Julia Extra Band 0297
Ihre Familie würde Paolo niemals als ihren Ehemann akzeptieren. Das Volk von San Piedro auch nicht. Aber das war ihr egal. Sie würde ihnen allen die Stirn bieten!
Vor ihrer Zimmertür im College standen zu ihrer Überraschung Bodyguards, drinnen auf dem Bett saß kerzengerade Fürstin Clothilde.
Ohne zu zögern, erzählte Isabelle ihrer Mutter von der Verlobung mit Paolo.
„Mit einem einfachen Mechaniker?“, hakte die Fürstin entsetzt nach.
„Ich liebe ihn nun mal, Maman.“
„Ach Liebes!“ Die Fürstin klang bitter. „Männer können nicht treu sein. Wenn du aus Liebe heiratest, steht dir ein Leben voller Liebeskummer bevor. Noch dazu hat dein Liebster weder den richtigen gesellschaftlichen Hintergrund noch Vermögen. Und glaubst du etwa, Isabelle, diesem Niemand würde es auf Dauer gefallen, mit einer Prinzessin verheiratet zu sein? All seine Wünsche zu opfern, sich ständig dem Protokoll unterzuordnen, immer nur an andere und das Wohl des Staats zu denken?“
„Aber Maman, wir …“
Die Fürstin hob gebieterisch die Hand hoch. „Ich war noch nicht fertig. Glaubst du, es würde dem jungen Mann gefallen, jederzeit unter Beobachtung zu stehen und für den kleinsten Fehler öffentlich kritisiert zu werden? In unseren Kreisen würde man auf ihn herabblicken, die Presse würde ihn zerreißen und … Isabelle! Was ist denn mit dir?“
Plötzlich war Isabelle so schwindlig, dass sie sich setzen musste. Ihre Mutter erklärte weiter überzeugend, warum es für alle – und nicht zuletzt Paolo – das Beste wäre, wenn sie die Affäre kurzerhand beendete.
Und schließlich stimmte Isabelle unter Tränen allem zu, was ihr im Namen der Vernunft vorgeschlagen wurde.
Sie ging zum Essen in Paolos Apartment und begrub seine Hoffnungen unter genau den Worten, zu denen ihre Mutter ihr geraten hatte. Kalte, grausame Worte, die garantierten, dass er sie niemals wiedersehen wollte.
Ehe? Dass ich nicht lache. Ich bin eine Prinzessin, und du bist ein Niemand.
Es war das Richtige, das sah Isabelle ein. Paolo verdiente ein besseres Leben, als er es an ihrer Seite haben würde. Die Rolle des Prinzgemahls würde ihn nicht glücklich machen.
Doch es brach ihr das Herz, ihn zu verlassen, und sie wäre am liebsten gestorben.
Wieder wartete ihre Mutter in ihrem Zimmer auf sie, um zu hören, ob alles gut gegangen war. Unter Tränen berichtete Isabelle, wie das Treffen verlaufen war.
Dabei nahmen ihre Schwindelgefühle so zu, dass der Leibarzt – den ihre Mutter oft auf Reisen mitnahm – gerufen wurde. Nach einer gründlichen Untersuchung stellte er fest, dass sie nicht nur unter dem Schock der Trennung litt. Vielmehr war sie im zarten Alter von achtzehn Jahren schwanger von einem Mann, der als Ehemann nicht infrage kam …
„Bleiben Sie lange in der Villa Cerini, Hoheit?“
Signora Bertollis Frage brachte Isabelle schlagartig in die Gegenwart zurück. „Nein, nur heute. Sie brauchen nicht auszupacken, Signora. Wissen Sie, wo ich Signor Caretti finde?“ „Vermutlich in der Garage. Soll ich Sie hinführen, Princi pessa?“
„Nein, danke, die ich finde ihn schon“, wies Isabelle das Angebot zurück.
Kurz danach verließ sie das Zimmer. Sie trug schlichte weiße Unterwäsche, ein rosa Twinset zu einem knielangen geraden Rock und beige Pumps. Mit der Perlenkette ihrer Großmutter und einer abgesteppten Handtasche vervollständigte sie ihr Outfit, das zwar nicht direkt spießig, aber ganz bewusst alles andere als sexy war.
Wenn ich Paolo sehe, bleibe ich ganz kühl, nahm Isabelle sich vor, während sie durch die Villa und über den Hof ging. Sie würde ihn mit eisiger Höflichkeit und völlig damenhaft in seine Schranken weisen. Würde ihm unmissverständlich klarmachen, dass er sie weder beleidigen noch gefangen halten konnte.
Immerhin musste sie ein Kind großziehen und einen Mann heiraten. Das eine aus Liebe, das andere aus Pflichtgefühl.
Paolo, würde sie beginnen, ich habe mein Bestes versucht, aber du hast abgelehnt. Insofern ist meiner Ansicht nach das Abkommen zwischen uns nichtig, und … von mir aus kannst du zur Hölle fahren.
Nein letzteres würde sie natürlich nicht sagen. Dass sie im Interesse der Diplomatie ihre Gefühle unterdrücken müsse, hatte man ihr von Geburt an eingebläut. Paolo allerdings schaffte es immer noch, sie so zu provozieren, dass sie die Beherrschung verlor. Trotzdem würde sie nicht fluchen, egal, wie sehr er sie ärgerte – und wie sehr er eine Beschimpfung
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