Julia Extra Band 0301
nicht.“
Kopfschüttelnd marschierte sie im Wohnzimmer auf und ab. Plötzlich fühlte sie sich schuldig.
Nie hatte sie darüber nachgedacht, wie sich ihre Hochzeit auf Peters Leben auswirken würde. Es war immer nur um sie gegangen. Um ihre Bedürfnisse. Ihre Hoffnungen.
„Aber was werden sie denken, wenn wir uns scheiden lassen?“, nahm sie den Faden wieder auf. „Deine Familie wird doch Erwartungen an dich haben. Cristina hat auf jeden Fall welche.“
„Sie mag dich.“
„Dachtest du, sie würde mich nicht mögen?“
„Nichts, was Cristina tut, überrascht mich. Ich war mir nur nicht sicher, ob sie dich überhaupt ausreden lassen würde. Normalerweise geht sie mit gezogenen Revolvern durchs Leben. Meine Schwester schießt erst und fragte dann. Was hast du ihr erzählt?“
„Die Wahrheit.“
„Dass du wegen der Scheidung hier bist?“ Etwas Schneidendes hatte sich in seinen Tonfall geschlichen. Doch noch während er sprach, schien ihm etwas aufzufallen. „Sie hat gar nicht …“
„Ich habe ihr gesagt, warum wir geheiratet haben. Sie findet, du bist ein Held.“
Ein Grinsen erschien auf Peters Gesicht. „Das hat sie gesagt? Ich wünschte, du hättest es auf Band aufgenommen.“
„Sie liebt dich. Und sie hält das, was du getan hast, für die romantischste Sache der Welt.“
„Du hast sie ja völlig verzaubert.“
„Nein, ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt. Und sie hat alles so umgemodelt, dass sie in ihre Weltsicht passt.“
„Ja, so ist Cristina eben. Trotzdem scheinst du sie gut im Griff zu haben.“
„Von wegen. Denn dann würde sie jetzt nicht annehmen, dass ich bleibe.“
„Warum hast du sie nicht aufgeklärt?“
„Ich dachte, das sei deine Angelegenheit.“
„Meine?“
„Du hast deiner Familie erzählt, mit mir verheiratet zu sein. Ich finde, du solltest auch derjenige sein, der sie über die Scheidung informiert.“
„Ich will mich ja gar nicht scheiden lassen. Du willst das.“
Und damit standen sie mal wieder ganz am Anfang. „Na schön. Ich will mich scheiden lassen. Aber Cristina hat mich gar nicht gefragt, warum ich hier bin. Sie hat einfach angenommen … und dann hat sie noch mehr angenommen. Und dann hat sie den Schluss gezogen, dass ich am Wochenende mit von der Partie bin.“
„Was, nebenbei bemerkt, eine gute Idee ist.“
„Was?“ Sie starrte ihn an. „Ich bitte dich, Peter.“
„Warum nicht? Es ist ein Familienfest. Du gehörst zur Familie.“
„Gehöre ich nicht!“
„Rechtlich gesehen schon. Und natürlich solltest du mitkommen, damit sie dich endlich kennenlernen und sehen, dass ich dich nicht erfunden habe.“ Er grinste breit.
„Falsche Erwartungen wecken“, murmelte Ally.
„Mich aus den Klauen von Connie Cristopolous retten.“
„Ach, bitte.“ Sie verdrehte die Augen. „Du kannst dich selber retten.“
„Ich habe dir auch einmal einen Gefallen getan.“
Er sprach die Worte ganz ruhig aus. Wie eine Beobachtung. Eine Tatsache.
„Hol dich doch der Teufel“, stieß Ally zähneknirschend hervor. „Ich hätte nie hierherkommen dürfen.“ Sie griff nach ihrer Handtasche. „Weder nach New York noch heute Abend zu dir. Und jetzt muss ich gehen.“
Peter stellte sich ihr in den Weg. „Bitte, bleib.“
„Was hat das für einen Sinn?“
„Wir lernen uns kennen.“
„Es reicht, Peter! Ich sehe ein, dass ich Fehler gemacht habe. Ich hätte wegen der Scheidung zu dir kommen sollen, bevor ich Jons Antrag angenommen habe. Aber ich wusste nicht, wo du warst. Und zu Hause entwickeln sich die Dinge schneller, als ich vorausgesehen habe. Die Krankheit meines Vaters beschleunigt alles. Und Jon und ich …“
„Jon und ich. Jon und ich“, wiederholte Peter spöttisch. „Wenn er deine große Liebe ist, wo ist er dann? Warum ist er nicht mitgekommen?“
„Weil er beschäftigt ist! Er ist Arzt! Er hat keine Zeit, mit mir nach New York zu fliegen und meinen zukünftigen Exmann aufzuspüren.“
„Hat er denn Zeit für dich?“
„Natürlich. Er nimmt sich Zeit, wenn ich da bin“, stieß Ally wütend hervor. „Er liebt mich, ich liebe ihn. Wir möchten heiraten und eine Familie gründen. Mein Vater soll ein Enkelkind bekommen. Gesundheitlich steht es schlecht um ihn. Die Zeit läuft ihm davon.“
„Dann bleib bei mir. Wir sind doch schon viel weiter.“
„Wie bitte?“
„Wir sind schon verheiratet. Du kannst dir die Zeit sparen, auf eine Scheidung zu warten. Wir könnten eine Familie gründen und deinem Vater das
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