Julia Extra Band 0299
Prinzen stand. Wie gern hätte sie ihm erklärt, dass es keine Beziehung gab. Es war schließlich nur einem Zufall zu verdanken, dass sie und Mychale gleichzeitig im Chalet gelandet waren.
Doch das behielt sie lieber für sich, sonst wäre ihr Freund noch auf die Idee kommen, unangenehme Fragen zu stellen.
„Dann ist das ja geklärt“, meinte Gregor. „Der Prinz ist die kommenden vierundzwanzig Stunden auf deine Hilfe angewiesen. Behalte ihn bitte im Auge. Manchmal tauchen die Symptome wiederholt auf.“ Er wandte sich an Mychale. „Ich vermute, Sie waren kürzlich mit dem Boot unterwegs?“
Der Prinz musterte ihn verblüfft. „Woher wissen Sie das? Ich habe gerade einen einwöchigen Jachtausflug hinter mir.“
„Das erklärt Ihre Beschwerden und ist nichts Neues in Ihrer Familie. Hat es Sie zum ersten Mal erwischt?“
„Ja.“ Mychale runzelte die Stirn. „Wollen Sie sagen, dass es sich um eine Erbkrankheit handelt?“
„Ja.“
„Aber woher wissen Sie das?“
Gregor senkte verlegen den Blick. „Ich habe auf dem Gebiet der Diagnosetheorie eine Arbeit über die einmalige Krankengeschichte der Montenevadas geschrieben. Ich bin sozusagen ein Experte auf dem Gebiet.“
Ungläubig und leicht misstrauisch betrachtete Mychale den angehenden Arzt. „Interessant.“
„Im Alter von Ende zwanzig litt Ihr Vater unter der Menière-Krankheit. Als er sich davon erholt hatte, entschloss er sich zu einer Mittelmeerkreuzfahrt. Kurz darauf stellten sich bei ihm die gleichen Symptome ein wie jetzt bei Ihnen.“
Der Prinz hob erstaunt die Augenbrauen. „Ich kann mich vage daran erinnern.“
„Schön. Ich will Ihnen nur versichern, dass ich mich mit der Krankheit und ihrer Behandlung auskenne, auch wenn ich meine Zulassung noch nicht in der Tasche habe.“
Mychale rang sich ein müdes Lächeln ab. „Okay, Sie haben mein vollstes Vertrauen. Vorhin hatte ich schon befürchtet, dass mein letztes Stündlein geschlagen hat. Mir ging es absolut dreckig.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Gregor nickte verständnisvoll. „Es handelt sich wirklich um eine unangenehme Erkrankung.“ Er ließ den Blick zu Abby gleiten. „Ich sehe morgen wieder nach Ihnen. Abby kümmert sich um Sie. Sollte es Ihnen wieder schlechter gehen, kann sie ja jederzeit mit dem Wagen bei mir vorbeikommen.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu. „Du brauchst mich nicht hinauszubegleiten. Ich kenne ja den Weg.“
Natürlich kannte er den Weg! Verzagt biss sie sich auf die Unterlippe und betrachtete Mychale unauffällig von der Seite. Was er wohl von Gregors abschließender Bemerkung hielt?
Doch Mychale hatte etwas ganz anderes hellhörig gemacht. „Wie sind Sie von hier zu Gregor gekommen?“
Abby lächelte verlegen. „Ich habe mir Ihren Wagen ausgeliehen.“
„Aha. Hat irgendjemand Sie gesehen? Oder den Wagen?“
„Nein.“ Die ganze Zeit über hatte sie Angst gehabt, dass jemand den für diese Gegend ungewöhnlich luxuriösen Sportwagen bemerkte. Sie hatte Glück gehabt.
„Gregors Elternhaus liegt am Stadtrand. Mir ist kein einziges Fahrzeug entgegengekommen, und ich habe hinter dem Haus geparkt. Dann habe ich leise an sein Fenster geklopft. Niemand hat etwas bemerkt.“
„Offensichtlich kennen Sie sich damit aus“, bemerkte er mit leisem Spott.
Herausfordernd sah sie ihn an. „Allerdings. Wir waren mal eng befreundet.“
„Waren Sie ein Liebespaar?“
„Natürlich nicht!“ Abby funkelte sie ihn an. „Wir waren Kinder.“
Irgendwie schien ihn das zu beruhigen. „Dann gehörte er wohl zu Ihrer kleinen Einbrecherbande.“
Abby verdrehte die Augen und schwor sich, in Zukunft lieber den Mund zu halten. „Ja, er gehörte dazu.“ So viel konnte sie ja zugeben.
„Wahrscheinlich war er sogar der Anführer.“
Nachdenklich blickte sie vor sich hin. Eigentlich hatten Gregor und Julienne sich ständig gegenseitig angestachelt. Sie selbst war immer nur mitgelaufen. Gerade wollte sie Mychale erklären, dass sie keine Lust hatte, alte Geschichten aufzuwärmen, da blieben ihr die Worte im Hals stecken. Mychale mochte ja krank sein, aber der Blick, mit dem er sie betrachtete, ähnelte einer provozierenden Liebkosung.
Abby blinzelte. Was bildete sie sich denn nun schon wieder ein? Vielleicht erinnerte sich der Prinz gerade an irgendetwas Schönes.
Sie räusperte sich. „Bitte entschuldigen Sie mich kurz. Ich muss nach dem Baby sehen.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, eilte sie aus dem Zimmer. Auf dem Flur fiel ein wenig von
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