Julia Extra Band 0297
Gespräche allerdings nur noch in meinem Kopf statt.“
„Das klingt ja faszinierend. Und wie oft reden Sie mit sich selbst?“
„Inzwischen nur noch selten.“ Allerdings hegte sie die Befürchtung, dass es in den nächsten Tagen häufiger vorkommen würde.
„Erzählen Sie irgendjemandem davon?“
„Großer Gott, nein!“
„Nicht mal Ihrem Verlobten?“
Marina zögerte einen Moment.
„Das ist doch ein Verlobungsring an Ihrem Finger, oder?“
„Ja.“ Während des Flugs hatte sie entschieden, das Erlebnis von gestern zu sehr aufgebauscht zu haben. Natürlich liebte sie Shane und wollte ihn heiraten. Ihre ungewollte Reaktion auf den Mann vor ihr verunsicherte sie allerdings erneut.
„Und nein“, fuhr sie fort, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte. „Ich erzähle Shane nicht davon. Er hält mich für eine äußerst pragmatische und vernünftige Frau.“
Schon wieder dieses verstörende Halb-Lächeln. „Und das sind Sie nicht?“, fragte er belustigt.
„Ich versuche, es zu sein.“ Aber es gelingt mir nicht immer, dachte sie reumütig.
„Wann heiraten Sie?“
„In drei Wochen.“
„Drei Wochen!“ Er klang regelrecht schockiert. Fast ungläubig. „Sie haben die ganze lange Reise unternommen … und heiraten in drei Wochen?“
„Ich wäre auch gekommen, wenn die Hochzeit morgen gewesen wäre“, entgegnete sie wahrheitsgemäß. „Meine Mutter ist an Krebs gestorben. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich nicht geflogen wäre. Und jetzt, wo ich hier bin … ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, das für Rebecca tun zu können. So schnell wie möglich übrigens. Erwähnten Sie nicht in Ihrem Brief, je eher desto besser?“
Er blieb unvermittelt stehen, starrte sie an und schüttelte dann langsam den Kopf. „Sie sind eine ganz besondere Lady, Miss Marina Spencer. Morgen wäre fantastisch. Aber ich dachte, dass Sie dafür zu müde sind.“
„Was für eine Rolle spielt das schon? Ich kann mich danach ausruhen.“
„Und das werden Sie auch. Sobald Sie das Krankenhaus verlassen dürfen, bringe ich Sie nach Winterborne Hall. Dort können Sie ein paar Tage ausspannen, bevor sie nach Hause zurückfliegen. Es liegt auf dem Land und ist zu dieser Jahreszeit besonders schön.“
„Aber …“ Ein schrecklicher Gedanke jagte den nächsten. Und keiner von ihnen hatte etwas mit Ausspannen zu tun. Marina versuchte, diese Fantasien als ganz normal anzusehen. Doch sie waren nichtsdestotrotz äußerst beunruhigend.
„Es tut mir leid, aber das kann ich wirklich nicht annehmen. Zum einen sollte ich so schnell wie möglich zu Shane zurückkehren. Zum anderen möchte ich … mich Lady Winterborne nicht auf diese Weise aufdrängen.“
Er musste einfach eine Frau haben – ein Mann wie er. Bitte, lieber Gott, lass ihn verheiratet sein, betete Marina. Einem Ehemann gegenüber könnte ich niemals solche Gedanken ha ben. Das weiß ich einfach.
„Es gibt keine Lady Winterborne“, versetzte er knapp, woraufhin ihr Herz zu flattern begann. „Aber dafür gibt es mindestens ein Dutzend Gästezimmer, die endlich einmal benutzt werden sollten. Außerdem steht eine wahre Armada an Personal zur Verfügung, das Ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen wird. Was machen schon ein paar Tage aus?“, fügte er hinzu und führte sie damit in Versuchung. „Ihr Verlobter erwartet doch sicher nicht, dass Sie direkt vom Krankenhaus ins Flugzeug steigen, oder?“
„Ich … ich schätze nicht. Aber ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände …“
„Ich bestehe darauf“, unterbrach er sie. „Und ich akzeptiere kein Nein.“
Sofort ging ihre Fantasie mit ihr durch. Sie sah sich auf einem riesigen Himmelbett in einem dieser zweifellos äußerst elegant eingerichteten Gästezimmer. Es war Nacht, doch mehrere Kerzen erzeugten ein warmes Licht.
Ihr rotes Haar lag offen auf dem Kissen und glänzte golden gegen das strahlende Weiß der Bettwäsche. Ihr Nachthemd, genauso jungfräulich weiß, war aus Satin und Spitze und verbarg so gut wie nichts.
Sie las gerade ein Buch, als er, in einen roten Seidenmantel gehüllt, zu ihr in den Raum kam. Langsam streifte er den Mantel ab und trat nackt auf sie zu. Er legte sich zu ihr ins Bett und zog die Vorhänge zu, sodass er die Welt um sie ausschloss und sie in Dunkelheit versanken. Dann nahm er das Buch aus ihrer zitternden Hand. Sie spürte, wie eine warme Hand ihren Nacken berührte und ihr Gesicht langsam anhob.
„Ich werde kein Nein
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