Julia Extra Band 0297
verbringen.
„Das ist ein sehr attraktives Parfum, das Sie benutzen“, murmelte er sanft und holte sie damit in die Realität zurück. „Ich kenne es nicht.“
Unmöglich, ihn in dieser Situation anzusehen. Er würde sofort erkennen, in welche Richtung ihre Gedanken gewandert waren. „Es heißt ‚Wahre Liebe‘“, entgegnete sie und wandte den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen.
„Ah. Ein Geschenk Ihres Verlobten?“
Instinktiv fuhr ihr Kopf herum. Sie wollte ihm sagen, dass sie keinen Verlobten mehr hatte, nicht in ihrem Herzen und bald auch nicht mehr im realen Leben. Doch sie brachte es nicht über sich, diese Tatsache laut auszusprechen.
Das belastete Marina, denn es entsprach nicht ihrer Natur, andere Menschen bewusst zu täuschen. Bei James fragte sie sich, ob sie es seinetwillen oder ihretwillen tat.
Henrys Warnung, nicht mit einem gebrochenen Herzen nach Hause zurückzukehren, nahm sie sehr ernst. Männer wie James lösten ihre Verlobung nicht wegen Frauen wie Marina. Sie nahmen sie sich zur Geliebten, aber nicht zur Ehefrau. Musste ihre eigene Mutter nicht nach Australien durchbrennen, um den Mann zu heiraten, den sie liebte? Und das nur, weil er nicht dem gesellschaftlichen Anspruch ihrer Eltern entsprach.
„Nein, es hat meiner Mutter gehört“, erwiderte sie knapp und presste die Lippen zusammen.
Einen Augenblick starrte James auf ihren Mund, dann wandte er sich ab. Das wirkte beinahe ein wenig arrogant. „Ich muss Tiffany eine Flasche kaufen“, sagte er, und seine Worte stachen wie ein Messer in ihr Herz.
Idiot, raunte die innere Stimme. Noch deutlicher hätte er es ja wohl nicht sagen können. Zumindest weißt du jetzt, woran du bist!
Der innere Monolog stärkte Marinas Willenskraft.
„Ich glaube“, begann sie, bevor sie ihre Meinung noch einmal änderte, „dass es besser ist, wenn ich den Rückflug nehme, den Henry mir für das kommende Wochenende gebucht hat.“
Sein Kopf schnellte herum, und ihre Blicke begegneten sich. In seinen Augen erkannte sie eine ungeheure Wut, die sie furchtbar erschreckte. „Was, in aller Welt, hat Henry zu Ihnen gesagt?“, stieß er grimmig hervor.
Ihr schuldbewusstes Erröten verriet sowohl sie selbst als auch Henry. James fluchte unterdrückt.
„Dieser alte Narr, der sich immer in alles einmischen muss“, fluchte er. „Er glaubt, alles zu wissen, dabei weiß er gar nichts! Nichts! Was hat er Ihnen gesagt, Marina? Ich muss es wissen!“
Marina wusste nicht, was sie antworten sollte. Das war das reinste Minenfeld, über das sie sich hier bewegte.
„Er … ich meine Henry“, sagte sie vorsichtig, „hat nur Ihr Bestes im Sinn.“
James schnaubte verächtlich. „Er lebt noch im Mittelalter. Der Mann hat keine Ahnung, wie das Leben von heute aussieht.“
Als er urplötzlich zu ihr rüberrutschte und ihre Hände ergriff, zuckte sie nervös zurück. Sein Gesicht war ihr auf einmal viel zu nah. Ihr Herz klopfte wie verrückt. William saß nur wenige Meter von ihnen entfernt, doch er schien nicht mitzubekommen, was hinter ihm vor sich ging.
„Mein Gott, was hat er Ihnen erzählt?“, stöhnte James, dem ihre ängstliche Reaktion nicht entging. „Nein, Sie müssen gar nichts sagen. Ich kann es mir denken. Ich konnte noch nie etwas vor Henry verbergen.“
„Ver…verbergen?“ Seine Nähe ließ sie zittern, sein männlicher Duft berauschte ihre Sinne. Eine unbändige Sehnsucht erfasste sie, und sie neigte sich ihm unwillkürlich entgegen. Näher und näher.
James’ Finger schlossen sich fester um ihre Hände. Dann hob er sie langsam an seine Lippen.
„Nein!“, presste sie hervor.
Für ein paar Sekunden schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, seufzte er und ließ ihre Hände los.
„Entschuldige bitte, Marina. Ich hatte mich für einen Moment nicht in der Gewalt, was nicht meine Absicht war, das versichere ich dir. Aber du bist eine unglaublich schöne Frau. Und verdammt begehrenswert!“, murmelte er.
Nach diesem Zwischenfall duzte er sie – was Marina ganz selbstverständlich erschien. „Schon den ganzen Morgen sage ich mir, dass ich dich nicht begehren darf. Du wirst heiraten, genau wie ich.“
„Nein, das werde ich nicht“, wisperte sie und keuchte gleich darauf erschreckt auf.
Er hob den Blick. In seinen Augen las sie seine ganze Qual.
„Was … wirst du nicht?“
„Ich … werde nicht … heiraten“, gestand sie zitternd. Jetzt, wo es heraus war, hatte sie das Gefühl, es erklären zu müssen. „Ich
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