Julia Extra Band 0299
stand sie vor dem Spiegel und tastete nach dem Reißverschluss an ihrem Rücken.
„Soll ich das für dich tun?“
Rosanne wirbelte herum und presste das Oberteil des Seidenkleides gegen ihre Brust. Ihr Herz pochte wie wild. Sie konnte nicht fassen, dass er einfach so in ihr Zimmer eingedrungen war.
Der Atem stockte ihr, während Isandro auf sie zukam. In dem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd – die Enden der edlen Krawatte hingen lose um seinen Hals – entsprach er genau ihrer Vorstellung männlicher Perfektion.
Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drehte Rosanne so, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand. Sie spürte, wie er den Reißverschluss nach oben zog und dabei mit den Fingerspitzen über ihre Haut streifte. Da sie zu dem Kleid keinen BH hatte anziehen können, presste sie den weichen Seidenstoff gegen ihre empfindsamen Brüste.
Plötzlich hielt Isandro in seiner Bewegung inne. Bildete sie es sich nur ein, oder ließ er seine Fingerspitzen tatsächlich eine Sekunde länger als nötig zwischen ihren Schulterblättern ruhen?
Endlich drehte er sie wieder zu sich um und musterte sie von Kopf bis Fuß. In seinen Augen lag keine Spur von Wärme. Das half, um ihren Puls ein wenig zu verlangsamen.
„Und wenn du den Gefallen nun erwidern könntest?“
Verwirrt blinzelte Rosanne zu ihm auf. Und dann wurde ihr klar, dass er von seiner Krawatte sprach. Ihr Herz tat einen Satz. Er war noch nie in der Lage gewesen, seine Krawatte selbst zu binden, und hatte immer sie fragen müssen. Es waren Momente vertrauter Nähe gewesen …
Ein bestimmtes Bild stieg vor ihrem geistigen Auge auf. Einmal, da war sie schon schwanger, hatte er sie auch um diesen kleinen Dienst gebeten. Ihr Babybauch drückte gegen seinen Unterleib. Sie konnte seine wachsende Erregung spüren. Auf der Feier waren sie erst sehr verspätet eingetroffen.
Rosanne zögerte und blickte ihn unsicher an. Schließlich stieß er genervt die Luft aus. „Ist das denn zu viel verlangt, verdammt?“
Er verspürte unverhältnismäßige Wut. Dabei verfluchte er vor allem sich selbst, weil er dem Impuls nachgegeben hatte und in Rosannes Zimmer gekommen war. Er wandte sich um, da hielt sie ihn am Arm fest. In ihren violetten Augen schimmerte ein so seltsamer Ausdruck, dass er für einen Moment glaubte, nicht mehr atmen zu können.
„Warte. Ich möchte es ja versuchen. Es ist nur schon eine Weile her, das ist alles.“
Sie stellte sich vor ihn hin und griff nach den Krawattenenden. Automatisch hob er das Kinn, um ihr zu helfen … und um ihrem Blick auszuweichen. Ihr wunderbarer Duft hüllte ihn ein. Sie trat noch näher, die Seide ihres Kleides berührte seinen Körper. Da schien sie plötzlich das Gleichgewicht zu verlieren und gegen ihn zu taumeln, doch sie zog sich so abrupt wieder zurück, dass er instinktiv nach unten schaute.
Und dann konnte er den Blick nicht mehr abwenden. Ihre Wangen waren gerötet, die Zungenspitze zwischen den hellen Zähnen sichtbar, während sie sich auf ihre Aufgabe konzentrierte. Er konnte die sanften Rundungen ihrer Brüste sehen, die von ihrem Kleid nach oben gedrückt wurden. Sie wirkten voll und sinnlich. Wieder kam sie seinem Körper gefährlich nahe. Heiß und hart pulsierte seine Erregung gegen den Stoff seiner Hose. So sehr hatte er keine Frau mehr begehrt, seit …
„Fertig.“ In Rosannes Stimme lag unüberhörbarer Stolz. So nahe bei ihm zu stehen und dabei die Krawatte zu binden, kam ihr wie ihre persönliche Mount-Everest-Besteigung vor.
„Hier … die wirst du brauchen.“
Sie schaute auf Isandros Hand, in der ihr Ehering und der Verlobungsring lagen.
„Du hast sie noch …“, flüsterte sie. Sie hatte diese Ringe immer geliebt. Ihr Ehering war schlicht und aus Platin, der Verlobungsring hingegen trug einen viereckigen grünen Diamanten, der von kleineren hellen Diamanten eingefasst war.
Gerührt sah sie zu, wie Isandro ihre linke Hand nahm und ihr beide Ringe über die Finger streifte.
„Ich werde noch kurz nach Zac sehen. Wir treffen uns dann unten.“
Nachdem er gegangen war, holte Rosanne tief Luft. Die letzten fünf Minuten hatten sie mehr Kraft gekostet, als sie sich eingestehen wollte. Sie blickte auf die Ringe an ihrer Hand und fühlte sich wie eine Hochstaplerin.
„Ich mochte Ana-Lucía. Ich denke, wir haben die richtige Wahl getroffen.“
Überrascht blickte Rosanne zu Isandro hinüber. Er hatte „wir“ gesagt.
Gestern hatten sie gemeinsam die Gespräche mit den potenziellen
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