Julia Extra Band 0299
Ohne nachzudenken, hatte er das Wort dieses widerwärtigen Intriganten über das seiner Frau gestellt und ihr damit nicht wiedergutzumachendes Leid zugefügt.
Kenzie, die glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen, war kreidebleich geworden. „ Was hast du ihm gesagt?“, brachte sie tonlos hervor, während sie Jerome fassungslos anstarrte.
„Dass wir uns leidenschaftlich ineinander verliebt hätten“, gab er ohne jede Verlegenheit zu und strich sorgfältig das Revers seines Jacketts glatt. „Und dass du nur deshalb noch nicht zu mir nach New York gezogen bist, weil du ihm nicht wehtun wolltest.“
Kenzie war bis ins Mark erschüttert. „Aber … warum hast du das getan?“, fragte sie wie benommen.
Jerome zuckte die Schultern. „Weil der Erlös aus dem Verkauf der Aktien nicht ausgereicht hat, um die Firma zu retten“, eröffnete er ihr unverblümt. „Ich brauchte noch etwas anderes. Irgendeinen zündenden Einfall. Dann kam mir die Idee, das international begehrte Topmodel Kenzie Miller als ‚das neue Gesicht‘ von Carlton Cosmetics zu gewinnen. Aber schon nach unserem ersten Gespräch war mir klar, dass du nie bereit sein würdest, dich monatelang von deinem dominanten Ehemann zu trennen. Also musste ich mir irgendetwas einfallen lassen, um ihn auszuschalten.“
Ein spannungsgeladenes Schweigen breitete sich aus, das sich unerträglich in die Länge zu ziehen schien.
Schließlich stand Kenzie auf und stellte sich vor Jerome, um ihn genau zu betrachten. In ihren Augen glänzten Tränen des Zorns, der Enttäuschung und der Wut. Die Ohrfeige, die sie ihm daraufhin verpasste, hatte es in sich.
Jerome verzog verächtlich die Lippen und betastete vorsichtig seine sich rasch rötende Wange. „Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du den Kern des Problems übersehen hast“, bemerkte er süffisant. „Ich meine, die Frage ist doch nicht, warum ich gelogen habe, sondern warum es deinem Mann so leichtgefallen ist, mir zu glauben.“
„Raus hier, Carlton!“, stieß Dominick mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wenn Sie in fünf Sekunden nicht verschwunden sind, breche ich Ihnen sämtliche Knochen im Leib!“ Seine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem seidenen Faden, und die Tatsache, dass Jeromes letzte Bemerkung alles andere als unberechtigt gewesen war, brachte ihn noch mehr in Rage.
Offenbar hatte das auch Jerome begriffen, denn er brauchte keine zweite Aufforderung, um Dominicks Rat zu befolgen.
17. KAPITEL
Nachdem die Tür mit einem lauten Knall hinter Jerome ins Schloss gefallen war, blickte Kenzie eine Weile starr vor sich hin. Schließlich befeuchtete sie sich die trockenen Lippen und sah unsicher zu Dominick auf. „Wann genau hat Jerome dir von unserer angeblichen Affäre erzählt?“, fragte sie ihn leise.
Dominick machte eine abwehrende Handbewegung und atmete mehrmals tief durch, um seine aufgewühlten Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich schäme, Kenzie“, brachte er endlich heiser hervor. „Ich habe mich wie der letzte Idiot benommen, und in meiner Arroganz und Selbstherrlichkeit habe ich mir auch noch eingebildet, im Recht zu sein …“
Er hielt inne und verzog voller Selbstverachtung die Lippen. „Und ich tue es immer noch, oder?“ Bevor Kenzie etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Falls du deinen Vertrag lieber aufrechterhalten möchtest, werde ich Adrian noch heute Nachmittag …“
„Das will ich nicht“, unterbrach Kenzie ihn ungeduldig. Nach dem, was sie an diesem Morgen erfahren hatte, würde sie keinen Tag länger für Carlton Cosmetics arbeiten können. Nicht einmal unter Adrians Geschäftsleitung. „Beantworte mir lieber meine Frage“, fügte sie nachdrücklich hinzu.
Mit einer hilflosen Geste strich Dominick sich das zerzauste Haar aus der Stirn und betrachtete ihr ernstes, blasses Gesicht. „Ich sehe schon, dass du mich jetzt am liebsten zum Teufel schicken würdest“, stellte er bitter fest. „Und nach allem, was ich dir angetan habe, hast du auch jeden Grund der Welt dazu. Wirst du mir je verzeihen können, Kenzie?“ Der gequälte Ausdruck in seinen Augen verriet deutlich, dass er sich diesbezüglich kaum Hoffnungen machte.
Kenzie schwieg so lange, dass Dominick schon dachte, sie würde nicht mehr antworten.
„Ich glaube nicht, dass es da viel zu verzeihen gibt“, meinte sie endlich. „Wir sind beide von einem gewissenlosen Egomanen manipuliert worden, der eiskalt seinen Vorteil aus
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