Julia Extra Band 0297
Dass es nicht so war, machte sie traurig.
Maggie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bekomme eine neue Familie“, brachte sie mühsam hervor. „Es ist ein Neuanfang.“
Khalid bemerkte die Entschlossenheit in ihrem Blick, aber ihm entging auch der Schmerz darin nicht. Liebevoll legte er einen Arm um sie.
„Du machst mich sehr glücklich, Maggie. Du wirst diesen Schritt ganz bestimmt niemals bereuen.“
Verglichen mit seiner ersten Hochzeit war dieser Tag fast unbedeutend. Damals waren dem Ehrentag schon monatelange Feierlichkeiten vorausgegangen. Aber dieses Mal war sein Herz nicht beteiligt. Er und Maggie schlossen zum Wohle ihres gemeinsamen Kindes einen Pakt. Und dennoch hinderte ihn das nicht daran, ihre Traurigkeit fortwischen zu wollen.
„Also, liebe Gemahlin, wie gefallen dir die Feierlichkeiten?“ Khalid stand hinter ihr und strich ihr zärtlich über den Rücken.
Maggies Wangen färbten sich rot. Sie hatten es tatsächlich getan. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie war Khalids Frau.
Seit sie der Eheschließung zugestimmt hatte, war Khalid ihr aus dem Weg gegangen. Keine Sekunde mehr waren sie alleine gewesen. So gesehen hätte es, selbst wenn sie gewollt hätte, nicht einmal die Gelegenheit gegeben, ihr Eheversprechen zurückzuziehen. Bis heute.
Mittlerweile bedauerte sie zutiefst, dass es nur eine Zweck-ehe war, die sie und Khalid verband. Seine Nähe brachte ihr Blut zum Kochen, und es war eine Schande, dass er scheinbar beschlossen hatte, sie nicht mehr zu berühren.
„Es ist wunderbar. So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Seufzend sah sie zu den zahlreichen Gäste, die jenseits eines gigantischen Zelts standen, das festlich geschmückt worden war und in dem nun auch getanzt wurde. In der Luft lag der köstliche Geruch von gebratenem Fleisch. Man hörte Musik, Gelächter und angeregtes Geplauder.
„Sie scheinen deine Wahl nicht in Frage zu stellen“, mutmaßte Maggie vorsichtig. Der ganze Rummel um ihre Person war ihr unheimlich. „Bis jetzt ist mir jeder ausgesprochen freundlich begegnet.“
„Selbstverständlich. Warum sollte jemand etwas gegen unsere Verbindung haben?“, fragte Khalid verwundert. „Alle können sehen, dass du als Frau einem Scheich ebenbürtig bist. Und gerade heute siehst du umwerfend aus, Maggie.“
Zögernd drehte sie sich zu ihm um. „Das brauchst du nicht zu sagen. Es gibt keinen Grund, mir zu schmeicheln.“
„Dir zu schmeicheln?“, echote er. „Maggie, du musst wirklich lernen, mir zu vertrauen. Ich lüge dich nicht an.“
Aber du übertreibst, argumentierte sie im Stillen. Trotzdem wusste sie seine Bemühungen zu schätzen.
„Wie lange gehen die Feierlichkeiten eigentlich?“, erkundigte sie sich beiläufig und trank einen Schluck Wasser. Den ganzen Tag über hatte sich die ausgelassene Hochzeitsgesellschaft schon amüsiert, und Maggie wurde allmählich müde.
„Ein paar Tage.“
„Wie bitte?“ Das konnte Maggie sich kaum vorstellen. „Ich glaube nicht, dass ich das durchhalte.“
Er räusperte sich umständlich, bevor er mit amüsiertem Tonfall erwiderte: „Mein Volk ist für sein Durchhaltevermögen bekannt.“
Das klang bewusst zweideutig, und Maggie wurde, ohne es zu wollen, erneut rot. „Müssen wir tatsächlich die ganze Zeit über dabei sein?“
„Nein. Während der nächsten Tage wird es noch eine Reihe von Empfängen geben. Und die Feier heute wird sicher noch bis zum Morgen andauern.“ Seine Augen begannen übermütig zu funkeln. „Aber wenn du müde wirst, darfst du dich jederzeit entschuldigen.“
„Wirklich?“ Plötzlich erschien ihr die Aussicht auf Schlaf unendlich reizvoll. Sie unterdrückte ein Gähnen.
„Komm“, sagte er sanft und zog sie an der Hand hinter sich her. Um sie herum verstummten die Gespräche, dann schien jeder in ermunterndes Gelächter auszubrechen.
„Was ist los?“, fragte Maggie irritiert und sah sich um.
Khalid grinste. „Man beglückwünscht mich, weil ich endlich meine Braut in die Hochzeitsnacht entführe.“
6. KAPITEL
Khalid führte sie durch die duftenden Gärten zurück in den Palast.
Gern hätte Maggie das Schweigen zwischen ihnen gebrochen, aber ihr kam kein einziges Wort über die Lippen. Ihr Mund fühlte sich trocken an, und ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Sie konnte nur noch daran denken, wie wundervoll sich ihre Hand in seiner anfühlte.
Es war ihre Hochzeitsnacht, und ihr Ehemann führte sie in ihr Schlafzimmer. Das war aufregender als alles, was sie bisher erlebt
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