Julia Extra Band 0299
schaffte es nicht, sich zu entspannen. Ilana aß automatisch, ohne etwas zu schmecken. Und dass sein unverhohlenes Interesse an ihr heftige Spekulationen auslöste, war ebenfalls wenig hilfreich. Geschweige denn der Umstand, dass ihn die unübersehbar enttäuschte Danika nicht aus den Augen ließ.
War er dabei, die Verbindung mit dem glamourösen Model öffentlich aufzukündigen?
„So ist es“, sagte er gelassen, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte.
Obwohl sie überrascht war, gab sie nicht vor, ihn nicht verstanden zu haben.
„Tatsächlich?“, wiederholte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Ja.“
Plötzlich war sie so verunsichert, dass sich ihr Magen zusammenkrampfte. Sie wollte ihn fragen, was er bezweckte. Aber sie tat es nicht, sondern verwickelte den Tischnachbarn zu ihrer Linken in ein belangloses Gespräch. Trotzdem gelang es ihr nicht, Xandros Anwesenheit zu ignorieren. Es ärgerte sie, dass er es schaffte, ihr zentrales Nervensystem derart in Aufruhr zu versetzen.
War ihm das bewusst?
Der Himmel möge es verhüten!
Ilana atmete auf, als nach einem nicht enden wollenden Essen schließlich der Kaffee kam, zusammen mit einer weiteren Rede, die zwar gut gemeint war, aber ebenfalls nicht enden wollte.
Danach setzte wieder gedämpfte Musik ein, während sich die Gäste von ihren Plätzen erhoben.
Gleich würde Li Iiana zum Podium gehen und sich im Namen des Organisationskomitees für die freundliche Unterstützung bedanken und allen Gästen eine gute Nacht wünschen … und Ilana würde endlich von Xandros beunruhigender Anwesenheit befreit sein.
Doch ihre Erleichterung währte nur kurz.
„Ich bringe Sie noch zum Ausgang“, verkündete Xandro.
„Danke, aber das ist nicht nötig.“
„Ich möchte es aber.“ Wieder hatte er Ilanas Arm genommen und übte einen leichten Druck aus, als sie versuchte, auf Abstand zu gehen.
Mühsam verkniff sie sich ihren Protest.
„Ich bin eben dabei zu überlegen, ob man nicht zugunsten der Leukämiestiftung eine Kunstauktion veranstalten könnte, und wollte gern Lilianas Meinung dazu hören“, erklärte er.
Ilanas Mutter war begeistert, als sie von seinen Plänen erfuhr. „Oh, das wäre herrlich. Und natürlich würde ich mich sehr gern an den Vorbereitungen beteiligen.“
„Das freut mich außerordentlich“, gab Xandro schmeichelnd zurück. „Was halten Sie davon, wenn ich Sie beide zum Essen einlade, damit wir uns über die Einzelheiten unterhalten können? Sagen wir nächsten Donnerstag? Gegen sieben?“
„Danke, sehr gern.“ Liliana fühlte sich sichtlich geschmeichelt.
Ilana wusste, dass ihre Mutter in Windeseile ihren gesamten Terminkalender umorganisieren würde, nur um Xandro Caramanis entgegenzukommen.
Xandro drückte dem Portier ihre Wagenschlüssel in die Hand und bat darum, die Autos vorzufahren.
Wenig später rollte der silberne Bentley GT vor dem Haupteingang vor.
„Gut, dann also bis Donnerstag“, sagte Xandro, während er seiner Brieftasche eine Visitenkarte entnahm und auf der Rückseite etwas notierte. „Hier ist meine Adresse.“
Bevor er sich hinters Steuer setzte, drückte er dem Pagen ein Trinkgeld in die Hand. Sekunden später fuhr Ilanas dunkelblauer BMW vor. Die beiden Frauen stiegen ein, und Liliana schwieg, bis Ilana sich in den Verkehrsstrom eingeordnet hatte. Dann ergriff ihre Mutter das Wort.
„Was für eine reizende Einladung, Liebes. Wie findest du es, dass Xandro mich um meine Hilfe bittet?“
„Gut.“ Was hätte sie sonst sagen sollen?
„Du hast doch nicht etwa Bedenken?“
Etliche. Obwohl sie sich da nicht so genau festlegen wollte.
„Natürlich musst du hingehen.“
„ Wir, Liebes. Wir beide müssen hingehen.“
Ilana hielt vor einer Kreuzung an. „Nein, maman“ , widersprach sie sanft, aber bestimmt.
Liliana musterte sie lange. „Und du willst es dir nicht vielleicht noch einmal überlegen?“
Nicht mal in hundert Jahren, schwor sich Ilana. Je seltener sie Xandro Caramanis zu Gesicht bekam, desto besser war es für sie.
2. KAPITEL
In Vorbereitung auf die aktuellen Fashion Design Awards verbrachte Ilana fast das ganze Wochenende im Atelier, wo sie immer wieder die Kleidungsstücke überprüfte, die sie und ihre Geschäftspartnerin Micki zur Vorführung für die verschiedenen Kategorien vorgesehen hatten. Auswahlkriterien waren dabei Schnitt, Stoff, Verarbeitung sowie die Einstufung durch ein Expertenteam gewesen. Sie musste sicherstellen, dass alles bis in die kleinste Einzelheit
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