Kurven und fünf Häuserblocks später sah er, wie sie nach rechts abbog. Als er die Ecke erreichte, an der sie abgebogen war, konnte er sie jedoch nicht mehr entdecken. Sein Herz stockte. Langsam fuhr er die Straße entlang. Zuerst kam er an drei geklinkerten Häusern vorbei, dann an einem grünweißen Bungalow im Landhausstil und schließlich an einem großen gelben Haus. Doch da! Das winzige weiße Holzhaus am Ende der Straße kam ihm bekannt vor. In diesem Moment entdeckte er auch ihren Wagen auf der Auffahrt, trat auf die Bremse und schlug das Lenkrad scharf links ein. Er stellte den Motor ab und atmete erleichtert durch.
Als er aus dem Auto stieg, zögerte er kurz und versuchte verzweifelt, seine Gedanken zu sortieren. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und seine Hände zitterten. Nie zuvor hatte er sich so ängstlich gefühlt, so hilflos und unsicher, was er sagen sollte. Er hatte das Unfassbare getan und ein Kind mit einer Frau gezeugt, die er so gut wie gar nicht kannte. Doch er war nicht der Typ Mann, der sich dieser Situation nicht stellte und einfach wegrannte. Und so richtete er noch einmal seinen Hut, kletterte aus seinem Pick-up und ging zur Tür.
Marilee war im Badezimmer und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, als sie hörte, wie jemand an die Tür klopfte. Sie betrachtete sich im Spiegel und nahm sich ein Handtuch. Ihre Augen waren rot und geschwollen vom Weinen. Und ihr Make-up war vollkommen ruiniert.
Gut. Vielleicht muss er nur einen Blick auf mich werfen und verschwindet dann endlich aus meinem Leben. Es ist so schon kompliziert genug.
Wieder hörte sie, dass er an die Tür klopfte – dieses Mal lauter und energischer. Sie seufzte. Es war sinnlos, das Unvermeidliche noch länger vor sich herzuschieben. Sie hob das Kinn, drehte sich abrupt um und ging zur Tür.
„Was?“, sagte sie, als sie die Tür aufzog.
Justin zuckte zusammen. Sie hatte geweint. Leise seufzte er. Zum Teufel, natürlich hatte sie geweint. Gut fünf Minuten lang hatte er sie vor Gott und der Welt angebrüllt.
„Marilee, es tut mir leid.“
„Was tut dir leid? Mir auf der Arbeit eine Szene zu machen? Oder die Tatsache, dass ich schwanger bin?“
„Es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe.“
„Entschuldigung angenommen“, erwiderte sie leise und wollte die Tür schließen.
Doch er hielt die Klinke fest, bevor Marilee ihm die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. Dann ging er hinein, nahm seinen Stetson vom Kopf und hängte ihn an einen Haken. Noch während er den Hut aufhängte, fiel ihm ein, dass er das schon einmal getan hatte – in der Nacht, in der sie ihm Unterschlupf vor dem Sturm gewährt hatte. Er drehte sich zu Marilee um, und die Entschlossenheit war seinen Worten deutlich anzuhören.
„Wir müssen reden.“
„Worüber? Ich dachte, du hättest schon so ziemlich alles gesagt.“
Er schloss die Tür hinter sich und runzelte die Stirn, als sie in Richtung Küche ging. Da er sich nicht noch einmal abwimmeln lassen wollte, folgte er ihr.
„Behandle mich nicht so herablassend, Lady. Ich hatte das Recht, darüber Bescheid zu wissen.“
Sie wirbelte herum. Zornig blickte sie ihn an.
„Schön gesagt. Ich bin absolut einverstanden und sehe das genauso. Wie auch immer … Da du dich aus meinem Bett gestohlen hast, ohne Auf Wiedersehen zu sagen, und einfach aus meinem Leben verschwunden bist, nahm ich an, du hättest alles, was du von mir wolltest.“
Er wurde rot. Doch so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben.
„Es gab keinen Tag, an dem ich es nicht bereut hätte.“
Sie runzelte die Stirn, als würde sie ihm nicht glauben – und ehrlich gesagt konnte er ihr daraus keinen Vorwurf machen.
„Okay, also tut es dir leid, dass du ein Feigling warst, und es tut dir leid, dass du mich bei der Arbeit blamiert hast. Ich habe deine Entschuldigung angenommen. Wenn es dir dann nichts ausmacht
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