Julia Extra Band 0302
abgesehen war es eine einzige Freude, mit Dante zusammen zu sein.
In Clays Gesellschaft hatte sie sich stets angespannt gefühlt. Er war ihr so makellos erschienen, dass sie immer gefürchtet hatte, sich danebenzubenehmen und sein Missfallen zu erregen. Stets hatte sie sich bemüht, ihm alles recht zu machen, doch er hatte an allem etwas zu meckern gefunden.
Dante war völlig anders. „Leben und leben lassen“, das schien sein Motto zu sein.
Alles hätte noch viel schöner sein können, wenn Natasha nicht ständig Angst um das Hotel hätte haben müssen.
Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Es war so ein herrlicher Tag mit Dante gewesen, da wollte sie sich und ihm nicht den Abend mit trüben Gedanken verderben.
„Sagen Sie mal, sind Sie gar nicht hungrig nach all den Aktivitäten?“, fragte sie. „Vielleicht sollten wir zu Abend essen.“
Er strahlte vor Begeisterung. „Ich habe mich nicht getraut, Ihnen den Vorschlag zu machen, aus Angst, Sie würden mir wieder einen Korb geben. Kommen Sie, Natasha, nichts wie raus hier. Ich habe einen Bärenhunger.“
Sie ließen das Kaufhaus hinter sich, bogen um eine Straßenecke und saßen sich wenig später in einer kleinen gemütlichen Trattoria gegenüber. Das Restaurant war mit alten Holztischen und –stühlen eingerichtet. Auf dem mit einer rot-weiß karierten Tischdecke verzierten Tisch stand eine Kerze in einer leeren Chiantiflasche.
„Essen Sie gern italienisch?“, fragte sie mit Unschuldsmiene und wollte sich über seine Reaktion ausschütten vor lachen.
„Natürlich! Schließlich bin ich Italiener … He, machen Sie sich etwa über mich lustig? Seit meine Schwester in Australien lebt, hat sie auch diesen merkwürdigen Sinn für australischen Humor. Ich muss gestehen, er verwirrt mich gelegentlich.“
Natasha lachte. „Das glaube ich Ihnen nur zu gern.“
„Erzählen Sie doch mal von Ihrer Schwester. Wie ist sie so? Es erstaunt mich sehr, dass sie Ihnen freie Hand lässt bei der Organisation von Paolos Geburtstagsparty. Außerdem wundert es mich, dass Sie im Hotel wohnen und nicht bei ihr.“
Dantes Miene verfinsterte sich. „Unser Verhältnis ist recht kompliziert.“
„Das klingt ja spannend. Bitte erzählen Sie mir von ihr.“
„Gina ist eine sehr nette Person, aber ziemlich egoistisch. Sie lässt sich gern verwöhnen, auch von ihrem Bruder. Ich kenne ihre Spielchen schon seit unserer Kindheit.“
Deshalb also hatte er im Spielwarenkaufhaus sofort auf ihre Bemerkung reagiert, Paolo nicht zu sehr zu verwöhnen!
„Meine Mutter konnte sie schon als kleines Mädchen um den Finger wickeln. Als Frau hat sie es leichter. Die Verantwortung für Calida liegt bei mir. Sowie Gina volljährig wurde, gab es für sie kein Halten mehr. Mutter war wohl ziemlich erleichtert, als Gina einen australischen Viehzüchter kennenlernte, der sie vom Fleck weg heiratete.“
Dante schien nicht der einzige Rebell in der Familie zu sein.
„Lebt sie seit ihrer Heirat hier in Australien?“
Dante nickte – seine Miene war ernst und nachdenklich. Ob noch mehr hinter der Geschichte steckte?
„Gina ist jetzt alleinerziehend. Ich nehme es ihrem Mann nicht einmal übel, dass er sie verlassen hat. Es gibt nur wenige Männer, die mit so einer penetranten, selbstherrlichen Frau zusammenleben können. Deshalb bin ich auch lieber im Hotel abgestiegen. Ich hänge sehr an meiner Schwester, aber allein die Vorstellung, eine Woche lang mit ihr unter einem Dach leben zu müssen, würde mich in den Wahnsinn treiben.“
Natasha lachte. „Ist sie wirklich so schlimm, oder sind Sie nur eifersüchtig auf sie, weil sie tun und lassen kann, was sie will. Wohingegen Sie die Verantwortung für das Fürstentum auf Ihren Schultern tragen?“
Dantes Blick war eisig.
„Ich gönne ihr ihre Freiheit, aber ich finde es unmöglich von ihr, ein hilfloses Kind in die Welt zu setzen, das unter den Fehlern seiner Mutter leidet. Wir alle müssen ständig Entscheidungen treffen, und wenn Menschen gedankenlos falsche Entscheidungen treffen, unter denen die ganze Familie leidet, dann ist das in meinen Augen unentschuldbar.“
Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Was würde Dante von den Entscheidungen halten, die sie getroffen hatte und die ihre Familie an den Rand des Ruins gebracht hatten. Wahrscheinlich würde er sie dafür verachten, wie er auch seine Schwester für ihre Fehlentscheidungen zu verachten schien. Das wäre ja furchtbar!
„Das ist offensichtlich ein
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