Julia Extra Band 0297
es zumindest einen kleinen Trost für Katarinas Eltern und ihre Schwester, Olympia zu sich zu nehmen.“
„Aber etwas hat sich verändert, oder?“ Sie dachte an ihren Hochzeitstag zurück, an seine verärgerte Miene, als er aus dem Wagen gestiegen war.
„Ja. Katarinas Schwester wird bald heiraten, und ihre Eltern werden allmählich alt.“
„Wie überaus praktisch“, meinte Alice langsam, „dass es jetzt in deinem Haus eine Ehefrau gibt.“
„So ist es nicht“, widersprach er.
„Nicht? Wie würdest du dann die erstaunliche Abfolge von Ereignissen nennen, die mich in dein Ehebett geführt hat, Kyros? Und warum, zum Teufel, hast du mir vorher nichts davon erzählt? Dann hätte ich wenigstens das Gefühl gehabt, eine Wahl zu haben, anstatt vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden! Warum hast du mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“
„Weil es nie in meiner Absicht lag, es so weit kommen zu lassen“, erwiderte er sanft. „Alles, was ich wollte, war ein One-Night-Stand. Mehr nicht.“
Alice fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Tja, nun wusste sie es! „Und dann?“
Sie wollte die Wahrheit hören? Nun, dann sollte sie sie auch bis zum letzten bitteren Körnchen erfahren. „Aber eine Nacht war nicht genug“, fuhr er fort. Wie hätte er denn ahnen können, dass sie während des Ausflugs nach Paris so harmonisch zueinanderfanden?
„Ich habe dir nie ein falsches Versprechen gegeben, Alice.“
Alice schluckte. Worte wie Messerstiche. Der Schmerz war fast unerträglich. Dabei hatte er ja recht. Dass er sie liebte, hatte er nie behauptet. Er hatte ihr nur das Bild aufgezeigt, das sie sich in ihrer Vorstellung ohnehin gemacht hatte: eine öde graue Zukunft ohne ihn.
Dennoch blieben immer noch einige Dinge unklar.
„Vorhin hast du gesagt, du hättest es erst vor einem Monat gekauft“, sagte sie mit gerunzelter Stirn. „Was hast du damit gemeint?“
Im Licht der vorangegangenen Geständnisse erschien ihm nun jede weitere Erklärung wenig bis gar keine Konsequenzen nach sich zu ziehen. „Kürzlich habe ich die Verhandlungen über eine Veräußerung der Bank von Kalfera beendet und sie gekauft.“
„Du hast eine Bank gekauft?“, wiederholte sie ungläubig.
„Ja, Alice, sie gehört mir. Zusammen mit den meisten Grundstücken der Insel.“ Er lachte kurz auf. „Willst du wissen, warum ich dir auch das verschwiegen habe? Vermutlich aus Gewohnheit, nehme ich an. Es ist Teil meiner Natur geworden, meinen Reichtum herunterzuspielen. Geld lockt die falsche Sorte Frauen an.“
Seltsamerweise taten diese Worte fast ebenso weh wie alles andere, was sie mittlerweile von ihm erfahren hatte. Wusste er denn einfach nicht, dass sie ihn auch lieben würde, wenn er bettelarm wäre? Zählte das denn gar nicht? „Du vertraust mir so wenig, dass du mir das alles verheimlichst?“, fragte sie langsam. „Du glaubst, ich sei nur hinter deinem Geld her.“
„Es war eine Fehleinschätzung“, murmelte er.
„Oh, ja, das war es. Und zwar eine zu viel.“
„Aber nun, da alles offen auf dem Tisch liegt, erkennst du doch bestimmt die Vorteile, die unsere Ehe mit sich bringt.“
„Du meinst unsere bizarre Farce von einer Ehe?“
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Denk doch mal darüber nach, Alice. Ja, ich habe dir mein Vermögen verschwiegen, aber so konntest du mir beweisen, dass du mich nicht aus diesem Grund geheiratet hast.“
„Soll das heißen, ich habe eine Art Test bestanden, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich an ihm teilnehme?“
„Das ist sehr drastisch ausgedrückt“, erwiderte er und lächelte. „Vor allem weil du jetzt die Vorzüge dieses Wohlstands genießen kannst.“
„Wie bitte?“, fragte sie und hoffte, er meinte etwas anderes, als sie verstanden zu haben glaubte.
„Ich brauche eine Frau in meinem Leben“, fuhr er fort. „Und du befriedigst meine Bedürfnisse auf allen Gebieten besser als jede andere.“ Seine Stimme wurde ganz sanft. „Das hast du schon immer getan.“
„Und wegen dieses seltenen Kompliments aus dem Mund des großen Kyros Pavlidis’ soll ich dir jetzt um den Hals fallen?“ Alice biss sich auf die Lippe, um ihre Tränen zurückzuhalten.
„Und was habe ich davon?“
„Das will ich dir beantworten. Du kannst dich an all den Dingen erfreuen, die man mit Geld kaufen kann. Erinnerst du dich, wie sorgenfrei du dich gestern gefühlt hast? Ich besitze ein Boot, mit dem wir auf dem Meer segeln, ein Flugzeug, mit dem wir, wo immer wir wollen,
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