Julia Extra Band 0299
Nannys geführt. Und zum ersten Mal waren sie einer Meinung gewesen. Keine der Damen, die sich vorstellte, gefiel ihnen. Sie waren entweder zu sehr interessiert daran, Isandro schöne Augen zu machen, oder sie fragten gleich nach den freien Tagen und ihrem Gehalt.
Schließlich hatte Julia angedeutet, dass eine ihrer Freundinnen Arbeit suche. Spontan war sie abends noch vorbeigekommen. Rosanne und Isandro hatten sofort gespürt, dass Ana-Lucía die Richtige war.
Der Wagen, der sie nach Sevilla gebracht hatte, hielt vor einem imposanten Gebäude im maurischen Stil. Rosanne konnte ihre Begeisterung kaum verbergen. Isandro folgte ihrem Blick.
„Das ist der Alcázar, der von König Pedro I. im vierzehnten Jahrhundert erbaute Palast.“
Er stieg aus und bot Rosanne seinen Arm. Sie erinnerte sich, wie höflich und aufmerksam er früher, bei anderen Gelegenheiten dieser Art, gewesen war.
Als sie den roten Teppich erreichten, prasselte ein wahres Blitzlichtgewitter auf sie herab. Unzählige Paparazzi fotografierten all die wunderschönen Frauen und ihre attraktiven Begleiter. Aber kein Mann, ging es Rosanne unwillkürlich durch den Kopf, konnte Isandro auch nur ansatzweise das Wasser reichen.
Der Ball fand im prunkvollen Salon de Embajadores des Palastes statt. Besonders eindrucksvoll fand Rosanne die mit roten und weißen Mosaiken verzierte Holzkuppel, die das Universum darstellte. Als sie den Kopf wieder senkte, fiel ihr Blick auf eine Gruppe Frauen, die sie anstarrten und hinter vorgehaltener Hand lachten.
Vor Scham lief sie rot an. Das Bild von damals wurde wieder lebendig, als sie den lästernden Frauen im Waschraum des Londoner Hotels hatte zuhören müssen.
„Wer sind die?“, fragte Isandro. „Kennst du sie?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war wohl etwas zu sehr fasziniert von der Decke, als in diesen Kreisen angemessen ist.“
Isandro betrachtete die Frauen genauer. Mist! Eine von ihnen war Mercedes Lopez. Er war Rosanne gegenüber nicht ganz aufrichtig gewesen, was seine Gründe anging, sie unbedingt mit zum Fest nehmen zu wollen.
Neben dem Wunsch, allen zu beweisen, dass er eine intakte Ehe führte, war ihm auch daran gelegen, Mercedes’ Avancen ein Ende zu bereiten.
Einige Jahre vor seiner Hochzeit mit Rosanne waren er und Mercedes ein Paar gewesen. Während der langen Abwesenheit seiner Frau hatte sie immer wieder auf eine Fortsetzung dieser Affäre gedrängt. Mit Rosanne an seiner Seite hoffte er, dass Mercedes die Botschaft ein für alle Mal verstand.
Unbewusst zog er Rosanne an sich.
Doch da eilte Mercedes schon auf ihn zu und begrüßte ihn mit den typisch spanischen Küssen auf die Wange. Dabei ließ sie sich sehr viel Zeit und platzierte ihre Lippen viel zu nahe an seinen Mundwinkeln.
Eine wunderschöne Frau, schoss es Rosanne durch den Kopf. Bestimmt Isandros Geliebte. In ihren Bewegungen lag jene gewisse Vertrautheit, die sich nicht vortäuschen ließ.
Rosannes Euphorie, mit Isandro an einem so wundervollen Ort zu sein, drohte wie ein Ballon zu zerplatzen. Nimm dich zusammen, befahl sie sich und verbat sich jedes Selbstmitleid. Sobald sie und Isandro geschieden waren, konnte er tun und lassen, was er wollte.
Aber noch waren sie verheiratet!
Geschickt schob sie sich zwischen ihren Mann und die Unbekannte. Sie streckte eine Hand aus und sagte in sehr vornehmen Englisch: „Wie geht es Ihnen? Ich bin Rosanne, Isandros Ehefrau. Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden?“
Die andere musste einen Schritt zurückweichen.
„ Querida , das ist Mercedes Lopez … eine alte Freundin von mir.“
Eine alte Freundin, aber sicher doch. Rosanne war nur froh, dass sie sein Gesicht und die geheimen Zeichen, die er seiner Freundin zweifellos zusandte, nicht sehen konnte.
Zu ihrer größten Erleichterung verstand Mercedes jedoch den Wink und verabschiedete sich eilig.
„Komm“, meinte Isandro. „Ich möchte dir ein paar Leute vorstellen.“
Bevor Rosanne etwas einwenden konnte, hatte er sie schon in die Menschenmenge gezogen.
Isandros Herz klopfte noch immer. Die selbstbewusste Art, mit der Rosanne Mercedes in ihre Schranken gewiesen hatte, hatte ihn tief beeindruckt. Niemals zuvor hatte sie ein so besitzergreifendes Verhalten gezeigt.
Ja, weil sie jetzt auf dein Geld aus ist und alles dafür tun würde …
Die Leute, die er ihr vorstellte, waren alle ausgesprochen freundlich. Keiner gab ihr das Gefühl, nicht willkommen zu sein.
Rosanne entspannte sich zusehends
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