Julia Extra Band 0297
lässt du dich nicht auf der Straße sehen!“
Mit versteinerter Miene starrte sie ihn an und streckte die Hand aus. „In diesem Fall … Die Wagenschlüssel, bitte.“
Es entstand eine Pause, in der Kyros mit sich rang, ob er auf ihre unverschämten Anschuldigungen eingehen sollte oder nicht. Aber ihm wollten einfach keine passenden Argumente einfallen. Deshalb reichte er ihr mit einem knurrenden Laut die Schlüssel.
Nun war er gezwungen, ein Taxi zu rufen, das ihn zum Flughafen brachte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zum letzten Mal getan hatte. Noch als das Flugzeug abhob, spürte er Wut in sich pulsieren. Durch das Fenster blickte er auf das heute saphirblaue, von kleinen weißen Schaumkronen verzierte Meer, ohne wirklich etwas zu sehen.
Für wen hielt sie sich eigentlich, dass sie auf so infame Weise über Dinge mit ihm sprach, die sie überhaupt nichts angingen?
Sie ist deine Ehefrau, antwortete eine leise Stimme in seinem Kopf. Und genau das tun Ehefrauen nun mal.
Er wollte aber keine Frau, die ihren Platz nicht kannte!
Unwirsch lehnte er ab, als eine Stewardess ihm einen Drink anbot. Auf keinen Fall würde er Alices Einmischung dulden. Punkt und Schluss.
Doch die Saat des Unbehagens war in seine Gedanken gepflanzt. Einige von Alices Worten hatten ihn wirklich getroffen. Anfangs redete er sich noch ein, dass sie ja gar nicht wusste, wovon sie sprach. Doch dann ließen sich die unangenehmen Gedanken nicht länger unterdrücken.
Auf die Arbeit, die er mit an Bord des Jets genommen hatte, konnte er sich nicht konzentrieren. Ebenso wenig auf das vor ihm liegende Meeting in seinem eleganten Büro in der italienischen Hauptstadt. Geplant war ein später Lunch mit einem Vertreter der griechischen Botschaft, den Kyros jetzt, familiäre Gründe vorschützend, absagte.
Dann gab er seinem Piloten Bescheid, er solle sofort nach Kalfera zurückfliegen.
Schon am späten Nachmittag landete der Jet wieder auf der Insel. Über Funk hatte der Pilot ein Taxi bestellt, das bereits am Ausgang auf Kyros wartete.
Den ganzen Rückflug über hatten finstere Gedanken in seinem Kopf gewütet, bis er sich zögernd eingestehen musste, dass Alice vielleicht recht hatte. Vielleicht war es an der Zeit, Olympia regelmäßiger zu sich zu holen.
Um fünf Uhr erreichte er die Villa. Von seinem Wagen war keine Spur zu entdecken. Stirnrunzelnd betrat er das Haus. Eine aufgeregte Sophia kam ihm entgegen.
„Kyros! Wir haben dich noch gar nicht zurückerwartet …“
„Sind Alice und Olympia noch nicht da?“
„Nein. Ich denke, sie sind immer noch auf der Party.“
Kyros blickte auf seine Armbanduhr. „Gib mir bitte sofort Bescheid, sobald meine Frau eintrifft.“
„Ja, Kyros.“
Er ging in sein Arbeitszimmer, um sich mit längst überfälligen Briefen zu beschäftigen. Die Minuten verstrichen, ohne dass Alice wiederkam. Schließlich machte Sophia sich auf den Heimweg.
Kyros’ Verärgerung verwandelte sich in Sorge, als ihm ein Blick auf die Uhr verriet, dass es mittlerweile sieben war.
Wo, zur Hölle, war sie?
Er trat nach draußen vor die Villa und suchte mit den Augen die Straße ab. Von dem silbernen Sportwagen war nichts zu sehen. Plötzlich verspürte er wirkliche Furcht.
Hatte er ihr nicht gesagt, sie solle nicht fahren? Dass der Wagen zu schnell für sie war? Und sie, stur, wie sie war, hatte nicht auf ihn hören wollen. Sie hatte seine Befürchtungen, sie könne dem schnellen Motor nicht gewachsen sein, in sexistisches Gerede umgedeutet. Und dann hatte sie ihm auch noch Vorwürfe gemacht, wie er seine Tochter aufzog.
Wie konnte sie es wagen?
Hektisch marschierte er die kiesbedeckte Einfahrt auf und ab. Vor seinem geistigen Auge sah er Bilder von zerquetschtem Metall und … und …
Mit einem fast wilden Stöhnen griff er nach seinem Handy. Es hatte keinen Zweck, er musste den Polizeichef anrufen. In genau diesem Moment erklang in der Ferne ein vertrautes Motorengeräusch. Kyros hielt inne.
Wie ein silberner Fisch im Wasser flitzte Alice in seinem Wagen die Straße entlang. Die blonden Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengefasst. Als sie näher kam, konnte er den Ausdruck unbekümmerten Vergnügens auf ihrem Gesicht erkennen.
Bis sie den Motor abgestellt hatte, konnte er sich kaum beherrschen. Er lief zur Tür und riss sie auf. „Wo ist Olympia?“, fuhr er Alice an.
Seine schlechte Laune von heute Morgen hat sich also nicht gebessert, dachte sie. „Ich habe sie zu Hause abgesetzt.“
Er
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