Julia Extra Band 0297
was ich lernen will.“
„Und ich werde es dir beibringen.“ Er küsste sie. „Womit willst du anfangen?“
Ein erotischer Schauer überlief sie, war das doch seine Art, ihr sein Verlangen zu zeigen. „Was ist mit Sophia und Yiannis?“, flüsterte sie.
„Yiannis kümmert sich um den Garten, und Sophia bereitet in der Küche unser erstes Abendessen auf der Insel zu.“ Seine Lippen verweilten nur Millimeter von ihren entfernt. „Sollen wir nach oben gehen? Dann zeige ich dir unser Schlafzimmer.“
Alice nickte. Warm spürte sie seinen Atem an ihrer Wange. Die Ereignisse des Tages überwältigten sie. „Das wäre schön.“
„Oder möchtest du an den Strand gehen und vor dem Essen noch ein wenig schwimmen?“
„Oh, Kyros. Das wäre großartig. Haben wir denn genug Zeit dafür?“
Er lachte amüsiert. „Selbstverständlich. Komm mit, ziehen wir uns um. Du hast doch einen Badeanzug mitgebracht, oder?“
„Machst du Witze? Fünf!“
Das großzügige Schlafzimmer schien komplett aus einer renommierten Zeitschrift für schönes Wohnen übernommen worden zu sein. Vom Stil her war es schlicht gehalten, doch alles verriet einen erlesenen Geschmack. Weiße Wände, ein weiß bezogenes Bett, dazu einige wenige sehr alte und wunderschöne Möbel. Eine fantastisch geschnitzte Kommode stand neben einer Ruheliege aus dunklem Holz. Doch das Beste war die Aussicht.
Hohe schmale Fenster öffneten sich zu einem großen Balkon hin, auf dem Tische, Stühle und unzählige Tongefäße mit duftenden Blumen standen. Unmittelbar dahinter sah man das blau schimmernde Meer.
Alice hatte verschiedene, unterschiedlich knapp geschnittene Bikinis und Badeanzüge eingepackt. Da sie wirklich schwimmen wollte und sich nicht sicher war, was auf Kalfera noch als schicklich galt, entschied sie sich für ein weniger gewagtes Modell, einen Einteiler in leuchtendem Orange. Ein passendes Strandtuch schlang sie um die Hüften und schlüpfte in ein Paar glitzernde Flipflops. Dann trat sie auf den Balkon hinaus, lehnte sich an das Geländer und ließ den Wind in ihren Haaren spielen.
„Gefällt es dir?“ Kyros stellte sich hinter sie, überkreuzte die Arme vor ihrer Brust und schmiegte seinen Kopf an ihren Hals.
„Es ist unglaublich schön. Das Meer ist so blau.“
Er atmete den leichten Duft ihrer Haut ein. Unter dem dünnen Badeanzug konnte er ihre sinnlichen Kurven spüren. Sein Körper reagierte sofort.
Allerdings wurde sein Verlangen diesmal von unliebsamen Gedanken gedämpft, die in seinem Kopf kreisten wie Moskitos um eine Lampe.
Alles fühlte sich an, als würde er eine Rolle in einem Theaterstück spielen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er die Worte instinktiv wusste und sie nicht vorher auswendig zu lernen brauchte. Nichts war real. Und Kyros wusste, es würde nicht andauern. Aber wer könnte es ihm verübeln, wenn er wenigstens den ersten Akt ohne Unterbrechung genießen wollte? „Gehen wir schwimmen“, sagte er abrupt.
Die Felsentreppe führte vom unteren Teil des Gartens unmittelbar in die abgelegene Bucht hinunter. Als sie den Strand erreichten, hatte die Abenddämmerung eingesetzt, die herrliche rosa und pinkfarbene Streifen an den Himmel zauberte. Das bislang türkis glitzernde Wasser nahm eine dunkle tintenblaue Färbung an.
Alice löste das Tuch von den Hüften und lief geradewegs in die sich sanft am Strand brechenden Wellen. Das Wasser war immer noch angenehm warm.
Sie schwamm ein paar Züge und drehte sich dann zu Kyros um, der sich auf einen Stein gesetzt hatte. Was für ein perfektes Bild, dachte sie verträumt. Das Meer, der helle Sand, der Mann und hinter ihm die majestätischen Klippen.
Ich bin hier. Ich bin mit Kyros verheiratet, und es fühlt sich großartig an. Aus dieser Ehe kann wirklich etwas werden, überlegte sie, während sie weiterschwamm. Erst nach geraumer Weile machte sie kehrt.
Kyros beobachtete sie. Er hatte gewusst, dass sie gerne schwimmen ging. Ihm fiel ein Tag aus ihrer Studentenzeit ein. Damals waren sie mit dem Zug an die englische Küste gefahren. Er erinnerte sich an ihre Furchtlosigkeit, wie sie, ohne zu zögern, in das eiskalte Wasser gesprungen war. Wie leicht sich die Vergangenheit in die Gegenwart mischt, dachte er. Wie Erinnerungen die Wirklichkeit verzerren – und für einen Moment erlaubte er sich, sich der wundervollen Empfindung hinzugeben.
„Du bist eine kleine Meerjungfrau“, sagte er, als Alice aus dem Wasser kam und er sie in seine Arme
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