Julia Extra Band 0299
seiner inneren Anspannung lächeln. Immerhin hatte sie seinen Vorschlag nicht gleich empört von sich gewiesen, und das war ein gutes Zeichen.
„Vielleicht solltest du Carlton hereinlassen, bevor er die Tür eintritt“, schlug er trocken vor, denn inzwischen klingelte es Sturm.
Wie in Trance ging Kenzie zur Tür. Sie verstand weder, was Dominicks Angebot genau bedeutete, noch warum er es ihr gemacht hatte. Sie war sich auch nicht sicher, welche Empfindung sie gerade in seinen Augen gesehen hatte.
Sie wusste nur, dass ihr erster Gedanke gewesen war: Es ist Liebe!
16. KAPITEL
Noch bevor Kenzie die Tür erreicht hatte, war sie bereits überzeugt davon, dass sie sich geirrt haben musste.
Dominick liebte niemanden. Jemanden zu lieben bedeutete, sich verwundbar zu machen. Die Kontrolle aufzugeben. Und das würde er niemals zulassen.
Aber warum hatte er dann die Möglichkeit in den Raum gestellt, ihre Ehe fortzusetzen, obwohl er annehmen musste, dass das Baby nicht von ihm war …?
„Das wurde aber auch Zeit“, blaffte Jerome sie an, als sie ihm endlich die Tür öffnete. Wie immer war er so makellos gekleidet, als sei er gerade einem eleganten Herrenmagazin entsprungen. „Ich stehe schon seit mindestens …“
„Würdest du bitte hereinkommen, Jerome?“, forderte Kenzie ihn förmlich auf. „Ich bin es nicht gewohnt, Gespräche im Treppenhaus zu führen, wo die Nachbarn jedes Wort mit anhören können.“
Doch Jerome hatte anscheinend noch nicht genug Dampf abgelassen. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, mich stundenlang wie einen Dienstboten vor der Tür stehen zu lassen?“, erkundigte er sich aggressiv. „Wenn du nicht …“
„Sie sollten sich auf Ihre Manieren besinnen und Kenzies Aufforderung nachkommen, Carlton“, ertönte eine trügerisch sanfte Stimme von der geöffneten Wohnzimmertür. „Von mir wären Sie sicher nicht so höflich empfangen worden.“
Jerome wirbelte herum und musterte Dominick langsam von oben bis unten. „Ich hätte es wissen müssen“, stellte er höhnisch fest. „Nach Ihrem Aussehen zu urteilen, haben Sie wohl die ganze Nacht hier verbracht, nehme ich an.“
Kenzie presste die Lippen zusammen und wurde eine Spur blasser. Seit gestern sah sie Jerome in einem völlig neuen Licht, und was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht.
„Ob ich die Nacht bei meiner Frau verbracht habe oder nicht, geht Sie einen feuchten Kehricht an“, bemerkte Dominick scharf.
Er trat neben Kenzie und legte ihr mit einer besitzergreifenden Geste die Hand auf den Arm. Dabei spürte er, wie sie am ganzen Körper zitterte, was ihn umgehend daran erinnerte, in welchem Zustand sie sich befand.
„Warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer und versuchen, uns wie zivilisierte Menschen zu unterhalten“, schlug er etwas milder vor. Ein offener Kampf zwischen ihm und Jerome war mit Sicherheit das Letzte, was Kenzie jetzt gebrauchen konnte.
„Zivilisiert?“ Jerome gab ein zynisches Lachen von sich, folgte Dominick und Kenzie jedoch ins Wohnzimmer. „Nachdem Sie sich mit Ihren mafiosen Methoden meines Unternehmens bemächtigt haben, dürfte das schwierig werden.“
„Des Familien unternehmens“, stellte Dominick richtig.
„In dem Sie jetzt das Sagen haben!“
Während die beiden Kontrahenten einander mit feindseligen Blicken maßen, ließ Kenzie sich in einen der Sessel sinken. Ihr war zwar klar, dass diese Auseinandersetzung unvermeidlich war, aber sie wünschte, sie hätten sich einen anderen Ort dafür ausgesucht.
Dominick schob die Hände in die Taschen seiner Jeans und betrachtete Jerome mit zusammengekniffenen Augen. „Und was, wenn es nicht so wäre?“
„Wenn was nicht so wäre?“
„Wenn nicht ich derjenige wäre, der das Sagen hat?“
Kenzie zog die Stirn kraus und blickte von Dominick zu Jerome, der ebenso wenig wie sie zu begreifen schien, worauf Dominick hinauswollte.
„Wollen Sie damit andeuten, dass Sie trotz Ihrer Aktienmehrheit nicht die Absicht haben, sich in meine Geschäfte einzumischen?“, erkundigte Jerome sich skeptisch.
Dominick schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das wollte ich keineswegs.“
„Das hätte mich auch sehr gewundert.“
„Hören Sie, Carlton, wenn Sie Ihren Job auch nur eine Spur professioneller gemacht hätten, wären Sie gar nicht erst in Schwierigkeiten gekommen.“
„Wir hatten vor einiger Zeit einen finanziellen Engpass“, gab Jerome widerwillig zu, „aber den haben wir inzwischen überwunden.“
„Aber nur, weil Sie
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