Julia Extra Band 0297
„Du gehst jetzt schnell ins Bett und holst ein bisschen Schlaf nach.“ Es fiel ihm unendlich schwer, nicht ihre zarte Haut zu streicheln und ihren Hals zu küssen. „Schlaf gut, Kleines.“
Mit hängenden Schultern betrat sie ihr neues Reich. Dabei nahm sie kaum wahr, wie geräumig das Zimmer war. Elegante Möbel verliehen ihm ein einzigartiges Flair, und ein paar breite Stufen führten zu einem fantastischen Himmelbett hinauf. Maggie ließ sich darauf sinken und zog die Knie an die Brust.
Warum rege ich mich eigentlich auf?, überlegte sie betrübt. Mir war doch von Anfang an klar, dass wir nur wegen der Schwangerschaft heiraten.
Und trotzdem zerriss ihr der Schmerz darüber fast das Herz. Was hatte sie auch erwartet? Dass er einen Blick auf ihre Unterwäsche werfen würde und sich dann mehr von dieser Ehe versprach? Das war unmöglich!
Khalids grimmige Miene bescheinigte ihr noch einmal, wie unattraktiv er sie fand. Das Funkeln in seinen Augen hatte sie sich mit Sicherheit nur eingebildet, weil sie den Gedanken nicht ertrug, abgelehnt zu werden. Unter ihrem Glitzerkleid und ihrem Schmuck war sie eben nicht mehr als ein einfaches Stallmädchen.
Ihr Innerstes krampfte sich zusammen. Schon jetzt fühlte sich die Vernunftehe wie eine lebenslange Freiheitsstrafe an.
Nachdem Maggie erst im Morgengrauen eingeschlafen war, erwachte sie erst am späten Nachmittag. Entschlossen schlug sie die seidenen Laken zurück und erstarrte dann in der Bewegung.
War Khalid etwa noch in der Nähe? Wartete er darauf, dass sie endlich aufstand? Hatten sie heute offizielle Termine, die sie gemeinsam wahrnehmen mussten? Oder erwartete man, dass sie sich zurückzogen, wie frisch Vermählte es für gewöhnlich taten?
Wenige Minuten später war ihre Vermutung bittere Gewissheit. Sie war allein. Ihr Mann hatte sie tatsächlich am Tag nach ihrer Hochzeit allein gelassen. Trotz der luxuriösen Ausstattung um sie herum kam sie sich vor wie ein nutzloses Möbelstück.
Khalid seinerseits wurde Maggies Duft nicht mehr los. Er saß in seinem Arbeitszimmer, und mit jedem Atemzug hatte er das Gefühl, sie wäre in seiner Nähe. Sie umgab eine zauberhafte Mixtur aus Sinnlichkeit und Sonne.
Ganz langsam hob er den Kopf und sah zur Tür. Maggie stand seelenruhig dort und blickte ihn aus ihren ernsten grün gesprenkelten Augen an. Jeder Muskel in seinem Körper schien sich erwartungsvoll zusammenzuziehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Blick fiel auf ihr dünnes, orientalisches Seidengewand. Darunter trug sie offensichtlich keinen BH.War sie etwa gekommen, um ihn zu verführen? Sie sah nicht mehr müde aus, nur etwas angespannt.
Maggie ging ein paar Schritte auf ihn zu und blieb vor dem massiven Arbeitstisch stehen.
„Hallo, Maggie“, begrüßte er sie. „Hast du dich von gestern erholt?“
„Ja.“ Sie runzelte die Stirn. „Mir geht es gut. Ich war nur müde, das ist alles.“
„Freut mich, das zu hören.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts, wie er insgeheim fand! Er deutete auf einen bequemen Sessel. „Setz dich doch.“
„Nein, danke.“ Sie sah sich in dem Raum um. „Aber wir müssen uns unterhalten. Dieses Vortäuschen einer Ehe …“
Alarmiert setzte er sich auf. „Wir täuschen nichts vor“, unterbrach er sie warnend. „Diese Verbindung ist echt, Maggie. Es gibt kein Zurück mehr.“
„So meinte ich das auch nicht“, sagte sie schnell und sah auf ihre Hände. „Wir müssen nur ein paar Grundregeln festlegen.“
„Grundregeln?“
„Zum Beispiel, was du erwartest. Und wie der Alltag vonstattengehen soll. Darüber haben wir nie gesprochen.“ Sie reckte stolz die Schultern, und Khalid starrte wie gefesselt auf ihre Brüste.
Beinahe hätte er laut aufgestöhnt.
„Wie heute“, fuhr sie fort. „Was soll ich den ganzen Tag über anstellen? Darf ich allein den Palast verlassen? Ich war mir nicht sicher, wie weit unser Theaterspiel gehen soll.“ Sie schluckte. „Dann hast du mich in unseren Räumen allein gelassen. Deshalb dachte ich, es wäre dir wohl egal, ob die Leute merken, dass unser Verhältnis nicht normal ist.“
„Nicht normal?“, wiederholte er gereizt, und ihre Blicke trafen sich.
„Normalerweise will ein Bräutigam doch Zeit mit seiner Braut verbringen.“
Fassungslos rieb er sich den Nacken. Glaubte sie tatsächlich, er wollte sich absichtlich von ihr fernhalten? „Ich wollte dich nicht wecken.“
Er hatte sie zusammengerollt mitten auf dem Bett vorgefunden, als er mittags
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