Julia Extra Band 0302
sie ihren Job nicht verlieren wollte, musste sie sich auf das konzentrieren, wofür sie bezahlt wurde.
„Ich mache jetzt besser den Fußboden sauber“, sagte sie und zerrte an ihrem Eimer. Dabei schwappte das viel zu heiße Wasser, das sie zuvor geistesabwesend eingefüllt hatte, leicht über ihre Hand. „Autsch!“
„Sollecita!“ Salvatore schnalzte mit der Zunge und eilte ihr zur Hilfe. Energisch zog er sie zu einem kleinen Schrankwaschbecken und hielt ihre Finger unter fließendes kaltes Wasser. „Bleib hier ein paar Minuten so stehen“, befahl er mit rauer Stimme.
Jessica war zu müde und durcheinander, um sich gegen seinen herrischen Tonfall zur Wehr zu setzen, also nickte sie gehorsam. Der Schmerz ließ augenblicklich nach, und ihr wurde leicht schwindelig. Alles ging schief und fühlte sich so falsch an, trotzdem gefiel es ihr außerordentlich gut, dass Salvatore sie berührte. Was für eine vertrackte Situation!
Nach einer Weile drehte er den Wasserhahn zu und begutachtete die gerötete Haut auf ihrem Handrücken. Sacht strich er mit den Fingerspitzen darüber. „Du wirst es überleben“, murmelte er.
Seine zärtliche Stimme machte auch den Rest ihres Widerstands zunichte.
„Ist schon gut. Ich meine, mir geht es gut“, antwortete sie hastig und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen.
„Möglich“, gab er zurück und zog Jessica dabei behutsam in seine Arme. „Aber mir nicht.“
Ihre Augen weiteten sich erschrocken. „Was … was tust du da?“
„Das hier.“ Entschlossen blickte er in ihr blasses Gesicht. „Ich kann nicht anders.“
An seinem Blick und seiner Körperhaltung erkannte sie, dass Salvatore sie küssen wollte. Das musste sie verhindern, aber plötzlich war ihr das unmöglich.
„Salvatore“, flüsterte sie.
Ihm fiel auf, dass sie endlich wieder auf Förmlichkeiten verzichtete. Zufrieden lächelte er. „ Si , das ist mein Name.“
Ohne ein weiteres Wort nahm er seufzend ihre Lippen in Besitz. Sie schmeckten leicht nach Pfefferminz, als hätte sie sich gerade erst die Zähne geputzt. Hatte sie vielleicht sogar gehofft, dass es heute zu einem weiteren Kuss zwischen ihnen kommen würde? Diese Vorstellung fachte sein Verlangen an, und er schlang die Arme fester um Jessica. Mit beiden Händen umfasste er ihren Po und presste sie an sich. Ihre Körper passten perfekt zusammen, wie er fand.
Als er den Kopf hob, sah Jessica ihm erwartungsvoll in die Augen.
„Hier können wir nicht bleiben“, bemerkte er schlicht. „Komm mit in mein Apartment!“
Sie schluckte und rief sich verzweifelt in Erinnerung, was sie sich vorgenommen hatte. Mach dich nicht zu seinem Spiel zeug. Dass du niedere Arbeiten verrichtest, bedeutet nicht, dass du keinen Stolz hast.
„Nein“, gab sie stur zurück. „Ich kann nicht.“
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Vergiss den Putzkram für heute Abend!“
Beinahe hätte sie laut gelacht. Er glaubte wirklich, sie würde aus reinem Pflichtbewusstsein ablehnen! Traute er ihr denn keine tiefgründigeren Gedanken zu? „Das habe ich nicht gemeint.“
Ihr entschiedener Tonfall ließ ihn aufhorchen. Letzte Nacht hatte er sie bereitwillig gehen lassen, aber langsam stellte sie seine Geduld auf eine harte Probe. Was für einen Vorteil versprach sie sich davon?
Seine düstere Miene beeindruckte Jessica nicht im Geringsten. Sie schob ihr Kinn vor. „Meinst du, ich würde so einfach mit dir nach Hause fahren und in dein Bett steigen?“
„Warum hältst du dich künstlich zurück, wenn wir beide wissen, dass du es willst, cara mia ?“
Sie trat einen Schritt zurück, um Abstand zwischen sich und Salvatore zu bringen. „Im Leben geht es nicht immer darum, was man will, Salvatore. Es geht auch darum, was richtig und was falsch ist.“
Überrascht zog er die Augenbrauen zusammen. „Erzähl mir nicht, dass wir uns jetzt über Moral unterhalten wollen!“
Nun schüttelte Jessica ihrerseits den Kopf. „Nur, weil ich deine Büroräume reinige, gehst du davon aus, du könntest mich abschleppen und dann wieder fallenlassen. Behandelst du nicht alle Frauen so? Nein, natürlich nicht! Wäre ich jemand anderes, würdest du mir gegenüber zumindest ein normales Verhalten an den Tag legen. Mich vielleicht ins Theater einladen und allein mit mir essen gehen. Du würdest wenigstens so tun, als wärst du an meiner Person interessiert und nicht nur daran, mich möglichst schnell ins Bett zu bekommen.“
Sie atmete schwer und sah ihn mit einem Ausdruck an, den
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