Julia Extra Band 0297
Haarfarbe wie ich. Wenn ich denn Haar habe“, fügte sie ein wenig verlegen hinzu.
„Du wirst ganz bald wieder Haare haben, mein Kleines“, sagte Marina sanft und streichelte den Arm des Mädchens. „Du wirst dich wundern, wie schnell es dir wieder gut geht.“
„Ja, ich weiß. Onkel James hat mich heute früh angerufen und mir gesagt, dass wir es morgen machen werden. Ich kann es gar nicht abwarten!“
„Ich auch nicht.“
„Die Ärzte haben gesagt, dass es nicht wehtut. Ich werde natürlich schlafen, aber du hast die Wahl. Du kannst dich örtlich betäuben lassen oder ganz. Ich finde, du solltest dich ganz betäuben lassen“, riet sie voller Ernsthaftigkeit. „Dann musst du dir keine Gedanken machen, ob es weh tut oder nicht. Weißt du, die Ärzte behaupten immer, dass man nichts spürt, aber meistens merkt man doch ein bisschen.“
Vor Rührung zog sich Marinas Herz zusammen – da versuchte diese Siebenjährige doch tatsächlich, die Erwachsene zu beruhigen. Rebecca war selbst wie eine kleine Erwachsene. Schmerz und Krankheit hatten diese Wirkung und ließen Kinder weit vor ihrer Zeit reifen.
„Ich glaube, ich werde die volle Betäubung nehmen“, gestand sie dem Mädchen ruhig. „Ich bin nicht so tapfer wie du.“
Rebecca kicherte. „Hast du das gehört, Onkel James? Marina findet mich tapfer. Das ist lustig. Ich bin überhaupt nicht tapfer. Ich weine immer, wenn sie diese furchtbaren Nadeln in mich reinstecken. Ich hasse Nadeln“, flüsterte sie ihrer neuen Freundin und Vertrauten zu.
„Natürlich tust du das!“, empörte sich Marina. „Welches Mädchen, das etwas auf sich hält, würde Nadeln mögen ? Nein, nein. Mich schaudert es schon, wenn ich nur daran denke!“
Da konnte sich Rebecca vor Lachen kaum halten. „Du bist wirklich lustig. Und du redest auch lustig“, sagte sie – offensichtlich wegen Marinas Akzent. Dabei hatte Marina immer geglaubt, dass sie ziemlich britisch klang. Aber scheinbar hatte sie sich getäuscht.
„Aber ich mag es“, verkündete die Kleine. „Und dich mag ich auch. Sie ist umwerfend, Onkel James, nicht wahr?“
Das Auftauchen einer Krankenschwester, die Rebeccas Werte kontrollierte, gab James die perfekte Ausrede, um nicht antworten zu müssen. Unglücklicherweise bedeutete das aber auch, dass Marina sich endlich der Frau stellen musste, die er heiraten würde.
Also wappnete sie sich innerlich, stand auf, drehte sich um und zuckte leicht zusammen, als sie sah, dass James einen Arm um Lady Tiffanys Taille gelegt hatte.
„Ich bin so froh, dass ich die Gelegenheit bekomme, Sie persönlich kennenzulernen“, sagte die Lady, nachdem James sie einander vorgestellt hatte. „Ich finde es großartig, was Sie für Rebecca tun. Die Kleine ist ein wahrer Schatz. Ich wünschte nur, ich könnte morgen für sie da sein, aber ich muss noch heute Nachmittag nach Italien fliegen. Um ehrlich zu sein, muss ich mich schon bald auf den Weg machen, James.“
Lady Tiffany sah James streng an. „Nein, mein Lieber. Jetzt sag bloß nicht, dass du mich zum Flughafen bringen wirst. Das ist albern. Du bleibst hier bei Rebecca. Ich habe mir ohnehin schon ein Taxi bestellt. Ich muss nach Rom zur Hochzeit einer meiner Cousinen“, erklärte sie Marina.
Warum konnte die Frau keine Zicke sein? Eine arrogante Diva der oberen Zehntausend, die überheblich auf andere herabblickte? Warum musste sie stattdessen eine offensichtlich äußerst sympathische und warmherzige Frau sein?
„Ich möchte überhaupt nicht fliegen, aber ich bin verpflichtet. Schlimmer noch – ich muss sogar ein paar Tage früher kommen, damit mein Brautjungfernkleid angepasst werden kann. Dabei ist es nicht einmal ein schönes Kleid“, fügte sie lachend hinzu. „Ein Albtraum in Violett! Können Sie sich das vorstellen?“
„Du siehst in allem fantastisch aus, Tiffany“, sagte James charmant.
Daraufhin schenkte Tiffany ihm einen derart hingebungsvollen Blick, dass Marina am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Diese Frau liebte ihn nicht nur, sie betete ihn geradezu an. Ein rascher Seitenblick auf James bestätigte, dass auch er mehr als bloße Zuneigung für Tiffany empfand.
„Dem kann ich nur zustimmen“, sagte Marina schnell, um ihr Unbehagen zu überwinden. „Bei Ihrer Haarfarbe und Ihrem Teint können Sie alles tragen. Ich würde in Violett unmöglich aussehen. Scharlachrot steht mir genauso wenig.“
Lady Tiffany lachte sanft und wohlklingend. Mein Gott, musste an dieser Frau denn alles
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