Julia Extra Band 0301
Frau heiratet, die genauso verrückt ist wie er.“
Ally blieb wie angewurzelt stehen. Ihre ausgelassene Stimmung war wie weggeweht. „Bin ich das?“
„So verrückt wie er?“ Überrascht sah Helena sie an. Dann umarmte sie ihre Schwiegertochter lächelnd. „Oh, ja, ich denke schon“, sagte sie beruhigend. Mütterlich streichelte sie über Allys glänzende schwarze Haare. „Ich halte das für eine gute Sache, verstehst du?“
Als Ally von seiner Mutter zu ihm schaute, konnte Peter das Staunen in ihren Augen sehen. Dann erwiderte sie die Umarmung. „Danke. Vielen Dank.“
Während er die Szene beobachtete, stieg in Peter zum ersten Mal das Gefühl auf, das Blatt könne sich tatsächlich zu seinen Gunsten gewendet haben. „Ally?“
Mit immer noch leuchtenden Augen sah sie ihn an.
Grinsend streckte er den Zeigefinger aus und malte ihr einen breiten blauen Strich auf die Wange.
9. KAPITEL
Heute Abend würde sie mit Peter Antonides schlafen.
Darauf freute Ally sich schon den ganzen Tag.
Ein magischer Tag.
Nein, nicht nur der Tag, das gesamte Wochenende fühlte sich magisch an.
Die Furcht, die Anspannung, die sie vorher verspürte, hatten sich in Spaß und Freude verwandelt. Mit ihrem Lächeln und den vielen Umarmungen hatte die Familie Antonides ihr einen herzlichen Empfang bereitet und ihr das Gefühl von Zugehörigkeit gegeben, ein Gefühl, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Ohne sie zu kennen, hatten die Menschen die Arme ausgebreitet und sie willkommen geheißen.
Und Peter?
Ally wurde bewusst, dass sie nicht länger am Abgrund stand. Sie fühlte sich nicht mehr hin- und hergerissen zwischen dem Mann, den sie aus pragmatischen Gründen geheiratet hatte, und einer Zukunft, die sie sich an der Seite von Jon ausgemalt hatte.
Mit ihrer Entschuldigung machte sie einen Schritt nach vorne. Jetzt gab es nichts mehr, das sie der Anziehungskraft, die sie seit dem ersten Augenblick für Peter empfunden hatte, entgegenzusetzen vermochte. Unglaublicherweise war diese Kraft in den vergangenen zehn Jahren nicht geringer geworden.
Doch es war mehr, als bloße körperliche Begierde. Und es war mehr, als eine aufgefrischte alte Freundschaft.
Allmählich befürchtete Ally, dass es Liebe sein könnte. Wahre Liebe. Liebe, die vor zehn Jahren begonnen und ihre Trennung unbeschadet überdauert hatte. Mehr als ein kleines bisschen Nähe hatte es nicht bedurft, um sie wieder zum Leben zu erwecken.
Zumindest erging es ihr so.
Sie hatte keine Ahnung, was Peter fühlte. Sie wusste nur, dass er an ihrer Ehe festhalten wollte – für den Moment.
Allerdings hatte er ihr gleichwohl unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass es für ihn einfach praktisch war, verheiratet zu bleiben. Und während ihrer Begegnung in seinem Büro räumte er ein, dass er sie unmöglich lieben konnte.
Und doch …
Ally hoffte es. Die Art und Weise, wie er sie manchmal ansah … wie er sie berührte … sie küsste …
Sie musste es herausfinden.
Heute Nacht.
Und als sich nach einem langen Abend die Party endlich auflöste und sie und Peter sich im Schlafzimmer gegenüberstanden, zögerte sie nicht. Im Gegenteil. Diesmal war sie diejenige, die seine Hand ergriff und ihn zum Bett drängte.
Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Seine Augen wirkten dunkel und wie von schweren Lidern überschattet. Schlafzimmeraugen. Bislang hatte Ally den Ausdruck nicht verstanden, jetzt wusste sie genau, was damit gemeint war.
Ungeduldig befeuchtete sie mit der Zunge ihre trockenen Lippen.
Peter stöhnte auf … und übernahm die Führung. Hungrig presste er die Lippen auf ihre. Weich und zärtlich am Anfang, dann immer leidenschaftlicher. Genau darauf hatte sie gewartet und gehofft. Den ganzen Tag lang. Und vielleicht seit ihrer Hochzeitsnacht.
Dieser Kuss war jedes Warten wert.
Sorgen, Unsicherheiten, Verwirrung, alles war vergessen. Jeder rationale Gedanke war dahin. Ally konnte sich nur noch der süßen Überzeugungskraft seines Mundes ergeben, dem sinnlichen Spiel, das er mit Lippen und Zunge inszenierte.
Und obwohl er ebenso erregt war wie sie, nahm er sich Zeit. Küsste sie in aller Ausführlichkeit, verwöhnte jede noch so kleine Stelle mit geradezu akribischer Sorgfalt, als sei ihm die Vorbereitung ebenso wichtig wie das eigentliche Festmahl.
Ally genoss jede Sekunde.
Sie erfreute sich an seinem Geschmack, Meer und Salz und – seltsamerweise – einer Andeutung von Zitrone. In seinen Haaren lag noch der Hauch des abendlichen
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