Julia Extra Band 0303
garniert und eine Kerze in die Mitte gesteckt. Ihre kleine Feier war allerdings überschattet von den Erinnerungen an ihre Lieben, die nicht mehr bei ihnen sein konnten.
Im Laufe der Zeit war Jeffrey ihre neue Familie geworden, ebenso wie Kirsten seine. Sie war die einzige Mutter, die er kannte, und sie liebte ihn wie ihr eigenes Kind.
Mit seinem Schweigen hatte Rowe in ihren Augen jedes Recht auf seinen Sohn verloren. Wenn er Nats Brief beantwortet oder wenigstens später auch nur einen Funken Interesse bekundet hätte, wäre sie verpflichtet gewesen, das Sorgerecht mit ihm zu teilen, aber darauf hatte er verzichtet, indem er sich nicht meldete.
Ob er überhaupt wusste, dass Natalie eine Schwester hatte, die nach ihrem Tod die Mutterrolle für sein Kind übernommen hatte? Selbst wenn er zu dem Zeitpunkt dem Rennzirkus bereits den Rücken gekehrt hatte, musste er doch von Natalies Tod in der Zeitung gelesen haben.
Aber wahrscheinlich hatte sie ihm nicht mehr bedeutet, als irgendein One-Night-Stand, obwohl Nat ihm doch noch ihren richtigen Namen im Brief genannt hatte. Würde er sich überhaupt an sie erinnern, bei der Menge von Frauen, die sein Leben streiften, ohne große Spuren zu hinterlassen?
Kirsten bezweifelte das ernsthaft und spürte, wie der altvertraute Groll auf den Comte de Aragon ihr Blut zum Sieden brachte. Und die Tatsache, dass die unverhohlene Bewunderung in seinen meergrünen Augen sie auch noch erregt hatte, obwohl er der letzte Mann auf Erden war, mit dem sie etwas zu tun haben wollte, machte sie nur noch wütender.
Als Mitglied des Vorstandes von Château Merrisand durfte er Respekt von ihr erwarten, aber dem Privatmann Romain Sevrin schuldete sie gar nichts!
Erst jetzt wurde Kirsten bewusst, dass sie bereits seit zwanzig Minuten, völlig den traurigen Ereignissen der Vergangenheit hingegeben, in ihrem Büro saß. Die mörderischen High Heels hatte sie zwar gleich von den schmerzenden Füßen gestreift, doch den Erfrischungsdrink wollte sie sich erst nach dem Treffen mit Rowe gönnen.
Da sie keine anderen Schuhe im Büro hatte, quälte sie sich wieder in die hochhackigen schwarzen Sandalen, wobei ihre Füße sich anfühlten, als würden sie von Tausenden von Nadelstichen malträtiert. Vorsichtig ging Kirsten zur Tür.
Sie hoffte nur, dass Rowe die Zusammenkunft nicht unnötig in die Länge zog, damit sie so bald wie möglich Jeffrey aus der Schlossschule abholen und mit ihm zusammen nach Hause gehen konnte.
Während die Chefkuratorin, Lea Landon, in Europa weilte, wo sie eine Wanderausstellung mit besonders kostbaren Exponaten aus der Adelskollektion betreute, lag die Hauptlast der Arbeit und Verantwortung auf Kirstens Schultern.
Wenn Rowe nur nicht ausgerechnet heute im Château Merrisand aufgetaucht wäre!
Aber kein Zeitpunkt wäre günstig, was diesen Mann betrifft, überlegte Kirsten auf dem Weg zum Kuratoriumsbüro. Seine Vergangenheit mit ihrer Schwester schloss von vornherein aus, dass sie ihm jemals unvoreingenommen gegenübertreten würde.
2. KAPITEL
Rowe Sevrin konnte sich nur mit äußerster Willensanstrengung davon abhalten, unruhig im Kuratoriumsbüro auf- und abzutigern.
Seine Reaktion auf die Frau, die Maxim ihm als Mitarbeiterin zugedacht hatte, war derart heftig, dass sie ihn völlig verwirrt und erschüttert hatte. Einziger Trost war, dass sein Cousin Maxim nicht mitbekommen hatte, wie diese Kirsten Bond, der er nie zuvor begegnet war, ihn vorgeführt hatte!
Sie war unbestreitbar attraktiv. Doch gerade während seiner Zeit als Rennfahrer hatten ihn Horden von Frauen belagert, die viel spektakulärer aussahen.
Aber diese Kirsten strahlte etwas aus, das er bei den konventionellen Schönheiten vermisst hatte. Vielleicht war es die spürbare Begeisterung für ihre Arbeit. Während sie sprach, hatte er sich kaum von ihren fein geschnittenen Zügen losreißen können, denn sie schien von innen heraus zu strahlen.
Da er selbst ein sehr leidenschaftlicher Typ war, berührte ihn diese hemmungslose Hingabe durchaus positiv. Nicht umsonst wuchs in ihm der Wunsch, diese Frau auszuführen und dazu zu bringen, ihre Leidenschaft mit ihm zu teilen – eine Vorstellung, die mehr als erregend war.
Rowe schüttelte instinktiv den Kopf. Hatte er sich nicht geschworen, sich auf keinerlei romantische Verwicklungen mehr einzulassen? Zu viele seiner Affären machten keinen Hehl daraus, mindestens ebenso auf den Titel der Vicomtesse versessen zu sein wie auf ihn. Und wenn er ehrlich
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