Julia Extra Band 0297
Daddy?“
„Du hast meinen Daddy geheiratet.“
Einen Moment lang glaubte Alice, das kleine Mädchen müsse in irgendein Spiel vertieft sein. Behaupteten Kinder nicht oft, sie seien Feen oder Prinzessinnen? Unmittelbar darauf erklangen die Rufe einer Frau: „Olympia! Olympia!“ Das Mädchen runzelte die Stirn. Da war etwas an diesem Stirnrunzeln … in ihren Augen …
„Deinen Daddy?“, wiederholte Alice mechanisch. „Wer hat dir das erzählt?“
„An seinem Hochzeitstag hat er meine Tante angerufen.“
Jetzt war Alice noch verwirrter als zuvor. Sie rief sich ins Gedächtnis, wie Kyros damals vor dem Hotel eingetroffen war. Sie erinnerte sich an seine verärgerte Miene. Bestimmt liegen auch seine Nerven blank, hatte sie noch gedacht. Als ob Kyros jemals in seinem Leben nervös gewesen war!
Was, zur Hölle, ging hier vor sich?
„Olympia!“, rief die unbekannte Frau wieder, und diesmal klang ihre Stimme viel ungeduldiger.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte das Mädchen. Kurz bevor es die Treppe erreichte, wandte es sich noch einmal um. „Wie heißt du?“
„Alice.“
„Ich bin Olympia“, erwiderte die Kleine. „Kannst du Daddy ausrichten, dass ich euch gerne bald besuchen möchte?“ Sie zögerte, als versuche sie, sich an etwas zu erinnern. „Zum Tee?“
8. KAPITEL
„Ist Kyros schon nach Hause gekommen, Sophia?“ Alice war immer noch ganz außer Atem, weil sie die Treppe zur Villa hinaufgerannt war. „Oder hat er sich irgendwie gemeldet?“
„ Efkaristo, Sophia, danke“, ließ Kyros sich in diesem Moment vernehmen und trat auf die Terrasse hinaus. Er spürte Alices aufgebrachte Stimmung sofort. „Das wäre dann alles, Sophia.“
Ob er die Haushälterin fortschickt, fragte Alice sich, um mir mit seinen magischen Berührungen wieder jede Vernunft auszulöschen? Um mir wieder keine klaren Antworten auf meine Fragen geben zu müssen? Um mich mit Küssen und Zärtlichkeiten dazu zu bringen, ihm alles Mögliche zu glauben? Nun, da hat er sich diesmal aber verkalkuliert!
Sie nahm den Hut vom Kopf und starrte Kyros wütend an. Wie ein Fremder sieht er aus, schoss es ihr durch den Kopf. Nein, kein Fremder … aber er war ihr noch nie so entfremdet vorgekommen wie in diesem Augenblick. Ich kenne dich nicht! Ich kenne dich überhaupt nicht. Und vielleicht kannte ich dich auch nie.
„Wann wolltest du mich aufklären, Kyros?“, fragte sie, jedes Wort einzeln betonend. „Oder hattest du das gar nicht vor?“
Es entstand eine Pause, in der Kyros langsam ausatmete. „Wer hat es dir erzählt?“
Ungläubig lachte Alice auf. Die klassische Frage eines Mannes, der auf frischer Tat ertappt worden war. Normalerweise handelte es sich dabei um Untreue, aber war ihre Situation nicht auf gewisse Weise noch schlimmer? War ein vertuschtes Kind nicht noch schwerer zu ertragen als eine Geliebte? „Was spielt es für eine Rolle, woher ich es weiß? Wichtig ist doch nur, dass du es mir verschwiegen hast!“
„Aber es geht doch nur um Geld“, stieß er hervor. „Und ich habe das verdammte Ding erst letzten Monat gekauft!“
Alice erstarrte. Verlor sie den Verstand? Oder versagte einfach die Kommunikation zwischen ihnen, weil jeder eine eigene Sprache benutzte?
„Was hast du gekauft?“, fragte sie. „Ich spreche von deiner Tochter, von der du mir nichts erzählt hast. Wovon sprichst du?“
Kyros zuckte zusammen und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder aufschlug, lag ein versteinerter Ausdruck in den schwarzen Tiefen. „Ich denke, dieses Mal verstehst du die Relevanz meiner Frage. Wie hast du von Olympia erfahren?“
Hatte ein winzig kleiner, vielleicht sehr naiver Teil von ihr nicht gehofft, er würde alles abstreiten? Würde nachsichtig erklären, dass seine junge Nachbarin ihn schon immer als Helden vergötterte und ihn deshalb als ihren Daddy ausgab?
Aber sie hatte Olympias Gesicht gesehen. Sie hatte die Verwirrung und den Schmerz in den dunklen Augen des Kindes wahrgenommen … und gewusst, dass das kleine Mädchen sich keine Geschichten ausdachte.
„Olympia selbst hat es mir verraten.“
„Sie war hier?“
„Nein. Wir sind uns am Strand begegnet. Ich bin zum Schwimmen in die Bucht gegangen. Wer ist sie, Kyros? Oder, noch wichtiger: Wer ist ihre Mutter?“
Ihre Haut war weiß wie Papier, die grünen Augen weit aufgerissen. Auf einmal hatte Kyros Angst, sie könne in Ohnmacht fallen. „Setz dich, Alice.“
„Ich will mich aber nicht setzen!“
„Soll ich dir wirklich alles
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