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Julia Extra Band 0297

Julia Extra Band 0297

Titel: Julia Extra Band 0297 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Miranda Lee , Annie West , Jennie Lucas
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verdiente.
    Plötzlich hörte sie Stimmen, gleich darauf entdeckte sie Paolo und blieb stehen.
    Vor der Garage kniete er neben einem alten Motorrad, das mit den Rädern nach oben aufgebockt war, und bearbeitete es behutsam mit einer Feile. Neben ihm stand ein Junge, ungefähr in Alexanders Alter, und betrachtete interessiert den Motor.
    „Sieh dir den Zylinder jetzt mal an“, forderte Paolo den Jungen auf.
    „Toll. Ich dachte, die Dichtung geht da nie mehr runter.“
    „Mit der richtigen Methode und dem richtigen Werkzeug geht beinah alles“, belehrte Paolo ihn freundlich.
    „Adriano!“, tönte es barsch aus der Garage. „Störst du schon wieder Signor Caretti?“
    „Nein, ich helfe ihm“, erwiderte der Kleine. „Das stimmt doch, Signor Caretti, oder?“
    „Ja, du bist mir eine große Hilfe“, bestätigte Paolo. „Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich anfangen sollte.“
    Wie warm seine Stimme klang, überraschte Isabelle völlig.
    „Dann nehmen Sie mich doch in Ihre Boxencrew auf“, bettelte Adriano. „Sie werden es bestimmt nicht bereuen.“
    „Da bin ich mir sicher.“ Paolo fuhr dem Jungen durchs Haar. „Du bist geschickt und talentiert. Aber wir warten lieber noch ein paar Jahre – wenn du dann noch willst. Bis dahin heißt es Schule für dich, junger Mann.“
    „Och, immer die olle Schule“, maulte Adriano enttäuscht.
    Isabelle bekam weiche Knie. Wieso hatte sie immer angenommen, Paolowäre nie im Leben ein guter Vater? Warum hatte sie ihm seinen Sohn vorenthalten?
    Wie eine Sturzflut überfielen sie unbändige Schuldgefühle.
    Sie versuchte, sich mit den altbekannten Argumenten vor sich selbst zu rechtfertigen. Man hatte ihr damals keine Wahl gelassen. Die Ehe mit Paolo wäre eine Katastrophe gewesen. Das Baby als unverheiratete Mutter aufzuziehen wäre noch schlimmer gewesen. So hatte sie sich schließlich entschlossen, den Jungen als Prinzen aufwachsen zu lassen, in der Obhut seiner vermeintlichen Eltern.
    Aber nun sind dein Bruder und seine Frau tot, sagte ihr eine innere Stimme sachlich. Verdiente der Junge es da nicht, zu wissen, dass er immer noch Mutter und Vater hatte?
    Nein, das würde ihn nur verwirren, beantwortete Isabelle die Frage rasch für sich.
    Und falls Paolo wusste, dass er Vater war, würde er vielleicht das Sorgerecht für seinen Sohn beantragen – und nicht eher ruhen, bis er es bekam. Schön, er mochte ein guter Vater sein, aber wäre er der Richtige für Alexander, der immerhin bald das gekrönte Haupt eines Fürstentums sein würde?
    Man konnte nicht blind darauf vertrauen, dass Paolo wusste, was für den kleinen Prinzen das Beste war. Was für alle Beteiligten das Beste war …
    „Isabelle?“
    Sie blickte hoch. Paolo stand jetzt neben dem Motorrad und lächelte sie an.
    „Schön, dass du hier bist“, fügte er hinzu. Das klang ehrlich.
    Plötzlich fühlte sie sich zehn Jahre zurückversetzt, zu dem Moment, als sie Paolo das erste Mal gesehen hatte. Er tauchte neben ihrer liegen gebliebenen Limousine auf, ein junger Mechaniker im Blaumann, der mit ihr flirtete, als wäre sie eine ganz normale Studentin. Als er sie ins Kino einlud, sagte sie Ja.
    Ihr gefielen die Anonymität im Kinosaal, die Dunkelheit, das Popcorn und die Limonade. Die sie beinah fallen gelassen hätte, als Paolo ihr den Arm um die Schultern legte …
    Nach dem Film stiegen sie die fünf Treppen zu seinem winzigen Apartment hinauf, und vor der Tür küsste er sie im trüben Licht einer einzelnen Glühbirne. Trotz der schäbigen Umgebung hatte sie sich sofort wie zu Hause gefühlt, als er sie strahlend anlächelte.
    Jetzt lächelt er genauso, dachte Isabelle wehmütig. Als er zu ihr kam und ihre Hand nahm, durchflutete sie intensive Wärme von Kopf bis Fuß.
    „Tut mir leid, was ich wegen des Kleids gesagt habe“, entschuldigte Paolo sich und küsste ihr sanft die Hand. „Ich habe es nicht so gemeint.“
    Erstaunt sah sie ihn an. Ihres Wissens hatte Paolo Caretti sich noch nie im Leben bei irgendjemand für irgendetwas entschuldigt.
    „Kannst du mir verzeihen?“, bat er zerknirscht.
    Was sollte sie sagen? Was hatte sie ihm eigentlich sagen wollen? So dringend, dass sie extra zu ihm gekommen war?
    „Willst du mir etwas mitteilen?“, fragte er nach, als sie weiterhin nichts sagte.
    Ja, scher dich zur Hölle! Nein, das war das, was sie nicht sagen wollte. Nun fiel ihr nur eins ein, was er wissen sollte.
    Du hast einen Sohn, Paolo, sagte sie im Stillen. Wir haben einen Sohn.
    Aber das

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