Julia Extra Band 0301
… sehr sogar.“
„Perfetto.“ Er trank noch einen Schluck und spürte, dass sein Herz ungewöhnlich langsam und kräftig schlug. Er sah die Wölbung ihrer Brüste unter dem feinen Stoff des Oberteils und wie sich deren Knospen trotz des lauen Abends abzeichneten. Er spürte den süßen Schmerz seiner Lust und wurde sich plötzlich bewusst, dass ihn dieser Abend in eine Rolle gedrängt hatte, die ihm absolut fremd war – wie ein Schuljunge, der ein Spiel spielt, dessen Regeln er nicht kennt und dessen Ausgang fraglich ist. Wenn er sonst eine Frau begehrte, brauchte er sich nicht einmal anzustrengen. Ein Blick, ein Kompliment, der Anflug eines Versprechens auf eine heiße Nacht in den Augen, und er machte Beute.
Doch bei Eileen war diese Vorgehensweise undenkbar, weil er einfach nicht wusste, ob sie verführt werden wollte. Und sollte er wirklich seine goldene Regel brechen, und mit einer Frau schlafen, mit der er beruflich zu tun hatte? Der du Auf träge vermittelst!
Doch Gianluca ignorierte die Stimme seines Gewissens, da er von etwas viel Drängenderem getrieben wurde. Er wollte Eileen, und er würde sie bekommen. „Wir sollten etwas essen“, sagte er plötzlich.
Eileen sah zu den über und über mit Speisen bedeckten Tischen in der Nähe. Mehrere Servierplatten mit gebratenem Mittelmeerfisch, Spanferkel und Wildschweinbraten machten die Entscheidung schwer. Als Beilage gab es Pasta mit Trüffelsoße und wunderbar bunte Salate. Dann war da noch ein Tisch mit verschiedenen Käsen und Früchten, darunter Feigen, reife Pfirsiche und Trauben, die über die Etageren hingen wie in einem Stillleben.
Das alles war wundervoll anzusehen, und doch stand es mehr als alles andere für die Unterschiede zwischen ihnen beiden. Das hier war die Welt, die Gianluca schon als Kind genießen durfte – reich an Kultur, Tradition und herrlich frischem Essen.
Ihre eigenen Mahlzeiten hatten aus Toastbroten und irgendetwas darauf bestanden, die sie sich abends nach der Schule selbst gemacht hatte, während sie beim Essen immer darauf lauschte, ob die Tür ging und ihre Mutter diesmal zum Schlafen nach Hause kommen würde. Die Erinnerung daran verschlug ihr den Appetit.
„Ich bin nicht hungrig“, sagte Eileen und fügte entschuldigend hinzu: „Es ist einfach zu warm.“
„Ja, nicht wahr?“ Auch ihm war viel zu heiß, denn er hatte bemerkt, wie sie ihn beobachtete, und er wollte sie küssen. Instinktiv wusste Gianluca, dass er jetzt handeln musste, jetzt, da ihre Lippen halb geöffnet und ihre Schutzschilde unten waren. Ihm pochten die Schläfen, und er fühlte den langsamen, unwiderstehlichen Pulsschlag des Verlangens.
„Warum gehen wir nicht ein wenig spazieren? In den Weinbergen wird es kühler sein, und wir können nach Sternschnuppen Ausschau halten. Haben Sie schon einmal eine gesehen?“
Eileen schüttelte den Kopf.
„Nein? Aber das ist ja beinah ein Verbrechen!“ Er lächelte. „Der italienische Himmel ist voll davon.“
„Ach, tatsächlich?“ Trotz der knisternden Atmosphäre lachte Eileen.
„Glauben Sie mir etwa nicht? Dann kommen Sie mit, und sehen Sie selbst.“
Damit stellte er Eileen vor eine schwere Entscheidung. Sollte sie auf Nummer sicher gehen, so wie immer, oder sollte sie einmal etwas wagen?
Nur dieses eine Mal, dachte sie, nur ein Mal. „Warum nicht?“, meinte sie dann leichthin, als wäre es ohne Bedeutung. Und das war es ja auch, zumindest für ihn.
Und für sie?
Sie wusste es nicht. Ihr bisheriges Leben hatte aus harter Arbeit und Verzicht bestanden. Aber das alles war wie weggewischt von dem großen, starken Mann neben ihr und dem herrlichen italienischen Abend. Eileen wurde von etwas ganz Ungewohntem angetrieben, einem Urinstinkt, den sie nicht bekämpfen wollte. Oder konnte sie es nicht? War sie zu schwach, um gegen das Verlangen anzukämpfen – speziell bei diesem Mann, den sie il Tigre nannten?
Wie zwei Verschwörer stahlen sie sich aus der Scheune, ließen den Partylärm hinter sich und genossen die Abendluft mit ihren Wohlgerüchen. Es war Vollmond und der Himmel sternenübersät, aber es war keine Sternschnuppe zu sehen. Eileen blickte demonstrativ nach oben, als wollte sie damit noch einmal deutlich machen, wieso sie hier draußen waren. Dabei fürchtete sie einerseits, ihre geheimen Fantasien könnten sich erfüllen, andererseits schlug ihr Herz wie wild, weil sie es kaum noch erwarten konnte, bis es so weit war.
„Eileen?“, hörte sie Gianluca da leise fragen und
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