Julia Extra Band 0301
gehofft, es wäre Peter.“
Ally runzelte die Stirn. „Was ist los?“
Denn irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Elias’ Gesicht wirkte kreidebleich.
„Jemand namens Jon hat angerufen.“
Er verstummte gerade lange genug, sodass Ally der ironische Gedanke Jon ruft doch nie an! Warum jetzt? durch den Kopf schoss.
„Dein Vater hatte einen Herzinfarkt.“
10. KAPITEL
„Ich hätte anrufen sollen!“ Ally hastete im Zimmer umher und warf ihre Kleider in den Koffer.
„Anrufen? Wen denn?“ Peter war noch nicht einmal ganz bei sich. Wie auch? Immerhin war er den Großteil der Nacht wach gewesen. Dieser wundervollen großartigen Nacht. Dieser absolut fantastischen Nacht. Der besten Nacht seines Lebens …
Und nun hatte Ally sich in einen wirbelnden Derwisch verwandelt. Peter drehte sich auf die Seite. Sein Blick folgte Allys Bewegungen … und blieb an der Person haften, die auf der Türschwelle stand. „Elias? Was zum Teufel …?“
Elias trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „ Yiayia ist an Allys Handy gegangen“, erklärte er und zog das kleine Mobiltelefon aus der Tasche. Ally riss es ihm aus der Hand und begann, hektisch auf die Tasten zu drücken.
„Allys Dad hatte einen Herzinfarkt“, fuhr Elias fort. „Aber er lebt.“
Erschrocken setzte Peter sich auf und fixierte Ally. Tausend Fragen kreisten durch seinen Kopf. Also stellte er die einzige, auf die er wahrscheinlich eine Antwort bekommen würde.
„Was hat Yiayia mit Allys Telefon zu schaffen?“
„Es lag in der Küche und hat geklingelt.“ Elias zuckte die Schultern. „ Yiayia kennt sich mit Handys nicht aus. Sie denkt, wenn ein Telefon klingelt, muss man auch abnehmen. Tut mir leid“, wandte er sich an Ally.
Doch die hörte gar nicht zu. „Geh schon ran“, schrie sie in den offenbar stummen Hörer. „Jon, ich bin es. Ruf mich zurück und sag mir, was bei euch los ist. Und sag Dad, dass ich mich sofort auf den Weg mache.“
Sie unterbrach die Verbindung und fuhr fort, ihren Koffer zu packen.
Leise zischte Peter seinem Bruder zu, er solle verschwinden, fügte dann aber noch ein düsteres „Danke“ hinzu.
Elias nickte ihm zu und verließ das Zimmer.
„Ich hätte anrufen sollen! Ich hätte ihn anrufen sollen“, hatte Ally unterdessen ihre Litanei wieder aufgenommen. „Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen.“
„Selbst wenn du dort gewesen wärst, hättest du den Herzinfarkt nicht verhindert“, sagte Peter ruhig.
Aber Ally war vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Sie schüttelte nur den Kopf. „Ich hätte nicht herkommen dürfen. Ich muss zurück. Jetzt.“ In ihren Augen lag ein fieberhafter Ausdruck, zusammen mit der fast trotzigen Herausforderung, er könne ja versuchen, sie aufzuhalten.
Dabei hatte Peter gar nicht die Absicht, sie aufzuhalten.
Im Gegenteil, er würde sie begleiten.
Damals hatte er sie gehen lassen. Heute jedoch stand für ihn zu viel auf dem Spiel, als dass er sie ihrem Vater alleine gegenübertreten lassen würde: sein Leben, seine Zukunft, die Frau, die er liebte.
Das Wort hallte in seinem Kopf. Liebe.
Nicht Lust. Nicht körperliche Befriedigung. Nein, hier ging es um etwas Größeres, Tieferes, Anspruchsvolleres.
Schon vor zehn Jahren hatte er einen winzigen Blick auf diese Liebe erhaschen können, auf eine mögliche Beziehung, die nicht nur auf sinnlichen Komponenten basierte, sondern auch emotionale und intellektuelle Dimensionen besaß.
Hier ging es um seine Gefühle für Ally. Genau deshalb würde er sie kein zweites Mal gehen lassen.
„Ich kümmere mich darum“, versprach er, zog sie in seine Arme und hielt sie ganz fest.
Dann ließ er sie los und machte sich daran, sein Versprechen zu halten.
Ally fühlte sich scheußlich. Verzweifelt. Schuldig.
Was sie Peter gesagt hatte, war wahr. Sie hätte nicht herkommen dürfen. Nicht in das Haus seiner Eltern, nicht nach New York.
Sie hätte die Scheidungspapiere per Post schicken und bei ihrem Vater bleiben sollen.
Nur … nur, dass dann Peter nicht in ihr Leben zurückgefunden hätte. Dann hätte sie das wundervolle Wochenende nicht erlebt, und es hätte die letzte Nacht nie gegeben.
Konnte sie die wirklich bedauern?
Nein, konnte sie nicht.
Wieder stiegen Verzweiflung und Schuldgefühle in ihr auf.
Erneut versuchte sie, Jon über sein Handy zu erreichen. Und jedes Mal hörte sie die Computerstimme, die er immer dann einschaltete, wenn sich in seinem Leben etwas zu Wichtiges ereignete, als dass ihm
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