Julia Extra Band 0302
sie mit ihrem Vorgesetzten ins Bett ging.
Und obwohl Jessica insgeheim für Salvatore schwärmte, wusste sie, dass dieser ganze Plan einfach falsch war. Sie hatten so gut wie nichts gemeinsam und waren trotzdem dabei, sich auf eine Affäre einzulassen, die zu nichts führen konnte.
Betroffen starrte sie auf ihren Teller. „Es war ein Fehler, heute hierherzukommen“, verkündete sie unglücklich.
Sanft und ruhig ruhten seine Augen auf ihr. „Warum sagst du das?“
„Weil ich … Ach, komm schon, Salvatore. Du weißt genau, warum“, wisperte sie.
„Ich dachte, du wolltest mit mir essen gehen.“
„Das stimmt, aber letztlich war das keine gute Idee. Vielleicht liegt es auch an den Umständen. Die sind alles andere als optimal.“
„Letzte Woche warst du nicht so schüchtern“, erinnerte er sie.
„Ich weiß, aber vermutlich bereue ich genau das.“
„Tust du das?“ Weil sie nicht antwortete, sprach er mit tiefer Stimme weiter. „Jessica, sieh mich an!“
Im Hintergrund hörte sie Gelächter und Gläserklirren, aber alles schien unendlich weit weg zu sein. Widerwillig hob sie den Kopf, sah in seine azurblauen Augen und war augenblicklich wie hypnotisiert. Sie hatte Salvatores volle Aufmerksamkeit, und diese Erkenntnis brachte ihr Blut förmlich zum Kochen.
Wusste er das? Dass ein Blick von ihm reichte, um sie in einen Ausnahmezustand zu versetzen? Natürlich wusste er es, schließlich war er weder dumm noch unerfahren.
Schweigend ergriff er ihre Hand und betrachtete sie nachdenklich. Jessicas Fingernägel waren relativ kurz und die Haut trocken. Die meisten Frauen, mit denen Salvatore sonst ausging, hatten butterzarte Hände und ließen sich die Nägel regelmäßig im Nagelstudio künstlich aufbauen. Dies hier waren Arbeiterhände, wie er plötzlich erkannte. Er verspürte das starke Bedürfnis, Jessica zu verwöhnen und für ihre alltäglichen Mühen zu entschädigen.
Er hatte dieses Restaurant ausgewählt, um ihr etwas Gutes zu tun, aber scheinbar fühlte sie sich nicht wohl. „Wir müssen nicht hierbleiben, cara “, versicherte er ihr.
„Aber wir haben doch gerade erst bestellt.“
„Das können wir auch wieder rückgängig machen. Danach fahren wir einfach zu mir, ich habe den Kühlschrank voll, falls du hungrig sein solltest.“
„Bin ich nicht.“
„Nein.“ Ihre Blicke trafen sich. „Genau so wenig wie ich.“
Als er mit dem Daumen leicht ihre Hand massierte, schluckte sie. Von weither regte sich die Sehnsucht nach Erotik und nackter Haut und umspülte in warmen, weichen Wellen Jessicas Körper. Von Sekunde zu Sekunde fiel es ihr schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Sieht es nicht merkwürdig aus, wenn wir gleich wieder gehen?“, fragte sie heiser.
Salvatore lächelte. „Wen kümmert es, wie das aussieht? Die Meinung anderer Leute ist mir grundsätzlich egal.“ Schulterzuckend sah er auf ihre Hände hinunter und streichelte jeden einzelnen ihrer Finger. „Komm schon“, bat er mit rauer Stimme.
Das war wirklich die verrückteste Lösung von allen. Zuerst wollte Jessica so wenig wie möglich auffallen, und dann verließen sie ausgerechnet in dem Moment das Lokal, als die Kellner Salat und Rotwein servierten. Das würde garantiert von niemandem im Raum unbemerkt bleiben.
Trotzdem erleichterte es Jessica. Alles war besser, als dieser Verabredung krampfhaft die Fassade der Selbstverständlichkeit zu geben. Wo es doch offensichtlich sein dürfte, dass zwischen Salvatore und ihr nichts normal verlief!
Draußen könnte sie ihm in aller Ruhe mitteilen, dass sie einen riesengroßen Fehler begangen hatte, als sie gemeinsame Unternehmungen eingefordert hatte. Sie hätte niemals danach fragen sollen. Aber zumindest sah sie das jetzt ein und konnte sich zurückziehen, bevor sie es riskierte, verletzt zu werden.
Die Januarluft war eiskalt und ernüchternd. Leider hatte Jessica vergessen, sich Handschuhe mitzunehmen, und so wurden ihre Finger in kürzester Zeit taub vor Kälte.
„Ich halte es für das Beste, wenn wir den heutigen Abend einfach vergessen“, begann sie und zog ihren Mantel fester um sich. „Ich fahre allein mit der U-Bahn nach Hause.“
Seine Augen wurden schmal. „Was ist denn in dich gefahren?“, wollte er wissen. „Glaubst du, ich lasse dich abends ganz allein irgendwo hinfahren?“ Beinahe geräuschlos kam die Limousine neben ihnen zum Stehen, und da Salvatore sich der Fotografen vor dem Lokal durchaus bewusst war, schob er Jessica behutsam in den
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