Julia Extra Band 0303
hatte, das von ihm aus dem brennenden Wagen gezogen worden war. Der passte jedenfalls exakt in jene Kategorie. Er war nicht einmal davor zurückgeschreckt, das in Angst und Schmerz um ihr lebensgefährlich verletztes Kind erstarrte Paar auch noch zu fragen, ob sie sich verantwortlich für Cesares Erblindung fühlten.
Sam, die sich durch Cesares pauschale Verurteilung verletzt fühlte, presste verstimmt die Lippen zusammen.
„Ich versuche durchaus, nicht alle über einen Kamm zu scheren“, fuhr Cesare fort, als habe er schon wieder ihre Gedanken gelesen. „Wahrscheinlich würden sogar die meisten deiner Berufskollegen davor zurückschrecken, mit ihrer Zielperson zu schlafen, nur um eine gute Story zu bekommen. Dabei hätte ich es wirklich besser wissen müssen …“
Keine Sekunde später hörte er ein klatschendes Geräusch und spürte gleichzeitig einen brennenden Schmerz auf seiner Wange. Die Wucht des Schlages war so groß, dass sein Kopf zur Seite flog.
Entsetzt und voller Scham presste Sam beide Hände auf ihr wild hämmerndes Herz. Plötzlich hatte sie nur noch rot gesehen. Selbst wenn sie für Cesare nur ein bedeutungsloses Intermezzo unter vielen gewesen war … musste er ihre gemeinsame Nacht denn unbedingt derart in den Dreck ziehen und billig aussehen lassen?
Der Schock ließ Sam am ganzen Körper haltlos zittern. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie jemanden geschlagen. Das lag einfach nicht in ihrer Natur. Es war dieser Mann! Als Cesare die Demütigung auch noch komplett machte, indem er sie auslachte, stiegen ihr vor Frustration heiße Tränen in die Augen.
„Findest du das etwa lustig?“
Mit einer Hand seine brennende Wange reibend, hob er die breiten Schultern und ließ sie wieder fallen. „Da habe ich schließlich doch noch eine Frau gefunden, die keine Rücksicht auf meine Behinderung nimmt“, stellte er mehr für sich fest. „Und wenn du nicht gleichzeitig eine gefühllose, berechnende kleine Hexe wärst, würdest du dich ziemlich gut für den Posten als meine neue Assistentin eignen … oder als meine Geliebte.“
„Wenn das der ausgeschriebene Job sein soll, ist es kein Wunder, dass du Schwierigkeiten hast, ihn zu besetzen!“, schoss Sam mit beißender Ironie zurück. „Ebenso wenig, dass sich deine Verlobte von dir getrennt hat!“
Cesare neigte den Kopf leicht zur Seite, doch seine Miene blieb ausdruckslos. Er ließ sich weder anmerken, ob sie ihm mit der Ohrfeige ernsthaft wehgetan hatte, noch, was er über ihre letzte Äußerung dachte. Aber Sam fühlte sich auch so schrecklich schuldbewusst und unwohl in ihrer Haut.
„Das stand nämlich in dem Artikel, den ich gelesen habe“, erklärte sie fast trotzig. „Übrigens war ich zufällig im Foyer, als dieses aufregende Exmodel mit einer Meute von Paparazzi an den Fersen das Gebäude verließ und …“ Sie brach ab, als ihr auffiel, dass sie sich schon wie eine eifersüchtige Geliebte anhörte. „Ich nehme an, die Missverständnisse zwischen euch beiden sind wieder ausgeräumt?“
Doch so leicht, wie sie es gehofft hatte, schnappte Cesare nicht nach dem ausgelegten Köder.
„Berufliches oder privates Interesse?“, fragte er zynisch.
„Dein Liebesleben interessiert mich weder beruflich noch sonst irgendwie“, behauptete Sam schnippisch. „Und auch, wenn es mir leidtut, dass sie dich verlassen hat, kann man ihr kaum einen Vorwurf deswegen machen. Denn, blind oder nicht, du bist und bleibst ein Schuft! Und ich wünschte nur, ich hätte tatsächlich wegen einer Story mit dir geschlafen, dann käme ich mir jetzt nur halb so bescheuert vor!“
„Wenn nicht wegen einer Story, warum bist du dann mit mir ins Bett gegangen?“
Sam ignorierte die Frage. So, wie sie es sich selbst gegenüber bereits seit zwölf Wochen tat.
„Du glaubst doch nicht wirklich, ich würde über … so etwas schreiben, auf die Gefahr hin, damit meine Familie und meine Freunde zu verletzen? Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Das einzige Gefühl, das mich seither beherrscht, ist Scham.“
Cesare neigte den Kopf zur Seite. „Du hältst Sex für etwas, dessen man sich schämen muss?“
„Nur den Sex mit dir! Ich … ich hatte schon andere Beziehungen … und ich war verlobt!“
„Verlobt?“ Aus einem unerfindlichen Grund störte Cesare diese Eröffnung enorm. Warum, darauf konnte er sich allerdings keinen Reim machen.
„Ja, verlobt! Und ich habe ein ausgesprochen gesundes Verhältnis zu Sex, falls dich das interessiert!
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